Vaterstetten:Böse Gerüchte

Vaterstetten: Üble Nachrede müssen sich die Flüchtlinge gefallen lassen, die in Vaterstetten untergekommen sind.

Üble Nachrede müssen sich die Flüchtlinge gefallen lassen, die in Vaterstetten untergekommen sind.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

In Vaterstetten wird kolportiert, dass Flüchtlinge mit Geschenken geradezu überschüttet werden

Von Barbara Mooser, Vaterstetten

Ist es Bösartigkeit oder Unwissenheit? Sepp Stettner weiß es nicht. Doch wie andere Koordinatoren vom Helferkreis Asyl Grasbrunn-Vaterstetten kommen ihm auch immer wieder Gerüchte zu Ohren, dass Asylbewerber bei ihrer Ankunft und auch danach mit Wohltaten geradezu überschüttet werden. Aktuell erzählt man sich, dass jeder Asylbewerber von der Gemeinde Vaterstetten 2000 Euro Begrüßungsgeld erhalte und dazu das neueste Handy. Zwar handelt es sich bei diesen Informationen selbstverständlich um kompletten Blödsinn, doch es gibt offenbar genügend Leute, die bereit sind, sie zu glauben. Bereits zwei Leute haben beim Helferkreis angerufen und erzählt, dass das Thema im Ort die Runde mache, sagt Sepp Stettner. Man wisse aber nicht, wer diese Gerüchte verbreite. "Aber es ist unglaublich, was so herumerzählt wird. Jeder denkt sich was aus, was er gerade meint", sagt er.

Auch die Mitglieder des Helferkreises werden häufig angesprochen, ein wiederkehrendes Thema seien dabei die Handys, die die Flüchtlinge benutzen. Immer wieder müsse er deutlich machen, dass die Handys nicht zur Erstausstattung gehörten, sagt Stettner. Es seien Geräte, die die Flüchtlinge mitgebracht oder hier gekauft hätten, auch die Prepaid-Karten müssten die Asylbewerber selbst bezahlen.

Ebenfalls immer wieder ein Thema ist laut Stettner die Kleidung, die die Flüchtlinge tragen. Warum denn die Asylbewerber Markenklamotten tragen müssten, fragten einige. Denen halte er entgegen, dass viele Vaterstettener eben so großzügig gewesen seien, gute Kleidung zu spenden - denn es seien genau diese Sachen, die bei einer spontan organisierten Sammlung zusammengekommen seien, die die Flüchtlinge nun anhaben. Gerade die 200 Asylbewerber, die derzeit noch in der Turnhalle des Humboldt-Gymnasiums untergebracht sind, hatten bei ihrer Ankunft meist nichts weiter dabei als die Kleidung, die sie am Leib trugen. Dass diesen Menschen nun offenbar geneidet wird, dass sie unbeschädigte, gut erhaltene und saubere Kleidung tragen, macht Sepp Stettner wirklich wütend: "Ich sage dann immer, dass es keine Verpflichtung gibt, dass die Flüchtlinge abgerissen ausschauen müssen."

Tatsächlich waren die einzigen kleinen Geschenke, die die Flüchtlinge in der Turnhalle von der Gemeinde erhalten haben, Brotzeitboxen und Kappen für die Kinder, erläutert Stefanie Geisler, Leiterin der Abteilung Soziales im Landratsamt. Ansonsten erhalten die hier untergebrachten Flüchtlinge monatlich nur ein Taschengeld in Höhe von 143 Euro, weil sie Verpflegung erhalten und auch mit der gespendeten Kleidung ausgestattet wurden. Asylbewerber in den anderen Unterkünften des Landkreises erhalten etwas mehr Geld, dafür müssen sie Essen und Kleidung, Körperpflegemittel sowie Dinge, die man sonst im Haushalt eben so braucht, selbst davon finanzieren. Ein Alleinstehender beziehungsweise Haushaltsvorstand erhält beispielsweise im Monat 336,45 Euro, der Lebenspartner 302,84. Für ein Kind bis zu sechs Jahren werden monatlich 212,21 Euro ausgezahlt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: