So nah und doch so fern ist die Großgemeinde von einem verlässlichen Bahn-Angebot. Denn während wenige Kilometer weiter westlich die U-Bahn meist störungsfrei verkehrt, gilt das für die S-Bahn, auf die man in Baldham und Vaterstetten angewiesen ist, eher nicht. In der Bürgerversammlung im Oktober wurde darum der Antrag gestellt, die Gemeinde möge eine direkte Busverbindung zur U-Bahn-Station Messestadt Ost einrichten. Der Gemeinderat hat dies nun aber einstimmig abgelehnt.
Die ausführliche Begründung dafür lieferte der Mobilitätsreferent des Gremiums, Josef Mittermeier (SPD), sein Hauptargument: Die beantragte Verbindung gibt es längst, allerdings nicht als eigene Linie. So kann man vom Bahnhof Vaterstetten mit dem Gemeindebus 452 nach Weißenfeld fahren und von dort in die vom Landkreis betriebene Linie 459 weiter zur Messestadt. Von Baldham verkehrt die Gemeindelinie 466 nach Weißenfeld.
Mit dem Bus braucht man derzeit teilweise mehr als eine Stunde nach München
Besonders schnell in der Landeshauptstadt ist man mit diesen Verbindungen indes nicht, das räumte auch Mittermeier ein. So braucht die S-Bahn von Baldham zum Ostbahnhof laut Fahrplan 15, zum Marienplatz 23 Minuten, von Vaterstetten aus sind es jeweils zwei Minuten weniger. Der Bus-Transit zwischen Marienplatz und dem Bahnhof Vaterstetten dauert inklusive Wartezeit, Fahrzeit und Umsteigen bei den U-Bahnen im ungünstigsten Fall bis zu eine Stunde 43 Minuten.

Öffentlicher Nahverkehr im Landkreis Ebersberg:Einfach so
Laut Bahn war die Demo am Baldhamer Aufzug nicht ursächlich für dessen schnelle Inbetriebnahme. Offiziell ist der Lift übrigens noch gesperrt – zumindest sagt das die Durchsage im Zug.
Mit dem umsteigefreien Gemeindebus wären es noch 42 Minuten von Vaterstetten zum Ostbahnhof, 51 zum Marienplatz. Das sind zwar gut zehn Minuten weniger als man in der Hauptverkehrszeit mit dem aktuellen Busangebot benötigt – dauert aber immer noch gut dreimal so lang wie mit der S-Bahn. Was bedeutet, fährt der Zug störungsfrei, wird den Bus – der für die Gemeinde nicht unerhebliche Kosten bedeute – niemand benutzen. Ohnehin sei fraglich, ob der MVV überhaupt sein Einverständnis zu einer weiteren Buslinie gebe, die den bestehenden Verbindungen Konkurrenz mache, so Mittermeier.
Auch die Verwaltung empfahl die Ablehnung des Antrages: „Wir sind als Kommune nicht dafür da, die Probleme bei der S-Bahn auszugleichen“, sagte Bauamtsleiterin Brigitte Littke. Cordula Koch (SPD) und Benedikt Weber (CSU) regten noch an, auf der Website und im Gemeindeblatt auf das bestehende Busangebot hinzuweisen, damit man sich das nicht mühsam zusammensuchen muss, wenn das Bahn-Angebot mal wieder nicht ganz so verlässlich ist.