Undercover-Recherche:Kameras im Klassenzimmer

Undercover-Recherche: Es ist nicht alles sonnig in der Erdinger St. Nikolaus-Schule, ein paar Wolken trüben das Bild

Es ist nicht alles sonnig in der Erdinger St. Nikolaus-Schule, ein paar Wolken trüben das Bild

(Foto: Renate Schmidt)

Elternbeiratsvorsitzende Andrea Rauscher über RTL und Team Wallraff in der St. Nikolaus-Schule.

Interview von Antonia Steiger, Erding/Steinhöring

Die Aufregung war groß an der St. Nikolaus-Schule des Einrichtungsverbundes Steinhöring: Der Boulevard-Sender RTL hatte heimlich eine Mitarbeiterin eingeschleust. Aufnahmen aus Erding waren dann in der Sendung zwar nicht zu sehen. Szenen aus anderen Werkstätten zeigten jedoch, dass die Betreuten dort nicht gut behandelt werden. Dies war nun auch Thema auf einem Elternabend der St.Nikolaus-Schule. Die SZ sprach mit der Elternbeiratsvorsitzenden Andrea Rauscher (Foto: privat).

SZ: Wie groß war die Aufregung unter den Eltern?

Andrea Rauscher: Nicht sehr groß. Alle waren sehr ruhig. Ich hatte den Eindruck, dass alle überzeugt waren, dass bei uns nichts Nennenswertes gefunden wurde. Es kam die Frage auf, warum so spät informiert worden ist. Gertrud Hanslmeier-Prockl (Leiterin des Einrichtungsverbundes, Anm. der Red.) erklärte, dass man keinen unnötig beunruhigen wollte. Dies wurde positiv aufgenommen.

Wie haben die Eltern die RTL-Sendung bewertet?

Selbstverständlich haben alle die Sendung gesehen, natürlich waren einige Szenen schockierend. Aber jeder stellt sich auch die Frage, ob das alles wirklich so gewesen ist, weil man ja weiß, dass dieses Format auf Sensation aus ist. Man weiß es nicht, es ist sehr schwer zu bewerten.

Sind durch diesen Vorfall Offenheit und Unbefangenheit der Schule verloren gegangen? Ist das ein Thema?

Ja, das ist ein Thema, aber wir waren uns alle einig, dass wir offen bleiben wollen. Natürlich stellt sich die Frage, wie man künftig mit Praktikanten umgeht. Die Schule wird sich nun Ausweise zeigen lassen. Aber die Tagesstätte und die Schule wollen ja auch weiterhin junge Leute für die Arbeit mit Menschen mit Behinderung begeistern, dazu muss man Praktikanten hineinlassen. Wir waren uns einig: Wir wollen offen bleiben.

Ist der Vorgang Anstoß dazu gewesen, Gespräche über die Qualität der Betreuung und der Pflege zu führen?

Ja, wir vom Elternbeirat haben ausdrücklich gesagt, dass, wenn etwas ist, sich die Eltern melden sollen, selbst wenn es sich um Kleinigkeiten handelt. Es kann immer mal etwas nicht ganz passen und die Kinder sind ja auch oft nicht ganz einfach. Es gibt sicherlich auch Situationen, in denen man auch anders entscheiden kann. Aber es soll wirklich jeder Bescheid sagen, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Es soll so schön wie möglich für unsere Kinder sein. Auch der Träger hat noch einmal klar gemacht: Kommt bitte, wenn es etwas zu besprechen gibt. Wir wollen zusammen arbeiten.

Haben die Eltern Wünsche an die Schule oder den Träger geäußert?

Nein. Wer was gesagt hat, hat gesagt, dass er zufrieden ist. Und wir sind auch davon ausgegangen, dass bei uns alles gut ist. Ich habe auch über das Wochenende keinen einzigen Anruf von Eltern bekommen. Alles war positiv. Einige Aufnahmen in der Sendung haben ja so ausgesehen, dass die Betreuten dort nur abgestellt werden. Bei uns ist das Gegenteil der Fall. Alle werden so gut einbezogen wie es geht.

Welches Fazit ziehen Sie nach der Sendung und nach dem Elternabend?

Dass wir nicht sagen können: Bei uns ist alles gut und Deckel drauf. Sondern dass es auch so gut bleiben soll. Wir müssen miteinander reden und uns gegenseitig helfen. Dann geht es unseren Kindern gut. Und auch den Mitarbeitern, sie hängen so viel Herzblut in ihre Arbeit rein.

Mit welchen Gefühlen sind die Eltern auseinandergegangen?

Mit einem guten Gefühl. Wir sind froh, dass nichts gesendet wurde, nicht nur wegen der Kinder, sondern auch wegen der Mitarbeiter. Alle hoffen, dass jetzt an unserer Schule wieder Ruhe einkehrt.

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