Demonstration in Baldham:Großer Aufzug um fehlenden Aufzug

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Teilweise mehr als 100 Personen protestierten beim "Barrierekrawall" gegen die Verzögerungen bei der Sanierung des Aufzuges am Baldhamer Bahnhof. (Foto: Christian Endt)

Mehr als 100 Menschen protestieren gegen die Dauerbaustelle am Baldhamer Bahnhof. Von der Politik gibt es zwar moralische Unterstützung – doch der Einfluss auf die Bahn scheint überschaubar.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Was ist der Unterschied zwischen einem Bürgermeister, einer Landtagsabgeordneten und einem Behindertenbeauftragten? Was wie ein nicht allzu ambitionierter Witz klingt, hat einen ernsten Hintergrund: Seit vergangenem November ist am Baldhamer Bahnhof der Aufzug wegen Renovierungsarbeiten außer Betrieb, und die Wiedereröffnung verzögert sich seitdem immer weiter. Darum haben sowohl der Vaterstettener Behindertenbeauftragte Jens Möllenhoff als auch Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) und SPD-Landtagsabgeordnete und VdK-Kreisvorsitzende Doris Rauscher bei der Bahn nachgefragt, wann der Aufzug denn wieder läuft. Eine richtige Antwort bekamen alle drei nicht – aber das dafür unterschiedlich schnell.

So erzählten es Möllenhoff, Rauscher und Spitzauer am Freitagnachmittag auf dem von ersterem organisierten „Barrierekrawall“. Den man natürlich nicht mit Gewalt bestreiten wolle, so der Organisator, aber durchaus mit Lautstärke – was die teilweise mehr als 100 Anwesenden mit viel Applaus und mitgebrachten Hupen unterstützten, sogar eine Trommelgruppe war unter den Teilnehmern.

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Die, und das ist dann der überhaupt nicht lustige Teil, sichtlich zu den von der Dauerbaustelle Betroffenen zählen. Die meisten der Anwesenden waren entweder schon älter oder auf Rollstuhl, beziehungsweise Gehhilfen angewiesen oder beides zusammen. Wie schwierig das Bahnfahren in Baldham seit der Stilllegung des Aufzugs ist, schilderte Möllenhoff aus eigener Erfahrung. Es sei ja bestimmt gut gemeint, dass die Bahn darauf hinweise, man könne mit dem Bus zum Vaterstettener Bahnhof fahren, wo es einen Aufzug gibt. Doch in den Bus passe nur entweder ein einziger Rollstuhl oder ein einziger Kinderwagen hinein. Zudem fahre dieser nur bis 21 Uhr, ergänzte ein weiterer Teilnehmer der Demo.

Demo-Organisator Jens Möllenhoff bekam von der Bahn statt einer Antwort auf die Frage, wann er in Baldham wieder den Bahnhof nutzen könne, einen 20-Euro-Gutschein. (Foto: Christian Endt)

Ursprünglich hätten die Bauarbeiten zu Beginn des zweiten Quartals dieses Jahres abgeschlossen sein sollen, also im März oder spätestens Anfang April. Dann wurde seitens der Bahn der Juli genannt, inzwischen heißt es im September. Ob man sich wenigstens darauf verlassen könne, hatte Möllenhoff von der Bahn wissen wollen. Eine Antwort gab es nicht, aber nach mehrmaligem Nachfragen habe man ihm einen 20 Euro-Gutschein zukommen lassen. Was nach seiner Aussage ungefähr den Gegenwert von einer Taxi-Fahrt zwischen den beiden Bahnhöfen der Großgemeinde abdecke.

Auf eine Anfrage des Vaterstettener Rathauses, wann der Lift wieder geht, kam laut Bürgermeister Leonhard Spitzauer nach gut zwei Wochen die Antwort, dies könne man nicht sagen. (Foto: Christian Endt)

Aber auch wenn die Bahn antwortet, ist das nicht unbedingt zufriedenstellend, berichtete der Bürgermeister. Vor etwa zwei Wochen habe er das letzte Mal bei der Bahn nachgefragt, wie es mit der Baustelle weitergehen soll und ob es bei der in Vaterstetten demnächst anstehenden Aufzugsanierung „auch so eine Odyssee“ geben werde. Immerhin sei mittlerweile im Rathaus eine Antwort eingegangen – mit dem Inhalt, man könne nichts versprechen, etwa, dass es mit der Inbetriebnahme im September klappt.

Auch Doris Rauscher, VdK-Kreisvorsitzende und SPD-Landtagsabgeordnete (rechts), hatte bei der Bahn den Baufortschritt abgefragt, eine konkrete Antwort gab es für sie aber auch nicht. (Foto: Christian Endt)

Eine sehr ähnliche Antwort – plus das Detail, dass es sich bei dem Problem um ein fehlendes Teil für die Notrufeinrichtung handele – bekam Rauscher auf ihre Anfrage. Einen Zeitpunkt, ab wann es in Baldham wieder einen funktionierenden Lift gibt, nannte die Bahn auch in dieser Antwort nicht – dafür war die schon nach drei Tagen da.

Jens Möllenhoffs Lebensgefährtin Claudia, die wegen eines Augenleidens „immer froh, wenn es einen Aufzug gibt, weil ich die Treppe nicht mehr so gut sehe“, riet den Anwesenden zum Schluss noch, mit dem Krawall nicht nachzulassen: „Ich kann nur an alle appellieren, schreiben Sie an Abgeordnete, schreiben Sie an die Bahn – bleiben Sie laut.“

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