Süddeutsche Zeitung

Unwetter verwüstet Bürgerfestgelände:Zorneding erzittert

Orkanböen, Gewitter und Starkregen: Das Wetter machte den Zornedingern in der Nacht zum Sonntag einen Strich durch die Rechnung. Statt auf dem Bürgerfest zu feiern, mussten sich die Besucher vor Hagelschauern und abknickenden Bäumen in Sicherheit bringen.

Karin Kampwerth

Ein Unwetter mit Orkanböen, Hagel und Starkregen ist am späten Samstagabend über den Landkreis hinweggezogen. Die Gewitterzelle lag direkt über Zorneding. Dort stürzten Bäume um, Straßen wurden überflutet und Keller liefen voll. Die Besucher des Bürgerfestes mussten in Sicherheit gebracht werden, weil ein Bierzelt einzustürzen drohte. Ein Mann wurde in seinem Auto von einem umgestürzten Baum eingeklemmt. Die Feuerwehr konnte ihn jedoch unverletzt befreien. 230 Einsatzkräfte der umliegenden Feuerwehren waren noch bis zum Sonntag mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Es entstand ein Sachschaden in Millionenhöhe.

Dramatische Minuten spielen sich am Samstagabend gegen 22.30 Uhr im Park hinter dem Zornedinger Rathaus ab. Zahlreiche Besucher verfolgen auf dem Großbildschirm gespannt das Viertelfinale der Frauenfußballweltmeisterschaft. Gerade, als man zu ahnen beginnt, dass den deutschen Damen eine Niederlage gegen Japan bevorstehen könnte, fällt das Sendesignal aus. Der Bildschirm wird so schwarz wie die Wolkenwand, die sich über der Gemeinde auftürmt. Dann geht alles ganz schnell.

Eine wahre Wasserwand bricht über das Gelände herein, auf dem das Zornedinger Bürgerfest in vollem Gange ist. Blitze zucken über den Platz, Donner krachen in die Nacht. Die Musiker des Lampferdinger Social Club, die gerade noch auf der Bühne für Stimmung gesorgt hatten, bewahren kurz die Ruhe und spielen trotz einsetzenden Hagels nochmals auf. Dann fällt der Strom aus.

Die Menschen, darunter viele Familien mit kleinen Kindern, flüchten sich in das Bierzelt, wo Sturmböen bedrohlich an der Plane rupfen. Sofort packen die Männer zu und halten die Stangen fest, damit das Zelt nicht wegfliegt. Gleichzeitig suchen Eltern nach ihren Kindern, die noch auf dem Gelände unterwegs sind. Es herrschen panikartige Zustände.

Bürgermeister Piet Mayr (CSU) entscheidet, das Zelt zu evakuieren. "Alles raus", ruft er den verängstigten Menschen zu. Mayr hatte zuvor kurzerhand das wenige Meter entfernte Rathaus geöffnet, wo sich die gut 250 Festbesucher in Sicherheit bringen. Im Sitzungssaal versorgen Einsatzkräfte des Roten Kreuzes die Gestrandeten und wickeln durchnässte und unterkühlte Kinder in Wärmefolien.

Gute Zusammenarbeit mit den Rettungskräften

Währenddessen haben Kreisbrandrat Gerhard Bullinger und der Zornedinger Feuerwehrkommandant Robert Bösl schon die umliegenden Feuerwehren in Pöring, Eglharting, Kirchseeon Dorf, Kirchseeon, Ebersberg, Egglburg, Gelting, Pliening, Parsdorf, Vaterstetten, Neufahrn und Poing alarmiert, die zur Hilfe nach Zorneding eilen. Gleichzeitig ist die Rettungsleitstelle in Erding nicht mehr erreichbar, weil hunderte Notrufe eingehen. Die Polizei kämpft mit der Kommunikation: Funk- und Handynetz fallen kurzzeitig aus.

"Die Menschen sind um ihr nacktes Leben gelaufen", sagte Kreisbrandrat Bullinger am Sonntagmorgen. Auch auf dem Festgelände seien Bäume umgeknickt. Dennoch habe es keine Verletzten gegeben. Stephanie Wisgott vom Veranstalter des Bürgerfestes, dem Zornedinger Gewerbeforum, sprach von großem Glück, dass die Besucher gehabt hätten.

"Sicherheitspersonal, Bürgermeister und Veranstalter haben gut zusammengearbeitet", lobte sie das Krisenmanagement. Rathauschef Mayr, der sich gegen zwei Uhr nachts noch ein Bild vom Ausmaß des Schadens gemacht hatte, ist ebenfalls erleichtert, dass niemand zu Schaden gekommen ist. Alles andere könne mit den Versicherungen geklärt werden.

Glimpflicher davon gekommen sind die Besucher der anderen Feste im Landkreis. Sie mussten sich nur vor heftigem Regen in Sicherheit bringen.

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Quelle:
SZ vom 11.07.2011/feko
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