Umfahrung wieder im Gespräch:Pläne für B 304 spalten Kirchseeon

Neue Trassenvarianten entfachen Protest - Rathauschef schlägt Bürgerentscheid vor

Inga Rahmsdorf

Für eine Umgehungsstraße in Kirchseeon gibt es neue Pläne - und schon hat sich eine Gruppe von Bürgern gebildet und ruft zum Protest auf. Das Bauamt Rosenheim hat zwei neue Varianten geprüft, wie die Bundesstraße 304 umgeleitet werden könnte: über weiträumige Süd- oder Nordumfahrungen. Dabei schneidet die Süd-Variante laut Bauamt als verträglicher und kostengünstiger ab. Anwohner aus den südlichen Ortsteilen wie Buch und Ilching befürchten jedoch eine Lärmbelastung, Bauern sorgen sich um ihre landwirtschaftlichen Flächen.

Eine Umgehungsstraße ist seit Jahrzehnten in der Diskussion in Kirchseeon. Die Bundesstraße 304 führt mitten durch den Ort und bedeutet eine hohe Verkehrsbelastung. In den vergangenen Jahren hat das Bauamt Rosenheim bereits vier Varianten geprüft. Ein überparteilicher Arbeitskreis der Gemeinde hatte die verschiedenen Trassen vorgeschlagen und zur Untersuchung eingereicht. Vor zwei Jahren stellte die Behörde dann vier Varianten vor, die jedoch entweder Konflikte mit dem Naturschutz aufwiesen oder deren Kosten auf bis zu 150 Millionen Euro veranschlagt wurden.

Mit den beiden neu untersuchten Variante rückt die Umgehungsstraße nun wieder auf die Tagesordnung in Kirchseeon. Die weiträumige Südumfahrung ist mit geschätzten 37 Millionen Euro nicht nur günstiger als die im Norden, sondern auch günstiger als alle anderen vier bisher untersuchten. Die weiträumige Nordumfahrung würde etwa 104 Millionen Euro kosten - da mehr als zwei Kilometer unterirdisch verlaufen - und durch den Ebersberger Forst führen. Dadurch weist sie laut Bauamt enorme Konflikte mit dem Naturschutz auf. Die weiträumige Südumfahrung dagegen weise keine Konflikte mit Landschaftsschutzgebieten oder FFH-Gebieten auf, allerdings müssten erhebliche Eingriffe in Wasserschutzgebiete und Waldgebiete gemacht werden, so die Studie des Bauamts.

"Ich hoffe nicht, dass so eine Südumfahrung zustande kommt", sagt Andrea Oberhausen, die sich mit anderen Anwohnern aus Buch zusammengeschlossen hat, um eine Bürgerinitiative zu gründen. Die Trasse würde das südliche Naherholungsgebiet durchschneiden und die dörfliche Idylle von Buch zerstören, kritisiert Oberhauser. "Biolandwirte sehen dadurch ihrer Existenz bedroht, weil es keine Ausgleichsflächen gibt."

Es gebe nun noch drei Optionen für Kirchseeon, resümiert Bürgermeister Udo Ockel (CSU): die Nord-, die Südumfahrung oder gar keine Umgehungsstraße. Eigentlich favorisiere er die nördliche Ortsumfahrung, so Ockel, "außer dem Forst schaden wir im Norden niemanden, aber dort haben wir ein riesiges Problem mit dem FFH-Gebiet." Er sei sich auch nicht sicher, in welche Richtung es nun weiter gehe, denn ein klares Votum zeichne sich bisher nicht ab. Es werde immer Bürger geben, die Einwände gegen eine der drei Varianten haben, sagt Ockel. Daher könne er sich auch gut vorstellen, dass es ein Ratsbegehren geben wird und die Kirchseeoner in einem Bürgerentscheid über die Umgehungsstraße abstimmen werden. Wichtig sei es aber, vorab mit dem Bauamt zu klären, wie viele und an welchen Stellen Zubringer zur Bundesstraße gebaut werden müssen, denn die könnten auch eine Lärmbelästigung für die Anwohner bedeuten. Der Gemeinderat wird das Thema auf seiner nächsten Sitzung diskutieren.

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