Ortsentwicklung in Vaterstetten:Auf schwierige Nachbarschaft

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So könnte es am Vaterstettener Bahnhof in einigen Jahren ausschauen - das gefällt nicht allen. (Foto: Vaterstettener Grundbesitz GmbH/oh)

Bauausschuss stimmt erneut für ein neues Wohngebiet am Vaterstettener Bahnhof – die Anlieger sind sauer. Sie stören sich an der Größe der Häuser und am Verkehr.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Mit neuen Nachbarn ist es ja nicht immer einfach – manchmal nicht einmal mit solchen, die noch gar nicht eingezogen sind. So scheint es derzeit einigen Anliegern rund um den Vaterstettener Bahnhof zu gehen, diese sind nicht besonders glücklich mit ihrer baldigen neuen Nachbarschaft. Wobei es dabei weniger um die Menschen als um die Gebäude geht. Die Mitglieder des Vaterstettener Bauausschusses aber haben mit den geplanten Neubauten deutlich weniger Probleme, wie die jüngste Sitzung zeigte.

Bereits seit gut zwei Jahren sind die Pläne der Firma Vaterstettener Grundbesitz GmbH bekannt, das Areal nördlich des Bahnhofes in großem Stil nachzuverdichten. Entstehen sollen in dem Bereich zwischen Supermarkt an der Schwalbenstraße und den Bahngleisen zwei gegeneinander versetzte L-förmige Gebäuderiegel mit bis zu sechs Stockwerken. Bereits zweimal hatten sich die zuständigen Gremien mit dem Projekt befasst, nun ging es um den Bebauungsplan.

Befürchtet wird eine Zunahme des Verkehrs und ein Park-Chaos

Wie in einem solchen Verfahren üblich, sind dazu Stellungnahmen eingegangen – unter anderem von Bürgern. Deren Namen werden zwar nicht genannt, ihre Kritik ist indes eindeutig: Neben der als zu massiv empfundenen Neubebauung – bislang befinden sich auf der Fläche lediglich vier Einfamilienhäuser und eine verwilderte Grünfläche – geht es vor allem um eine Zunahme des Verkehrs.

Zwar lasse sich derzeit noch nicht sagen, wie viele Wohnungen genau in den insgesamt sechs Häusern, welche die beiden Riegel bilden, einmal entstehen werden, erklärte Bauamtsleiterin Brigitte Littke nun auf Nachfrage von Grünen-Gemeinderat David Göhler. Allerdings hatte ein Architekt in einer früheren Sitzung die Zahl von 74 Wohnungen genannt. Außerdem sollen im Erdgeschoss der Gebäude Gewerbeflächen entstehen, darunter Gastronomie, Arztpraxen und Büros.

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Mehr als 70 Wohnungen sollen nördlich des S-Bahnhofes in Vaterstetten entstehen, das Vorhaben nimmt im Gemeinderat nun eine entscheidende Hürde. Umstritten ist allerdings die Frage, wo und wie die Autos abgestellt werden sollen.

Von Wieland Bögel

Aus alldem errechnet sich ein Bedarf von 136 Parkplätzen, bis auf 15 sollen diese in einer Tiefgarage entstehen. Der Rest, so wurde es bereits beschlossen, soll über die Stellplatzablöse ausgeglichen werden, der Bauwerber zahlt also einen bestimmten Betrag pro nicht gebautem Parkplatz an die Gemeindekasse. Aktuell liegt dieser noch bei 16 000 Euro pro Stück, alle fünf Jahre wird die Summe aber an den aktuellen Baupreisindex angepasst, das nächste Mal im Herbst 2026.

Um zumindest den größten Teil der Parkplätze herstellen zu können, möchte der Bauwerber in seiner Tiefgarage eine Art Duplex-System einbauen – nur etwas komplexer. Wie bereits im vorigen Jahr vorgestellt, soll der sogenannte „Kombi-Lift“ die Fahrzeuge nicht nur von oben nach unten, sondern auch in der Ebene hin und her schieben können. Was bereits damals gewisse Zweifel weckte, ob die Bewohner, Besucher und sonstigen Nutzer diesen Lift nutzen werden – oder lieber gleich draußen parken.

Der AK Mobilitätswende hatte Parkgebühren für die Straßen um den Bahnhof vorgeschlagen

Eine Befürchtung, die auch die in der Beschlussvorlage anonym zitierten Vaterstettener teilen. Sie verweisen auf die derzeit bereits sehr angespannte Parksituation im Bereich Bahnhof- und Zugspitzstraße. Außerdem sei rund um den Supermarkt und den Bahnhof generell viel Verkehr, all dies werde noch zunehmen, so die Stellungnahme der Anlieger.

Seitens der Verwaltung sieht man keinen Anlass, auf diese Einwände einzugehen, das Bauamt verweist auf eine Verkehrsuntersuchung, welche zumindest rund um den Bahnhof keine Verschlechterung durch das Bauvorhaben prognostiziert – allerdings auch feststellt, dass die Kreuzung Zugspitz- und Möschenfelder Straße bereits heute nur noch bedingt leistungsfähig ist. Dort würden die neuen Bewohner, sollten sie mit dem Auto nach München pendeln, durchfahren müssen.

Die Einwände der Anwohner machten sich auch einige der Ausschussmitglieder zu eigen. So stimmte Stefan Ruoff (Grüne) gegen den Bebauungsplan. Er sei grundsätzlich schon für Nachverdichtung, so Ruoff, aber das Vorhaben sei ihm zu massiv: „Bei vierstöckig hätte ich zugestimmt.“ Auch beim Verkehr erwartet Ruoff Probleme, „das ist jetzt schon schwierig und wird dadurch sicher nicht besser“. „Das Dilemma sehe ich auch“, sagte Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU), aber eben auch das Problem des Wohnungsmangels. Dagegen könne man entweder nachverdichten, wie eben am Bahnhof geplant, oder im Außenbereich neue Flächen versiegeln.

Nicht den kompletten Bebauungsplan, aber jenen Teil, in dem es um die Behandlung der Stellungnahme des Arbeitskreises Mobilitätswende geht, lehnten die kompletten Fraktionen von SPD und Grünen ab. Der AK hatte ebenfalls Kritik am geplanten Parklift geäußert und vorgeschlagen, die Tiefgarage mit weniger Stellplätzen zu bauen und dafür Parkscheinautomaten in den umliegenden Straßen aufzustellen. Die Idee dahinter sei, so erläuterte SPD-Fraktionschef Josef Mittermeier, dass die neuen Bewohner vielleicht so animiert würden, weniger Autos anzuschaffen und die S-Bahn zu nutzen. Das könnte den Verkehr rund um den Bahnhof reduzieren.

Die Mehrheit stimmte indes für die Abweisung der Vorschläge des AK Mobilitätswende, der Bebauungsplan wurde schließlich mit einer Gegenstimme, jener Ruoffs, auf den Weg gebracht. Was die Anwohner davon halten, machte einer der Zuhörer beim Verlassen des Sitzungssaales deutlich: „ein Trauerspiel“.

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