Überschwemmte Straßen, vollgelaufene Keller:Land unter im Landkreis

Die heftigen Regenfälle am Montagabend und Dienstagmorgen bescheren den Feuerwehren eine Menge Arbeit. Wegen vieler Umleitungen kommt es vor allem in Grafing zu einem Verkehrschaos

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Als Bub hatte Johann Vogt einen Heidenspaß, wenn die Attel so voll war, dass das Wasser über die Ufer trat und man mit dem Schlauchboot oben an den Brücken vorbeifahren konnte. Inzwischen hat der Aßlinger Feuerwehrkommandant naturgemäß nicht mehr so viel Freude an Überschwemmungen, aber die Attel ist jetzt fast so voll wie damals, "das habe ich schon mindestens 15 Jahre nicht mehr erlebt", sagt er. Für ihn wie für viele andere Feuerwehrleute im Landkreis waren der Montagabend und der Dienstagmorgen einsatzreich: Wegen heftiger und lang anhaltender Regenfälle wurden viele Straßen überspült und Unterführungen überflutet, auch zahlreiche Keller liefen voll. Bis zum späten Dienstagnachmittag zählte der Ebersberger Kreisbrandrat Andreas Heiß mehr als 60 Einsätze.

Unter anderem lief am Montagabend auch wieder einmal ein Abschnitt der Ebersberger Südumfahrung voll; der von Betonwänden eingefasste Bereich wird von den Feuerwehrleuten ohnehin wegen dieser Tendenz längst "Badewanne" genannt. Baden gingen diesmal laut Heiß zwei Autofahrer, die selbst nicht mehr aus der überfluteten Unterführung herauskamen und die Unterstützung der Feuerwehren benötigten. Die Sperrung dieses Teilstücks der B 304 dauerte bis in den Nachmittag an. Daneben stießen die Verkehrsteilnehmer aber auch an anderen Stellen im Landkreis bisweilen auf geschlossene Wasserflächen, wo sonst Straßen sind: Die Rosenheimer Straße in Ebersberg etwa war überschwemmt, in Aßling die Ebersberger Straße Richtung Steinkirchen, in Grafing kämpften die Feuerwehrleute vor allem in der Jahnstraße und in der Bahnhofstraße gegen die doch erheblichen Wassermengen. Dort liefen auch etliche größere Tiefgaragen voll, wie Kommandant Georg Schlechte am Dienstagnachmittag berichtet, als sich die Lage schon etwas entspannt hat. Allein in Grafing musste die Feuerwehr 21 Einsätze abarbeiten, die die 60 Kräfte stundenlang beschäftigten.

Die Urtel und der Wieshamer Bach schwollen bedrohlich an, das Areal am Gymnasium und beim Volksfestplatz wurde zur Seenplatte, doch der Feuerwehr gelang es, das Wasser von den anliegenden Anwesen wegzuleiten. Man habe aber auch gesehen, so Schlechte, dass die Maßnahmen zum Hochwasserschutz am Wieshamer Bach Wirkung zeigten: Die Polderflächen hätten das überschüssige Wasser gut aufgenommen. Ein Autofahrer, dessen Fahrzeug am Volksfestplatz wegzuschwimmen drohte, konnte rechtzeitig informiert werden, ein Schaden entstand nicht. Etliche Pumpen waren an vielen Stellen im Stadtgebiet im Einsatz, außerdem wurden fast 500 Sandsäcke benutzt.

Die Bahnhofstraße konnte allerdings erst am Nachmittag wieder für den Verkehr freigegeben werden, insgesamt mussten die Verkehrsteilnehmer in Grafing generell viel Geduld beweisen. Denn der Verkehr Richtung Grafing-Bahnhof fließt ohnehin momentan wegen Bauarbeiten vollständig durchs Zentrum, durch die Sperrung der B 304 und der Bahnhofstraße kam es am Dienstag teilweise zu chaotischen Zuständen und langen Wartezeiten.

In Aßling wissen die Feuerwehrleute ohnehin längst, wo es kritisch wird, wenn es zu viel regnet, nämlich am Bahnhof. Dort gibt es, wie Johann Vogt erzählt, einen kleinen Graben nah an den Gleisen, der der Bahn gehört und eigentlich das Wasser ableiten sollte. Weil er aber nicht oft genug gereinigt werde, überflute das Wasser auf einer Länge von 40 Metern regelmäßig die Gleise, auch die Fußgängerunterführung lief voll. "Wir haben das Ding halt wieder mal leergepumpt", sagt der Feuerwehrkommandant. Ansonsten habe sich in seiner Gemeinde der Schaden weitgehend in Grenzen gehalten, ein paar vollgelaufene Keller, ein paar überspülte Straßen - sonst war nicht viel los. Ähnlich sah es in Glonn aus, wie stellvertretender Kommandant Wolfgang Holzbauer erläutert. Die dortigen Feuerwehrkräfte mussten diverse Keller auspumpen - darunter den Weinkeller des Guts Sonnenhausen - ansonsten blieb die in der Vergangenheit von Hochwassern oft stark betroffene Marktgemeinde diesmal weitgehend verschont.

Wesentlich heftigere Folgen hatten die starken Regenfälle im Nachbarlandkreis: In Wasserburg schwoll der Inn so stark an, dass die Altstadtbrücke zunächst für den Autoverkehr und später auch für Fußgänger gesperrt werden musste.

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