„Man kann das nur noch mit Galgenhumor sehen“, sagt Jens Möllenhoff. Der Vaterstettener Behindertenbeauftragte, der selbst auf den Rollstuhl angewiesen ist, hat am Dienstag festgestellt, dass derzeit die Aufzüge an beiden Bahnhöfen im Gemeindegebiet nicht funktionieren – bei dem in Vaterstetten steht eine umfassende Sanierung an, der in Baldham ist an sich frisch saniert, aber dennoch momentan defekt. Wer sich mit dem Gehen schwertut oder einen Kinderwagen dabeihat, wird somit ohne fremde Hilfe nicht auf den Bahnsteig kommen. „Ich bin entsetzt“, sagt Möllenhoff.
Genervt klingt freilich auch die Pressemitteilung aus dem Vaterstettener Rathaus, die die Stilllegung des Aufzugs am S-Bahnhof Vaterstetten durch die DB InfraGo AG betrifft. Diese habe die Gemeinde am 30. November in Kenntnis gesetzt, dass der Aufzug tags zuvor aufgrund von erheblichen Mängeln außer Betrieb gesetzt wurde und ein Rückbau und Austausch des Aufzugs nicht vor März 2025 geplant sei.
Zugfahren im Landkreis Ebersberg:Nächster Halt: Treppenstufen
Während der Baldhamer Aufzug wieder fährt, wartet man in Markt Schwaben noch einige Jahre auf barriereärmere Bahnsteigzugänge. Und in Steinhöring ist die Lage noch absurder. Eine Reise durch den Landkreis.
Anlass für die Stilllegung war ein Prüfbericht des TÜV über eine kaputte Scheibe an einer Schachttür im Untergeschoss und die Tatsache, dass die Aufzugsanlage nicht mehr dem Stand der Technik entspricht. Das weiß die Gemeinde freilich nach eigenen Angaben schon lang: Bereits am 2. Dezember 2022 hätten die Gemeinde Vaterstetten und die DB Station & Service AG (DB), deren Rechtsnachfolgerin zwischenzeitlich die DB InfraGO AG ist, über die dringend notwendige Erneuerung der Aufzugsanlage gesprochen. Demnach sollte die Aufzugsanlage von der DB im dritten und vierten Quartal 2023 erneuert werden. „Bis dato wurden weder die vertraglich vereinbarten Termine zur Erneuerung der Aufzugsanlage in Vaterstetten von der DB gehalten, noch ein verbindlicher Termin benannt“, heißt es in der Pressemitteilung. Aktuell sei der Gemeinde der Beginn zum Rückbau und Austausch des Aufzugs für März 2025 in Aussicht gestellt worden.
Doch dass man sich auf Terminzusagen nicht verlassen kann, das ist beim Baldhamer Bahnhof deutlich geworden, hier war der Aufzug fast zehn Monate nicht nutzbar – deutlich länger als angekündigt. Damals hatte Jens Möllenhoff eine sehr gut besuchte Demonstration gegen diesen Zustand organisiert. Jetzt werde er die Situation genau beobachten und gegebenenfalls wieder zum Protest aufrufen, sagt er. Vor allem aber wolle er mit der Gemeinde nach Ideen suchen, wie man es auch Menschen mit Behinderung während der Bauzeit ermöglichen kann, mit öffentlichen Verkehrsmitteln mobil zu bleiben – etwa durch einen Pendelbus.