Unruhe im Weiler Baumhau:Angst vor dem Borstenvieh

Im Moosacher Ortsteil soll ein Maststall für 480 Schweine gebaut werden. Die künftigen Nachbarn sind darüber wenig erfreut und fürchten eine "Agrar-Fabrik"

Wieland Bögel

Die Einwohner des Moosacher Ortsteils Baumhau sind besorgt um ihr Dorf. In den idyllischen Weiler nahe des beliebten Ausflugszieles Falkenberg könnten bald mehrere Hundert Schweine einziehen. Geplant ist ein Maststall für mindestens 480 Tiere.

Wolfgang Lehnberg macht keinen Hehl daraus, was er von seinen neuen "Nachbarn" hält: "Das ist eine Sauerei." Er wohnt rund 400 Meter vom geplanten Standort der Schweinefarm entfernt und erwartet eine massive Geruchsbelästigung, sollte der Stall gebaut werden. Denn auch wenn die Ausdünstungen der Schweine nicht nach außen dringen sollten, "die Gülle muss ja irgendwohin", so Lehnberg. Er befürchtet, dass die Hinterlassenschaften des Borstenviehs künftig auf den umliegenden Wiesen und Äckern entsorgt würden. Aber auch die Größe des geplanten Stalls missfällt ihm. Was in Baumhau entstehen könnte, habe mit Landwirtschaft nichts mehr zu tun, es wäre "eine Agrarfabrik". Gerade in der Gemeinde Moosach mit ihren vielen Landschaftsschutzgebieten sei eine solche Anlage fehl am Platz, findet Lehnberg: "Viele sind doch gerade wegen der schönen Natur hierher gezogen."

Auch ein anderer künftiger Anlieger der Schweinemastanlage äußert sich sehr kritisch über die Pläne. Der Baumhauer verweist darauf, dass sein Ort inzwischen fast ein reines Wohngebiet sei. Von ursprünglich vier Bauernhöfen gebe es in der Ortschaft nur noch einen aktiven Betrieb. Jetzt direkt neben die Wohnhäuser eine Mastanlage mit Hunderten Schweinen zu bauen, werde die Lebensqualität der Baumhauer aber auch der Bewohner der umliegenden Ortschaften deutlich senken. Denn auch wenn der Planer beteuert habe, sein neuer Stall werde geruchsneutral, "wären das die ersten Säue, die nicht stinken". Gleichzeitig bedeute eine Mastanlage von dieser Größe "einen Präzedenzfall". Denn ein solcher Stall sei keine Landwirtschaft mehr, sondern ein Gewerbebetrieb. "Dann wird der Ort ein Gewerbegebiet - und das wäre das Ende von Baumhau."

Ob der Schweinestall als Gewerbe oder als Landwirtschaft gilt, hat das Landratsamt Ebersberg zu entscheiden. Dafür gebe es klare Kriterien, erklärt die Pressesprecherin der Behörde, Evelyn Schwaiger. Nur wenn der Betreiber des Maststalls das Futter für seine Tiere zum größten Teil auf eigenen oder gepachteten Flächen selbst produzieren könne, gelte der Betrieb als Landwirtschaft. Allerdings sage die Einordnung in Gewerbe oder Landwirtschaft noch nichts darüber aus, ob das Landratsamt einem Bau des Stalls letztlich zustimmen könne, so Schwaiger. Denn wenn das Baurecht befolgt, die Vorgaben des Immisions- und Naturschutzes eingehalten würden und das Veterinäramt keine Einwände geltend mache, könne man seitens der Behörde den Bau einer solchen Anlage nicht verbieten.

So sieht das auch der Moosacher Bürgermeister Eugen Gillhuber (CSU): "Wir haben ein Baurecht, und wenn es eingehalten wird, darf gebaut werden." Außerdem sei noch längst nicht klar, ob und vor allem wo der Schweinestall letztlich gebaut werde. "Das sind noch alles ungelegte Eier", meint Gillhuber. Derzeit werde geprüft, welcher Standort für den Mastbetrieb am besten geeignet sei. Es gebe Überlegungen, die Schweine weiter außerhalb der Ortschaft Baumhau zu mästen, erklärt der Bürgermeister. Er hält dies für eine gute Lösung, denn "wenn es weit genug vom Ort weg ist, dann gibt es auch keine Probleme". Der künftige Schweinebesitzer, der ebenfalls in Baumhau lebt, möchte sich zu der Kontroverse um sein Vorhaben nicht öffentlich äußern.

Ob der Stall überhaupt gebaut werden darf, ist nun zunächst Thema im Gemeinderat. Am 17. September entscheidet das Gremium über einen Antrag zur Mastanlage. Der Bürgermeister erwartet beim Tagesordnungspunkt Schweinestall allerdings keine große Aufregung, schließlich sei Moosach nach wie vor eine größtenteils bäuerlich geprägte Gemeinde : "Dann dürften wir künftig auch keinen Kuhstall mehr genehmigen."

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