Die Großgemeinde unternimmt mit Unterstützung des Landratsamtes den Versuch, eine Flüchtlingsunterkunft in der Nähe des Rathauses zu verhindern. Konkret will man die Regierung von Oberbayern davon überzeugen, dass am Ortsrand neben Wertstoff- und Bauhof eine Containerunterkunft errichtet werden soll.
Bereits seit etwas mehr als einem Jahr ist bekannt, dass die Regierung von Oberbayern ein Hotel in Vaterstetten zu einer Flüchtlingsunterkunft umnutzen will. Zunächst waren drei Kandidaten im Gespräch: das seit Jahren leerstehende Hotel am Baldhamer Marktplatz, ein Appartement-Hotel am Gewerbegebiet in der Baldhamer Straße und das rund 200 Meter vom Rathaus entfernte Hotel Cosima in der Vaterstettener Wendelsteinstraße.
Ob die Umnutzung des Hotels überhaupt genehmigungsfähig wäre, ist noch nicht geklärt
Die ersten beiden waren bald aus dem Rennen: Jenes am Gewerbegebiet stand letztlich nicht zur Verfügung, eine Umwidmung des Hotels in Baldham ist wegen bestimmter Vorgaben, etwa wie hoch der Anteil von Gewerbe sein muss, eher kompliziert. Als solches gilt zwar ein Hotel, aber nicht eine staatliche Unterkunft. So blieb als einigermaßen umsetzbare Möglichkeit nur noch der Standort in der Wendelsteinstraße – allerdings gibt es dort bereits einen genehmigten Bauantrag, das Hotel durch ein Wohnhaus zu ersetzen.

Flüchtlinge im Landkreis Ebersberg:Wohnen im Hotel? Bitte nicht
In ein leer stehendes Hotel in Baldham könnten bald Flüchtlinge einziehen - dagegen regt sich Widerstand. Die Möglichkeiten der Gemeinde, Einfluss zu nehmen, sind aber begrenzt.
Darauf, dass das Baurecht oder andere Pläne der Eigentümer der Regierung einen Strich durch die Rechnung machen, will man sich in Vaterstetten und Ebersberg nicht verlassen. Wie Bürgermeister Leonhard Spitzauer und sein Amtsvorvorgänger, der jetzige Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß (beide CSU) nun bekanntgeben, schlage man der Regierung einen anderen Standort vor, eben das Grundstück am Föhrenweg.
Dort befindet sich bereits eine Unterkunft der Regierung von Oberbayern, vor fast genau sieben Jahren wurde diese in Betrieb genommen. Die Einrichtung hat 100 Plätze für sogenannte Kontingent-Flüchtlinge. Diese Personen werden aufgrund internationaler Abkommen aus humanitären Gründen in der Bundesrepublik aufgenommen. Außerdem gibt es dort bis zu acht Plätze für Obdachlose aus Vaterstetten.

Das nun vorgeschlagene Grundstück für die neue Flüchtlingsunterkunft liege „in der unmittelbaren Verlängerung der bestehenden Übergangseinrichtung am Föhrenweg“. Dort befindet sich derzeit eine Art Materiallager für Bauzubehör. Mit den Eigentümern der Fläche sei das Landratsamt bereits in Verhandlungen und offenbar sind diese auf einem guten Weg. Denn weiter heißt es: „Die Unterkunft wird bis zu 150 Betten umfassen und in Containerbauweise errichtet werden.“ Etwas weiter unten klingt das zwar ein bisschen vorsichtiger, das Landratsamt sei dabei „die Realisierung einer Unterkunft mit bis zu 150 Betten zu prüfen“. Die Containerunterkunft solle„ zunächst auf fünf Jahre angelegt sein“.
Dass man im Rathaus nicht besonders glücklich war, mit der Vorstellung, Flüchtlinge könnten in ein Hotel in Vaterstetten einziehen, ist nicht neu. Schon als die Pläne der Regierung im Februar des vergangenen Jahres publik wurden, verwies Spitzauer auf Befürchtungen von Anwohnern vor Lärmbelästigung oder Vermüllung im Umkreis großer Unterkünfte.

Geflüchtetenunterkunft Markt Schwaben:Friede am Ziegelstadel?
Das Landratsamt hat zu einer Besichtigung der neuen Unterkunft auf einem ehemaligen Firmengelände in Markt Schwaben eingeladen. Auch Vertreter der früheren Bürgerinitiative gegen die Unterbringung der Geflüchteten in ihrer Nachbarschaft sind gekommen.
Auch in der aktuellen Pressemitteilung nennt der Bürgermeister Argumente gegen den Standort in Rufweite seines Dienstsitzes: „Aufgrund der unmittelbaren Nähe zur Wendelsteingrundschule und auch zum Ortszentrum“ hätten er und der Landrat „diesen Standort als ungeeignet bewertet und die Unterkunft dort abgelehnt“.
„Uns ist wichtig, dass wir eine sozialverträgliche und praktikable Lösung finden, die sowohl den Anforderungen der Flüchtlingsunterbringung gerecht wird als auch den Interessen der Bürgerinnen und Bürger Rechnung trägt“, lassen sich Bürgermeister und Landrat nun zitieren. Gemeinde, Landratsamt und Eigentümer wollten nun „zusammenarbeiten, um zeitnah zu einer tragfähigen Lösung zu kommen“.
Eine konkrete Zeitschiene, bis wann die neue Unterkunft stehen soll, nennen Landrat und Bürgermeister nicht - das dürfte an den nicht immer einfachen Verhandlungen mit der Bezirksregierung liegen: Jene für die dann 2018 eröffnete Unterkunft hatten Ende 2013 begonnen.