Verkehr:Vollbremsung in Vaterstetten

Verkehr: Die Maibaumkreuzung an der Dorfstraße in Vaterstetten bleibt erst einmal, wie sie ist.

Die Maibaumkreuzung an der Dorfstraße in Vaterstetten bleibt erst einmal, wie sie ist.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Seit Jahren gibt es Beschwerden über die Maibaumkreuzung an der Dorfstraße, der zuständige Ausschuss hat einen Umbau jetzt trotzdem mehrheitlich abgelehnt.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die Antwort auf die 4000-Euro-Frage bei einer beliebten TV-Gameshow ist in normalerweise eine schaffbare Hürde. Die mögliche Beseitigung eines der langwierigsten Ärgernisse im Vaterstettener Straßenverkehr ist nun aber an einer 4000-Euro-Frage gescheitert - ganz genau war es sogar nur die 3272-Euro-und-50-Cent-Frage. So viel hätte die Gemeinde in eine zusätzliche Verkehrsuntersuchung für die Maibaumkreuzung an der Dorfstraße investieren müssen, die Mehrheit im Bau- und Straßenausschuss lehnte dies indes ab.

Die Verbindung zwischen der Dorfstraße sowie der Fasanenstraße einerseits und Carl-Orff-Straße andererseits ist seit Jahren Anlass so mancher Beschwerden. Auch auf der Bürgerversammlung im vergangenen Herbst war eine solche zu hören, der sich zunächst sämtliche Fraktionen des Vaterstettener Gemeinderates anschlossen. Einstimmig votierte der zuständige Ausschuss damals dafür, dass sich die Verwaltung mit dem Landratsamt - die Dorfstraße ist eine Kreisstraße - ins Vernehmen setzen soll, und geprüft wird, welche Maßnahmen für mehr Verkehrssicherheit an der Kreuzung umsetzbar sind. Auch Anregungen, welche das sein könnten, gab es: So solle man untersuchen, ob ein Kreisverkehr sinnvoll sei oder besser eine Ampel.

Für die Behörden ist die Stelle zu ungefährlich

Am besten gar nichts, war nun aber die Auffassung von drei der fünf Fraktionen: CSU, FDP und Freie Wähler votierten am Ende dafür, gar keine Umbauten an der Kreuzung vorzunehmen und darum auch keine weiteren Untersuchungen zu beauftragen. Die Verwaltung hatte eine Videoanalyse der Kreuzung ins Spiel gebracht, 6545 Euro würde diese kosten, von denen der Landkreis die Hälfte bezahlen würde.

Warum die Konservativen im Ausschuss gegen eine solche Untersuchung - und damit für das Aus möglicher Umbauten an der Kreuzung - stimmten, begründeten sie mit den bereits vorgenommenen Untersuchungen. So hatte die Gemeinde im Februar bereits eine 24-Stunden-Geschwindigkeitsmessung rund um die Kreuzung vorgenommen, mit dem Ergebnis, dass 85 Prozent der Autos auf der Dorfstraße nicht nur das Tempolimit von 50 einhalten, sondern sogar um gut fünf Kilometer pro Stunde unterschreiten.

Ebenfalls untersucht wurde die Verkehrsmenge an einem Werktag, damals waren binnen 24 Stunden 7280 Autos unterwegs, allerdings nicht gleichmäßig über den Tag verteilt. Am meisten los war am Nachmittag gegen 16 Uhr, mit etwa zehn Autos pro Minute in der Dorf- und drei in der Fasanenstraße. Dies sei zwar ein deutlich erhöhtes Verkehrsaufkommen, so die Verwaltung, liege laut Verkehrsbehörde im Landratsamt Ebersberg aber nicht über den Werten anderer Kreisstraßen im nördlichen Landkreis.

Den Umbau müsste die Gemeinde alleine zahlen

Auch was die Gefährlichkeit der Kreuzung angeht, sehen die übergeordneten Behörden keinen Handlungsbedarf. Das Staatliche Bauamt Rosenheim erneuerte seine Einschätzung, dass diese kein Unfallschwerpunkt sei, auch die Polizei kommt zu diesem Ergebnis. Was in der Folge bedeutet, dass - sollte man die 3272-Euro-und-50-Cent-Frage mit Ja beantworten - das Gremium bald vor einer 400 000- oder sogar 1,2 Millionen Euro-Frage stehen könnte. Denn so viel würde die Beampelung beziehungsweise der Kreisverkehr kosten und laut Stellungnahme wird der Landkreis sein "jährlich beschränktes finanzielles Kontingent" dazu verwenden "erheblich unfallträchtigere Knotenpunkte" auszubauen - was bedeutet, sollte Vaterstetten einen Umbau wünschen, müsste der aus der Gemeindekasse bezahlt werden.

Daran würde die nun vorgeschlagene Verkehrsuntersuchung auch nichts ändern, vermutete Stefan Huber, am Ende stehe man vor der Frage: "Lassen wir es oder bauen wir es trotzdem aus?" Theresa Fauth meinte, "das Video-Ding" brauche es nicht unbedingt und Manfred Vodermair (alle CSU) verwies auf die Einschätzung der Fachbehörden, da werde eine weitere Untersuchung wenig ändern. Renate Will (FDP) teilte diese Auffassung, anstatt sich auf diese eine Stelle festzulegen, sollte man das Geld für einen möglichen Ausbau lieber an anderer Stelle einsetzen. Herauszufinden, welche das sein könnten, wäre doch eine Aufgabe für den Mobilitätsmanager, den die Gemeinde heuer noch einstellen will. "Das Gutachten können wir uns sparen", sagte auch Dritter Bürgermeister Roland Meier (FW), da werde wenig anderes herauskommen, als bei vergangenen Untersuchungen. Ohnehin sei die Kreuzung am Gefährlichsten, wenn kaum Autos unterwegs seien - "wenn viel los ist, passen alle auf".

Vielleicht kommt das Thema schon bald wieder

"Ich halte die Kreuzung nach wie vor für gefährlich", meinte dagegen Stefan Ruoff (Grüne), gerade für Radler. Denn zum einen sei die Stelle unübersichtlich, zum anderen müsse man schon ganz schön in die Pedale treten, um zwischen den vielen Autos über die Dorfstraße zu kommen. "Ein Kreisel-Fan bin ich nicht, aber eine Ampel würde ich befürworten." Auch Josef Mittermeier (SPD) bemängelte die Unübersichtlichkeit der Kreuzung, diese sei "nicht für so ein Verkehrsaufkommen gebaut, wie wir es haben". Vielleicht brauche es zudem gar keinen Kreisel oder eine weitere Ampel. Er schlug vor "ein paar Abbiegespuren wegnehmen, dass es übersichtlicher wird".

Zumindest in nächster Zeit wird nichts daraus, gegen die Stimmen von Grünen und SPD wurde die zusätzliche Verkehrsuntersuchung abgelehnt und ein Umbau der Kreuzung damit auch. Aber vielleicht steht sie in ein paar Monaten ja erneut auf der Agenda - am 13. Oktober steht die nächste Vaterstettener Bürgerversammlung im Kalender.

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