Umweltdebatte:Gemeinde Vaterstetten lässt Eulenweg teeren

Eulenweg Vaterstetten

Vorher - Nachher: Der Eulenweg, ein beliebter Spazierweg in Vaterstetten.

(Foto: Privat)

Aus dem Kiesweg ist ein Asphaltweg geworden, was bereits zu erheblicher Kritik führt. Der Bürgermeister verteidigt den Schritt.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Ein Schnäppchen verursacht derzeit Unmut in der Großgemeinde. Vor einigen Tagen wurde ein bisher ungeteerter Abschnitt des Vaterstettener Eulenwegs im Baugebiet westlich der Dorfstraße asphaltiert. Dies kritisieren nun die Vaterstettener Grünen, die Maßnahme sei nicht nur unnötig und umweltschädlich sondern widerspreche auch dem in der Gegend gültigen Bebauungsplan - den nur der Gemeinderat ändern kann, wo die Sache indes bislang nicht behandelt wurde.

Man sei "empört über die Asphaltierung des Eulenwegs", so Grünen-Fraktionssprecher Axel Weingärtner in einer Pressemeldung. Grund für die Empörung ist zum einen, dass im Bebauungsplan für das neue Wohngebiet Nordwest ausdrücklich vermerkt ist: "Wege sind wasserdurchlässig herzustellen, sofern nicht zwingende funktionale Gründe dagegen sprechen". Solche könne man hier nicht erkennen, denn auch durch das Neubaugebiet habe sich der Charakter des Eulenweges als Spazierweg nicht verändert.

Wohl aber gebe es einige Gründe, die gegen die nun erfolgte Asphaltierung sprechen. Zum einen das starke Wachstum in der Gemeinde Vaterstetten und der damit einhergehende Verlust von Freizeit- und Erholungsflächen. "Umso mehr muss jede unnötige Bodenversiegelung und Urbanisierung der Gemeinde vermieden werden", schreibt Weingärtner weiter.

Darum stellt er auch die Frage, was aus der derzeit als Baustellenzufahrt genutzten Straße werden soll, die am westlichen Rand des Wohngebietes verläuft. Laut Plan soll diese nach Abschluss der Arbeiten im Wohngebiet zu einem Fuß- und Radweg werden - mit wasserdurchlässigem Belag. Nun aber habe man bei den Grünen die Befürchtung, dass dieser Weg einfach bleibe was er bereits ist: eine Asphaltstraße. "Dies wäre ein klarer Verstoß gegen die vom Arbeitskreis Grünkonzept erarbeiteten Planungen und Beschlüsse."

"Dieses Geld hätte sicherlich besser angelegt werden können."

Die man ja nicht ohne Grund getroffen habe, schließlich heize sich der asphaltierte Untergrund stärker auf als der Kiesweg und speichere die Wärme auch länger. "In Zeiten der Klimaerwärmung ist das gerade in einem Wohngebiet sehr ungünstig und sollte auf ein Minimum reduziert werden", finden die Grünen. Des weiteren sei eine solch aufgeheizte Asphaltdecke auch "eine nahezu unüberwindbare Barriere für kriechende Insekten", und die wasserundurchlässige Straße sei für den Wurzelbereich der Alleebäume "nachteilig und schädlich".

Nicht zuletzt seien auch menschliche Nutzer negativ betroffen: "Für Läuferinnen und Läufer, die den Eulenweg als Joggingstrecke nutzen, stellt jeder Meter Asphalt eine zusätzliche Belastung ihrer Gelenke dar." Des weiteren wollen die Grünen wissen, wer die Asphaltierung veranlasst und was diese gekostet hat. "Dieses Geld hätte im Umfeld der massiven Neubebauung sicherlich besser angelegt werden können."

Zumindest in diesem Punkt kann Bürgermeister Georg Reitsberger (Freie Wähler) voll und ganz Entwarnung geben: "Das war kostenfrei für die Gemeinde", übernommen hätte die Asphaltierungsmaßnahme ein Bauträger aus dem anliegenden Wohngebiet, der dort ohnehin gerade Straßenarbeiten vornehmen lässt. Was auch einer der Gründe dafür gewesen sei, warum die Asphaltierung nun so kurzfristig und ohne Behandlung in den Gremien erfolgt ist: Die Arbeiter und Baumaschinen waren einfach gerade vor Ort.

Auch den Vorwurf, dass es sich um eine völlig unnötige Maßnahme gehandelt habe, weist Reitsberger zurück. "Es ist schon eine Verbesserung für die, die den Weg nutzen." So sei der Eulenweg beispielsweise sehr beliebt bei den Bewohnern des nahen Seniorenheims in der Fasanenstraße. Besonders bei jenen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, auf einen Gehwagen oder einen Rollstuhl angewiesen sind, sei der neue Straßenbelag deutlich angenehmer zu benutzen als die alte Kiesstrecke. Genau wie für den Winterdienst, sagt der Bürgermeister, "den Kiesweg fahren die Schneeräumer oft lose", was im Frühjahr dann repariert werden müsse.

Bei allem Verständnis für die Maßnahme - angeordnet habe er sie indes nicht persönlich, sagt Reitsberger. Dies habe die Tiefbauabteilung im Bauamt getan: "Wir haben einen sehr fleißigen Straßenbaumeister, der war sich sicher, dass man damit etwas Gutes tut."

Im Gemeinderat oder im Straßen- und Verkehrsausschuss werde die Angelegenheit Eulenweg indes trotzdem noch einmal Thema sein, sagt Reitsberger, "nicht zur Entscheidung, sondern zur Rechtfertigung", die Anfragen der Grünen werde er dann beantworten. Einen Rückbau des Eulenweges in seinen alten Zustand befürwortet der Bürgermeister indes nicht, wohl nicht zuletzt deshalb, weil den dann die Gemeinde zahlen müsste.

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