Valentinstag:Mit dem Segen von Mutter Teresa

Valentinstag: Ein Herz und eine Seele: Toni und Emine Ried sind seit 30 Jahren verheiratet. Den Valentinstag feiern sie nach wie vor.

Ein Herz und eine Seele: Toni und Emine Ried sind seit 30 Jahren verheiratet. Den Valentinstag feiern sie nach wie vor.

(Foto: Christian Endt)

Miteinander reden und sich selbst nicht aufgeben: Das ist der Rat von Emine und Toni Ried für eine Liebe, die Bestand hat. Ihre eigene Beziehung begann auf eher ungewöhnliche Weise

Interview von Barbara Mooser

Blumen für die Liebste, ein romantisches Dinner zu zweit: Am Valentinstag zelebrieren auch die Paare ihre Liebe, die gerade erst zusammengekommen sind. Wie aber schafft man es, die Liebe im Alltag zu bewahren? Das fragte die SZ zwei Ebersberger, die es wissen müssen: Zweiten Bürgermeister Toni Ried und seine Frau Emine. In diesem Jahr sind sie seit 30 Jahren verheiratet.

SZ: Wer Sie sieht, meint manchmal, Frischverliebte vor sich zu haben: Sie, Frau Ried, haben Ihren Mann bei allen Wahlkampfveranstaltungen begleitet, als er sich als Landrat beworben hat. Sie, Herr Ried, sieht man immer wieder am S-Bahnhof stehen, wo Sie auf Ihre Frau warten. Wie schafft man es, nach 30 Jahren Ehe dieses Gefühl zu bewahren?

Toni Ried: Man muss von Herzen zusammenhalten, wenn man verheiratet ist. Und man macht das ja auch gerne, wenn man den anderen mag.

Emine Ried: Man macht es aus Liebe. Wenn man müsste, würde man es nicht machen. Aber wir verstehen uns wirklich sehr gut. Ich bin dankbar, dass wir so lange zusammen sind und ich hoffe, dass das auch die nächsten 30 Jahre so bleibt, mal sehen, was die Zukunft bringt. Es war jedenfalls keine Sekunde langweilig mit meinem Mann.

War's denn Liebe auf den ersten Blick bei Ihnen?

Emine Ried: Eigentlich nicht.

Toni Ried: Wir haben das Pferd von hinten aufgezäumt. Ich habe Emine kennengelernt bei einer Geburtstagsfeier in München. Eine Schottin, mit der ich bekannt war, hatte zu einem runden Geburtstag eingeladen. Ich habe damals, das ist ja schon sehr lange her, so ein bisschen mit Edelsteinen gehandelt. Und ich dachte mir, bei dem Fest sind viele Frauen - schauen wir halt mal, ob jemand an den Steinen Interesse hat. Ich bin also hin, und dann war da die Emine. Sie hat damals schon mit ihrer Rückreise nach Istanbul gerechnet.

Emine Ried: Ich bin ja in Istanbul geboren und wollte eigentlich zurück. Aber ich wollte noch ein Sprachdiplom machen und eine Freundin sagte zu mir: Komm doch mit zu Janet, sie ist eine Schottin, bei ihr kannst du dein Englisch verbessern. Und dann war da auch der Toni da, ein Zufall.

Und dann?

Toni Ried: Und dann hat eine Reihe von Damen gesagt, wir kommen am Sonntagabend nach Ebersberg, um die Edelsteine anzuschauen. Gekommen ist dann aber nur eine, das war sie, alle anderen haben abgesagt. Normalerweise hätte mich das frustriert, aber in diesem Fall war das vielleicht Schicksal. Sie hat sich dann ein paar Mondsteine ausgesucht, die sie als Mitbringsel für ihre Schwester mitnehmen wollte. Sie hat mir erzählt, dass sie zurück nach Istanbul geht, und zwar endgültig. Das hat mich irgendwie gestört. Wir sind dann noch einmal zusammen auf die Auer Dult gegangen und haben festgestellt, dass wir große Sympathie füreinander hatten. Aber zusammenziehen wollten wir auch nicht nach ein paar Tagen, wir wollten uns halt näher kennenlernen. Dabei hatte die Spedition schon die meisten Möbel von der Emine nach Istanbul transportiert.

Emine Ried: Alles weg! Ich hatte nur noch eine Matratze und Schuhe und ein paar Kleider.

Toni Ried: Die Wohnung war auch schon gekündigt, wir waren ein bisschen ratlos. Und dann haben wir einen ganz unkonventionellen Weg beschritten, den ich Emine vorgeschlagen habe. Ich dachte mir, am besten lernt man eine Frau kennen, wenn es auch mal widrige Bedingungen gibt, sprich auf einer besonderen Reise. Und dann habe ich meinen ganzen Terminplan umgeworfen...

Emine Ried: ...ich hab mein Ticket verlängert, das ging damals noch kostenlos...

Toni Ried: ...und sind miteinander für drei Monate nach Indien gefahren (lacht), weil wir gesagt haben, irgendwie müssen wir uns ja kennenlernen. Ich war Freiberufler, das hat sich bei mir gut einrichten lassen, und Emine war nach einiger Überlegung auch einverstanden. Und ich sage Ihnen eins: Das war eine wunderschöne Reise.

Emine Ried (nickt)

Toni Ried: Wir wollten auf den Spuren der Maharadschas reisen, das ist uns auch gelungen. Aber zuerst einmal haben wir in Delhi kein Fahrkarte nach Varanasi bekommen, nur nach Kalkutta. Da wollten wir eigentlich gar nicht hin. In Kalkutta sind wir angekommen am 31. Dezember 1987. Und wir sind gleich mit sehr fordernden Erlebnissen konfrontiert worden. Direkt wo wir ausgestiegen sind, lag ein Verstorbener am Boden.

Emine Ried: Ich wollte sofort zurück

Toni Ried: Ich war eigentlich auch nicht scharf darauf, dass wir da bleiben. Aber wir haben erst ein Ticket eine Woche später bekommen.

Emine Ried: Eine Woche mussten wir aushalten!

Toni Ried: Am nächsten Tag hatten wir eine für uns fast unwirkliche Begegnung. Wir sind mit einer Rikscha durch die Stadt gefahren, kamen an einer weiß getünchten Fassade vorbei. Da steht eine indische Nonne heraußen und winkt uns zu. Also sind wir halt hingegangen, und sie sagte: Kommen Sie doch bitte herein, Mutter Teresa ist gerade da. In einer kleinen Kapelle haben die Schwestern des Ordens von Mutter Teresa den Neujahrsgottesdienst gefeiert. Das war so was von schön! Und dann hat es gar nicht lange gedauert, bis Mutter Teresa zu uns rausgekommen ist. Sie ist auf uns zugegangen, hat unsere Köpfe zusammengedrückt und uns ein gutes neues Jahr gewünscht. Und dann hat sie sich noch zu uns gesetzt. Zu dritt saßen wir auf weißen, sonnenbeschienenen Stufen und haben uns unterhalten. Das war ein unglaublicher Beginn einer ganz ungewöhnlichen Reise. Wir haben wunderschöne Dinge erlebt, aber auch Belastungen...

Emine Ried: Wir sind durch Himmel und Hölle gegangen.

Toni Ried: Und danach haben wir gewusst: Wir bleiben zusammen.

Und was ist Ihr Rezept für eine glückliche Ehe?

Toni Ried: Es gibt einen Satz, den ich manchmal jungen Paaren auf eine Glückwunschkarte schreibe: Sich immer die Fähigkeit erhalten, miteinander zu reden.

Emine Ried: Genau. Miteinander reden und sich selber treu bleiben. Das ist sehr wichtig, dass man sich nicht aufgibt. Wir sind beide tolerant, jeder kann so bleiben, wie er ist. Auch für mich als Frau ist es wichtig, dass man sich seiner eigenen Stärke bewusst ist. Denn die Frauen sind keine Schwächlinge, wir sind ein starkes Geschlecht. Wir gebären Kinder, wir erziehen, wir prägen die Gesellschaft und müssen uns dessen bewusst sein - und trotzdem liebevoll und tolerant bleiben.

Streiten Sie denn auch manchmal?

Toni Ried: Das kommt sehr selten vor, das ist dann aber auch kein Streit, sondern eine Meinungsverschiedenheit. Das gehört auch zu einer Ehe dazu, dass man sich mit Dingen auseinandersetzt.

Was schätzen Sie denn aneinander am meisten? Herr Ried?

Toni Ried: Wenn man jetzt mal in die Gefühlswelt geht: Ich freue mich immer, wenn ich heim komme, auch wenn ich später von einer Sitzung komme. Dann gibt es manchmal das Zeichen, dass das Hoflicht brennt. Dann weiß ich, dass schon für mich ein Glaserl Wein eingeschenkt ist. Da kommt man dann gern rein. Das ist das ganz Besondere, was man schwer schildern kann. Was ich an meiner Frau besonders schätze, ist ihre Scharfsinnigkeit und ihre Intelligenz. Manchmal kann sie mir aus ihrer weiblichen Warte besondere Tipps geben.

Und Sie, Frau Ried: Was mögen Sie besonders an Ihrem Mann?

Emine Ried: Ich kann mich tausend Prozent auf meinen Mann verlassen, er ist treu und er ist sehr fröhlich. Wir lachen sehr viel. Und er hat immer wunderbare Ideen und überrascht mich immer wieder.

Sie sind ja gemeinsam in Ihrem Teegeschäft tätig - ist das für Sie dann abends auch noch ein Thema?

Toni Ried: Wir reden zwar schon auch übers Geschäft. Aber mehr als über das Geschäft reden wir über die Kommunalpolitik.

Frau Ried, hat Ihr Mann Sie denn gebeten, ihn auf alle Termine im Wahlkampf zu begleiten?

Emine Ried: Nein, das habe ich freiwillig gemacht, denn Politik interessiert mich auch. Unser Leben wird von der Politik bestimmt, es ist einfach wichtig, dass man da mitmacht. Ich fand das auch schön, dass wir das miteinander gemacht haben. Es war einmal eine neue Perspektive, wir haben den ganzen Landkreis kennengelernt.

Sind Sie denn romantisch?

Toni Ried: Ja!

Emine Ried: Ja, doch.

Was ist für Sie romantisch?

Toni Ried: Für mich ist ein ganz wesentlicher Aspekt, das Leben mit Respekt zu betrachten. Für mich bedeutet Romantik beispielsweise, wenn man in die Natur geht, weil man Achtung vor ihr hat. Wenn man die Romantik im Leben erkennt, ist das was Wunderbares.

Emine Ried: So geht es mir auch. Romantik ist bei mir mit Natur verbunden ...eine bestimmte Pflanze, ein Spaziergang im Wald, die Stimme des Windes. Dankbar sein, dass man das sehen und erleben und spüren darf.

Diese klassische Valentinstags-Romantik mit Kerzen, Rosen oder einem schönen Essen ist dann eher nichts für Sie?

Emine Ried: Mein Mann bringt mir wunderbare Rosen mit.

Toni Ried: Ich weiß, dass sie Rosen mag, die vollkommen sind. Das heißt, sie müssen auch riechen. Die meisten, die man jetzt kaufen kann, sind jetzt gezüchtete, die nach gar nichts duften.

Emine Ried: Von meinem Mann habe ich auch zum ersten Mal eine Mandelblüte bekommen. Das war das erste Mitbringsel. Das habe ich sehr lange aufbewahrt, bis es getrocknet und zerbröselt ist. Seitdem denke ich immer an ihn, wenn ich eine Mandelblüte sehe.

Was wollen Sie denn noch zusammen erleben?

Toni Ried: Wir wollen jedenfalls das Leben so nehmen wie es kommt und dabei auch den Humor bewahren. Ich werde der Kommunalpolitik, wenn es möglich ist, treu bleiben.

Jetzt haben wir viel über Gemeinsamkeiten gesprochen - gibt es denn etwas, was sie am anderen stört?

Toni Ried: Eigentlich nicht. Überhaupt nicht. Auch wenn das jetzt vielleicht unwahrscheinlich klingen mag. Wie schaut's bei Dir aus, Emine?

Emine Ried: Ehrlich gesagt, mir fällt auch nichts ein.

Toni Ried: Vielleicht, dass Du mir immer einen Tritt geben musst, wenn ich recht schnarche?

Emine Ried (lacht)

Ist der Valentinstag für Sie etwas Besonderes?

Toni Ried: Es gibt Blumen und eine Gratulation und dann gehen wir meistens am Valentinstag zum Essen.

Emine Ried: Letztes Mal waren wir in einem Restaurant eines Freunds, da hat er sich über uns ein bisschen amüsiert. Denn außer uns waren da fast nur junge Leute.

Toni Ried: Und er hat das Lokal so besonders geschmückt für den Tag. Aber wir haben gesagt, zum Valentinstag, da kommen wir auch.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: