Vaterstetten:Achtung Käfer

Vaterstetten, Schilder, Laubholzbock

Schilder wie diese - hier bei der Präsentation im Umweltausschuss - sollen künftig auf die Quarantänezone hinweisen.

(Foto: Wieland Bögel)

In Vaterstetten warnen künftig Schilder an der Straße vor dem Laubholzbock. Infoblätter sollen die Bevölkerung für die Gefahr sensibilisieren

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Seit mehr als einem Jahr verläuft durch Vaterstetten eine Zonengrenze. Grund ist der Asiatische Laubholzbock. Dieser gefräßige Käfer ist bereits in den Nachbargemeinden Vaterstettens aufgetreten, der Ortsteil Weißenfeld liegt bereits in der Quarantänezone. Künftig soll diese auch ausgeschildert werden, dies wurde nun im Umweltausschuss des Gemeinderates vorgestellt.

Denn dort ging es um "den Käfer, der uns so intensiv beschäftigt", wie Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) einleitend erklärte. In den vergangenen Monaten "haben wir gesehen, wie der Laubholzbock an uns herangerückt ist", so Umweltamtsleiter Wolfgang Kuhn. "Wir sind regelrecht umzingelt." Tatsächlich ist das gefräßige Insekt in Vaterstettens westlichen Nachbargemeinden Feldkirchen, Haar und Neubiberg aufgetreten. Wird der Käfer gefunden, müssen alle Laubbäume im Umkreis von 100 Metern gefällt werden, es gelten auch Nachpflanzverbote für bestimmte Baumarten. Und der Schädling kommt näher, so Kuhn, auf 1500 Meter sei er schon an die Gemeinde herangerückt. "Über die Autobahn hat er es bisher aber nicht geschafft", so Kuhn. Der Käfer kann nämlich nur sehr kurze Strecken fliegen.

Um sicher zu gehen, dass nicht doch ein besonders sportlicher Laubholzbock die Vaterstettener Grenzen verletzt hat, wurden in den vergangenen beiden Monaten im Gemeindegebiet zahlreiche Laubbäume kontrolliert. Wie nun Daniel Morovitz von der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) im Ausschuss erklärte, haben er und seine Kollegen insgesamt 2000 Bäume untersucht. Wichtigste Mitarbeiter waren dabei die Baumkletterer, die zwischen den Ästen nach den charakteristischen Bohrlöchern des Käfers Ausschau hielten, und der auf den Laubholzbockgeruch abgerichtete Spürhund Franzi. Zum Glück sei weder den Kletterern noch der feinen Hundenase ein Käfer aufgefallen, und auch in die Falle gegangen ist, zumindest auf Vaterstettener Gebiet, kein einziger Laubholzbock. Insgesamt 360 sogenannte Pheromonfallen, die mit ihrem Geruch paarungswillige Laubholzböcke anlocken sollen, haben die LfL-Mitarbeiter in Vaterstetten und den Nachbargemeinden aufgestellt.

Ebenfalls aufgestellt werden sollen bis Ende des Jahres große Warntafeln am Straßenrand, die über die Quarantänezonen informieren. Innerhalb dieser Zonen gelten für Holz- und Gartenabfälle besondere Regeln. Diese dürfen beispielsweise nicht in die normale Gartenabfallsammlung gegeben, sondern müssen gesammelt und verbrannt werden. Neben einem Foto des Laubholzbocks enthalten die Schilder einen QR-Code, der auf die Seiten der LfL verweist, wo es mehr Informationen zum Käfer und zu den Quarantänezonen gibt. Außerdem sollen in den kommenden Monaten immer wieder Flyer und Infoblätter vor dem Laubholzbock warnen. Eine gute Idee, wie Bürgermeister Reitsberger fand, "wir haben im Gemeindegebiet bisher noch nicht das Problem mit dem Käfer und wir tun alles, damit es so bleibt".

Einigen im Ausschuss ging das aber nicht weit genug. Wolfgang Schermann (FW) stellte die Frage, ob man dem Käfer nicht anders beikommen könne als mit der Kettensäge: "Gibt es keine Spritzmittel dagegen?" Geben schon, so die Antwort des Experten, diese seien wegen ihrer extremen Giftigkeit und Schädlichkeit für das Grundwasser aber in Europa nicht zugelassen. Außerdem lebe die Larve des Laubholzbocks tief im Holz der Bäume, sei für die Insektizide also schwer zu erreichen. Vielleicht solle man es mit natürlichen Feinden versuchen, schlug Maria Wirnitzer (SPD) vor. Auch hier, so Morovitz, sei die schlechte Erreichbarkeit des Käfers ein Problem. Zwar würden die Larven von Spechten gefressen, aber eher zufällig. Bis sich die Vögel auf eine neue Beute eingestellt hätten, könne es Jahrzehnte dauern.

Geht es nach der LfL, soll es den Käfer so lange aber gar nicht mehr in der Region geben. Der Plan ist, den Laubholzbock zu vertreiben. Dies ist in anderen Gegenden etwa in Toronto in Kanada oder im holländischen Almere bereits geglückt. Allerdings ist Geduld gefragt, teilweise hat dies mehr als ein Jahrzehnt gebraucht. Es dürfte also etwas dauern, bis auch die Zonengrenzen-Schilder der Vergangenheit angehören.

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