Vaterstetten:Blick aus Berlin

Vaterstetten: Den Bewohnern des Seniorenwohnparks war der Besuch des Bundestagsabgeordneten Schurer relativ egal. Hauptsache, es kommt etwas zu Essen auf den Tisch.

Den Bewohnern des Seniorenwohnparks war der Besuch des Bundestagsabgeordneten Schurer relativ egal. Hauptsache, es kommt etwas zu Essen auf den Tisch.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

SPD-Politiker Ewald Schurer erkundet Probleme im Pflegealltag

Von Christian Endt, Vaterstetten

Die Leute werden zwar immer älter, aber Altenheime gibt es kaum noch. Zumindest heißen sie jetzt anders, Pflegeheim etwa oder Seniorenresidenz. Im Idealfall werden mit der Zeit nicht nur die Namen schöner, sondern auch die Lebensumstände für die Bewohner. Jene wollte sich der Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer (SPD) ansehen, als er am Dienstag den "GSD Seniorenwohnpark" in Vaterstetten besuchte. Das in privater Trägerschaft als GmbH geführte Heim dürfte tatsächlich zu den angenehmeren auf dem Pflegemarkt gehören. Viel Holz ist verbaut, viel Licht kommt in die mit Pflanzen und vielen Bildern dekorierten Räume. Die Türen öffnen sich mit einem leisen Summen von selbst. Vor allem fehlt der penetrant-säuerliche Geruch, der einem in vielen anderen Pflegeheime schon am Eingang entgegen kommt. "Die Ausstrahlung ist überdurchschnittlich", stellt auch Schurer fest. Der Abgeordnete besucht auf Initiative des Bundesverbands der Dienstleistungswirtschaft immer wieder soziale Betriebe. Die Idee der Aktion "Praxis für Politik" ist, dass die Parlamentarier bei ihren Besuchen auch mitarbeiten. Das funktioniert heute nur sehr eingeschränkt. Die Fachkräfte trauen Schurer nicht zu, eine Bewohnerin zu füttern. Sie tut sich mit dem Schlucken schwer, die Gefahr ist zu groß, dass versehentlich Essen in die Luftröhre gerät. Weil auch das Husten nicht mehr so recht klappt, kann das schnell zu einer Lungenentzündung führen. Immerhin hilft er beim Verteilen von Gulasch und Milchreis mit Kirschen. Eine Bewohnerin besucht er auf ihrem Zimmer und unterhält sich lange mit ihr.

Als Schurer am späten Vormittag auf die Station ("Wohnbereich") 4 kommt, sind die Mitarbeiter ohnehin erst einmal mit Papierkram beschäftigt. Alle Tätigkeiten wie Waschen, Anziehen oder Medikamentengabe müssen notiert werden. Manche Kontrolleure würden mehr auf die Papiere als auf die tatsächlichen Zustände schauen, sagt Wohnbereichsleiterin Diana Koch: "Wir hängen viel an der Dokumentation. Oft bleibt kaum Zeit für ein Gespräch mit den Bewohnern." Mit elf Kollegen kümmert sich Koch um 28 Bewohner. Das bedeutet in der Regel: Vier Leute pro Schicht - wenn niemand krank wird. "Was wir hier brauchen, sind mehr Hände, die helfen", sagt Anke Möglinger, Assistentin der Pflegedienstleitung, dem Abgeordneten. Hausleiter Sebastian Rokita stimmt zu: "Wir haben das Wissen und die Motivation, aber wir brauchen einfach Personal. Hier sterben ja auch Menschen. Die würden wir gerne besser betreuen." Schurer kennt das Problem. "Wir werden um höhere Beiträge nicht herum kommen", sagt er. Rokita bedankt sich zum Schluss bei seinem Besucher: "Es ist gut, dass die Mitarbeiter auf den Stationen merken: Die Politik interessiert sich für uns." Auch Schurer sagt Danke: "Wenn ich im Parlament sitze und wir über die Themen entscheiden, hilft der Eindruck aus der Praxis."

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