Vaterstetten:Fahrschüler aus dem Landkreis dürfen nicht mehr in München geprüft werden

Vaterstetten: Fahrlehrer Christian Marchio und Schülerin Pia beim Üben.

Fahrlehrer Christian Marchio und Schülerin Pia beim Üben.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Bisher wurde bei dieser Regel ein Auge zugedrückt. Nun setzt die Regierung von Oberbayern sie durch.

Von Carolin Schneider, Vaterstetten

"Da reden wir von Feinstaubbelastung und fahren nutzlos durch die Gegend", ärgert sich Peter Kopeczek von "Peters Fahrschule" in München. In seine Filiale in Haar kommen viele Fahrschüler aus Vaterstetten. Da Vaterstetten aber kein zugelassener Prüfort ist, liegt es am Landratsamt zu entscheiden, wo die Fahrprüfung stattfindet.

Seit einigen Monaten schreibe das Landratsamt in Ebersberg nun vor, dass Fahrschüler des Landkreises entweder in Markt Schwaben, Grafing oder Ebersberg ihre Prüfung ablegen müssen. Zuvor hatte Kopeczek vielen Vaterstettenern das Autofahren in München beigebracht, auch die Prüfung fand in der Landeshauptstadt statt. Er versteht nicht, warum dies plötzlich nicht mehr möglich ist.

"Das ist ja nichts Neues", sagt Robert Mertens von der "Fahrschule Ernst und Mertens", die unter anderem Filialen in Poing und Anzing hat. Die Regelung, dass der Prüfort nahe am Wohnort zu liegen habe, gebe es schon lange. Bisher habe man im Landratsamt "einfach nur ein Auge zugedrückt und deshalb auch Prüfungen in München zugelassen", so Mertens.

Regina Bichler ist stellvertretende Sachgebietsleiterin bei der Führerscheinstelle in Ebersberg und erklärt, warum sie nun kein Auge mehr zudrücken kann: "Wir haben im Herbst 2016 dem Druck der Regierung in Oberbayern nachgegeben, endlich die Prüfortregelung richtig anzuwenden." Konkret bedeute das, an einem Ort zu prüfen, der nahe am Wohnort des Fahrschülers liegt. Im Landkreis Ebersberg seien das die drei vom TÜV festgelegten Prüforte Ebersberg, Grafing oder Markt Schwaben.

Diese Neuerung habe die Behörde den Fahrschulen an den Landkreisgrenzen in einem Schreiben mitgeteilt. Das bestätigt auch Peter Kopeczek, jedoch sei wohl kaum von der Hand zu weisen, dass München von Vaterstetten aus näher liegt als die drei Prüforte im Landkreis. "Fünf Kilometer nach München oder 20 nach Markt Schwaben - das ist schon ein Unterschied", sagt er.

München als Option wäre für viele Fahrschulen günstiger

Ganz so einfach könne man es sich nicht machen, so Bichler: "Der Tüv hat für den Landkreis München Ost das Michaelibad als Abfahrtsort festgelegt. Alle Prüfungen müssen von dort starten. Von Vaterstetten zum Michaelibad sind es auch rund 13 Kilometer." So groß sei der Unterschied also nicht. Für die Fahrschüler aus Poing sei es kein Problem, Fahrstunden sowohl in München als auch in Markt Schwaben zu haben, so Mertens.

"Markt Schwaben ist ja sowieso nicht so groß, da kommt man bei der Prüfung automatisch auch in Poing oder Anzing vorbei und fährt im eigentlichen Wohnort", erklärt er. "Und in München üben wir auch - für später." Im Landratsamt begrüße man es laut Bichler, wenn Übungsstunden zum Teil auch in München stattfinden. "Wir haben zwar auch im Landkreis gefährliche Stellen, aber trotzdem ist es gut, wenn die Schüler auch in der Großstadt mit mehrspurigen Straßen und der Trambahn üben", sagt Bichler.

Kopeczek aber ist es wichtig, die Fahrschüler dort üben zu lassen, wo sie später auch ihre Prüfung ablegen müssen. Deshalb müsse er für jede Stunde nach Markt Schwaben fahren. Das koste Geld und sei nicht gut für die Umwelt. Bichler kann darüber nur den Kopf schütteln: Die Übungsstunden könnten doch trotzdem in München stattfinden. "Warum sollte jemand, der in München Autofahren gelernt hat, es plötzlich in Markt Schwaben nicht mehr können?" Ihr ist klar, warum manche Fahrschulen über die Entscheidung des Landratsamtes entrüstet sind. "Für eine Fahrschule ist es natürlich organisatorisch günstiger, wenn sie eine Sammelprüfung in München machen kann."

Kopeczek ist jedoch der Meinung, dass es sich keineswegs um Bequemlichkeit der Fahrschulen handelt. "Vaterstettener sind auch später mehr in München unterwegs als in Ebersberg oder Markt Schwaben", sagt er. Deshalb hat er im Februar ans Landratsamt geschrieben, um zu erklären, was ihn ärgert. Antwort habe er bis jetzt keine erhalten. Bei Bichler in der Führerscheinstelle ist ein Schreiben von "Peters Fahrschule" aber auch nie angekommen, sagt sie. "Vielleicht wurde es mit einem Führerscheinantrag abgegeben und ist untergegangen", vermutet sie. "Es wäre schön gewesen, wenn sich die Fahrschule einfach noch einmal bei uns gemeldet hätte."

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