Vaterstetten:Eine Auszeit vom Alltag

Vaterstetten: Langsam gießt David Caspi (rechts) den grünen Tee auf, genau beobachtet von Moderatorin Nicola Rehmann und ihrem Fernsehteam.

Langsam gießt David Caspi (rechts) den grünen Tee auf, genau beobachtet von Moderatorin Nicola Rehmann und ihrem Fernsehteam.

(Foto: Hinz-Rosin)

David Caspi führt den Bayerischen Rundfunk in die Geheimnisse der Tee-Zubereitung ein

Von Alina Schimansky, Vaterstetten

"Halten Sie die Kanne bitte auf optimaler Höhe, wir tun jetzt mal so, als wäre Wasser in ihr", so lauten die Anweisungen von Nicola Rehmann. Die Küche in der Volkshochschule sieht aus wie einem Hochglanzmagazin entsprungen. Rote Wände, Cerankochplatten und der Glanz der Abzugshauben aus Edelstahl fallen sofort ins Auge. Erst seit drei Wochen ist sie nutzbar. Diese Hochglanzküche also wird an diesem Tag zum Drehort. Ein 16-köpfiges Team des Bayerischen Rundfunks, ausgestattet mit zwei Kameras, drängt sich in den Raum. Neben der Nanaminze und den Zimtstangen ist Teesommelier David Caspi der Hauptakteur des Abends. Moderatorin Rehmann bespricht mit ihm noch einmal einzelne Szenen.

"Ursprünglich war ich in der Telekommunikation tätig und bin daher viel in die asiatischen Räume gereist", erzählt David Caspi. Zurück in Deutschland sei ihm die Entscheidung nicht schwer gefallen, sich für seine Leidenschaft, den Tee, zu entscheiden. Als er noch in seiner früheren Arbeit tätig war, sei er ausschließlich ein Kaffeetrinker gewesen. "Kaffee ist etwas Schnelles, der Genuss kommt dabei zu kurz", findet der Teesommelier. In asiatischen Ländern sei Kaffee dagegen nicht so stark vertreten, also war er, Caspi, auf der Suche nach einer Alternative. Ursprünglich kommt er aus Israel; erst die Liebe zu einer deutschen Frau hat ihn nach Bayern verschlagen.

Auf der Küchenablage sind kleine weiße Schälchen mit Gewürzen und Teeblättern platziert, von Teebeuteln keine Spur. Ein schwarzes und ein mintfarbenes Porzellankännchen stehen auf einem Holztablett, am Boden liegen die schwarzen und roten langen Kabel der Kameras. David Caspi zeigt für die Kamera, wie man grünen Tee aus frischen Zutaten mischt, und greift zu der Nanaminze, die er in die Glaskanne gibt. Seit bereits drei Jahren bietet Caspi alle sechs Monate Tee-Kurse an der Volkshochschule an, diese seien mit zwölf Teilnehmern gut besucht. Für zwölf Euro kann man zum Beispiel in die marokkanische Zeremonie des Teetrinkens für drei Stunden eintauchen. "Anfangs beginnen wir mit dem theoretischen Teil, im Anschluss folgt dann die Zubereitung des Tees", erklärt der Teesommelier. Zusätzlich baut Caspi einen Onlineshop namens "Tea for you" auf. Darin will er Tee wie auch Zubehör für die perfekte Zubereitung verkaufen.

"Als ich von einer Mitarbeiterin des Bayerischen Rundfunks angerufen wurde, dachte ich erst, dass sie von der Versteckten Kamera ist", erinnert sich Caspi zurück und muss dabei schmunzeln. Sein Beitrag wurde am Dienstag in der Abendschau des Bayrischen Rundfunks ausgestrahlt. Caspi geht darin genau auf den Unterschied zwischen hartem und weichem Wasser ein. Hartes Wasser habe einen zu hohen Kalkanteil, was den Geschmack beeinträchtige; mit speziellen Sieben könne man diesen reduzieren. Einen Teebeutel wird man bei ihm zu Hause nicht finden, das macht der Teesommelier klar: "Die Qualität des Tees im Beutel kann man nicht mit frischen Kräutern vergleichen", ist er überzeugt. Man solle sich einfach etwas mehr Zeit nehmen. Denn nicht nur das Trinken des Tees sei entspannungsfördernd, auch die Prozedur der Zubereitung könne für einen kleinen Moment vom stressigen Alltag ablenken.

Ein weiterer Durchlauf wird geprobt, noch einmal wird die Teekanne in optimaler Höhe gehalten. "Ich möchte Aktion! Wenn ich etwas sage, müssen Sie die passende Handbewegung dazu ausführen", fordert die Moderatorin. Ein weiterer Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks hilft David Caspi dabei, sich mit dem Mikrofon zu verkabeln. "Schwarzer und grüner Tee sollte in jedem Haushalt zu finden sein", findet der Teeliebhaber. Denn eine kleine Auszeit würde schließlich jedem einmal gut tun.

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