Süddeutsche Zeitung

Unglücksserie am Dienstagmorgen:Großeinsatz für Rettungskräfte

Beinahe gleichzeitig brennt in Baldham eine Lärmschutzwand und bei Zorneding verunglückt ein 18-Jähriger tödlich - der Kreisbrandrat spricht von "Horrortag".

Karin Kampwerth

Kreisbrandrat Gerd Bullinger spricht von einem "Horrortag": Dienstagfrüh sind diverse Feuerwehren aus dem Landkreis im Großeinsatz gewesen. Kurz nach vier Uhr morgens brannte eine hölzerne Lärmschutzwand am S-Bahn-Gleis zwischen Baldham und dem Pöringer Gewerbegebiet. Mitten in den Löscharbeiten musste Bullinger einen Teil der Einsatzkräfte zu einem Verkehrsunfall nach Aich zwischen Zorneding und Oberpframmern abziehen. Dort war gegen 6.40 Uhr ein 18-jähriger Fahranfänger nur wenige hundert Meter von seinem Wohnort entfernt mit einem Linienbus zusammengestoßen. Der junge Mann starb noch an der Unfallstelle. Der Busfahrer und drei Fahrgäste wurden leicht verletzt.

Der Schock ist Josef Ettenhuber am Dienstagvormittag anzumerken. Der Busunternehmer aus Schlacht bei Glonn war um kurz vor sieben Uhr früh von der Polizei quasi aus dem Bett geklingelt worden. Sein Linienbus 453 über Egmating nach Glonn war auf der Staatsstraße 2081 frontal mit dem Kleinwagen des 18-Jährigen zusammengestoßen. Zeugenberichten zufolge ist der junge Mann, der in Richtung Zorneding unterwegs war, in einer Linkskurve ins Schleudern geraten. Dabei sei das Heck des Pkw ausgebrochen und das Fahrzeug mit der Fahrerseite in den Bus gekracht. Der 18-Jährige wurde in seinem Auto eingeklemmt und starb noch an der Unfallstelle.

Ich kannte ihn", sagt Ettenhuber, der sofort zur Unfallstelle geeilt war, betroffen. Seinen 29-jährigen Busfahrer hätten die Sanitäter in die Kreisklinik gebracht. Von den drei Fahrgästen, die sich zum Zeitpunkt des Unfalls im Bus befunden hatten, habe eine Frau ein geschwollenes Knie gehabt, einem Mann sei von den Sanitätern eine Halskrause umgelegt worden. So furchtbar das Erlebnis für den Busunternehmer war und so groß seine Anteilnahme für die Familie des Todesopfers ist, habe er sich umgehend darum kümmern müssen, die Buslinie wieder aufzunehmen. Mit einer halben Stunde Verspätung habe er selber den Ersatzbus gefahren. Seine Sorge gilt nun dem Busfahrer. "Einer unserer Mitarbeiter ist beim Kriseninterventionsteam des BRK", sagt Ettenhuber. Er stehe dem 29-Jährigen bei.

Die Feuerwehren, die zur Unfallstelle gerufen wurden, hatten zu diesem Zeitpunkt bereits einen zweieinhalbstündigen Einsatz hinter sich. "Unter erschwerten Bedingungen", wie Kreisbrandrat Bullinger sagt. Gegen 4.18 Uhr war ein Blitz in die Oberleitung der S-Bahn zwischen Baldham und Pöring eingeschlagen. Die dabei entstandene Spannung habe die Lärmschutzwand in Brand gesetzt. Problematisch sei die Anfahrt der Löschfahrzeuge durch den Wald gewesen. Die Einsatzkräfte hätten zum Löschen eine Schlauchleitung von 800 Metern Länge legen müssen. Hinzu kam, dass die Holzwand mit gepresstem Stroh als Dämmmaterial gefüllt ist. "Das ist kaum zu löschen", so Bullinger.

Weil der S-Bahnverkehr zwischen Haar und Zorneding bis zum Nachmittage eingestellt werden musste, kam es auf den Straßen zu Staus. In Zorneding standen Taxen für die S-Bahn-Pendler Schlange. Zeitgleich organisierten Eltern Fahrdienste für ihre Kinder in die umliegenden Schulen. Der Verkehr auf der B 304 kam zeitweise von Kirchseeon bis Vaterstetten zum Erliegen.

Das Feuer am Dienstagmorgen war der dritte Brand an der Lärmschutzwand. "Warum die aus Holz gebaut worden ist, verstehe ich nicht", kritisiert Bullinger. Die Bahn gibt die Verantwortung in einer Pressemitteilung an die Vaterstettener weiter. Auf deren Wunsch sei die Holzwand 2003 errichtet worden.

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Quelle:
SZ vom 20.06.2012
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