Überraschende Show:Von Weißwürsten, Fischstäbchen und falschen Spaniern

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Bei der wieder einmal ausverkauften Mixed-Show in der Grafinger Turmstube entfachen vier Künstler ein kabarettistisches Feuerwerk. Über einen kurzweiligen Abend mit Horst Eberl, Moses Wolff, Sepp Müller und Ramon Bessel

Von Andreas Junkmann, Grafing

Um den Ticketverkauf für den Überraschungsabend hat sich das Team der Grafinger Stadthalle auch diesmal überhaupt keine Sorgen machen müssen. Sogar auf den Speisekarten, die am Donnerstag an den Tischen in der Turmstube ausliegen, ist über das Mixed-Show-Logo das Wort "Ausverkauft" gedruckt. Mit seiner Ankündigung "Der Fasching ist zwar vorbei, aber bei uns wird trotzdem weiter gelacht", sollte Intendant Sebastian Schlagenhaufer recht behalten - und wie! Zur ersten Mixed-Show nach der fünften Jahreszeit hat er mit Horst Eberl, Moses Wolff, Sepp Müller und Ramon Bessel vier Künstler in die Turmstube geholt, die dort drei Stunden lang ein kabarettistisches Feuerwerk abbrennen. Mal laut, mal leise. Mal hintergründig, mal derb, starten sie einen Angriff nach dem anderen auf die Zwerchfelle der Grafinger - jeder von den Künstlern auf seine eigene ganz spezielle Art und Weise.

Horst Eberls Alltagshumor kommt bei dem Publikum gut an. (Foto: Christian Endt)

Zum Auftakt nimmt Liedermacher Horst Eberl aus Pleiskirchen das Publikum mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Zur Schule sei er immer gern gegangen, sagt er. "Also hin und dann wieder heim. In der Schule selbst war ich gar nicht so gern." Aber schließlich habe es ja auf dem Schulweg auch viel zu entdecken gegeben, wie er dem Publikum in einem seiner Lieder erzählt. Er singt davon, wie er und seine Kameraden mit Fahrrädern durch Pfützen gefahren sind, den großen Schülern die Zunge rausgestreckt und die Mädchen geärgert haben.

Wenn Eberl, dieser sympathische Mann mit den kleinen funkelnden Augen und dem weißen Rauschebart, da auf der Bühne steht, sieht man, wie viel Spaß es ihm macht, die alltäglichen Situationen des Lebens zu persiflieren. Situationen, in die sich jeder in der Turmstube hineinversetzen kann. Eberls feiner Alltagshumor kommt beim Publikum so gut an, dass er nicht um eine kleine Zugabe herumkommt, bevor er an Moses Wolff übergibt.

Moses Wolff erweckte unterschiedlichste Stimmen zum Leben. (Foto: Christian Endt)

Der ist als Schauspieler, Komiker, Autor, Maler und Regisseur ein echter Tausendsassa - und das zeigt er auch in Grafing. Wolff, Typ Altrocker mit Lederarmband, silbernen Ohrringen und Boots, betritt die Bühne der Turmstube mit einem Packen Zettel in der Hand. Wer das aber nicht mitbekommt, weil er etwa noch in seine Nachspeise vertieft ist, der könnte meinen, in die Turmstube sei gerade eine ganze Komikertruppe eingefallen. Plötzlich schwirren Stimmen von bayerischen Grantlern, norddeutschen Touristen und asiatischen Kellnern durch die Luft - alle in unnachahmlicher Art von Moses Wolff zum Leben erweckt.

Absolut sehens- oder besser hörenswert ist es, wenn der Pasinger das Publikum mit in ein Wirtshaus nimmt, in dem es um die ewige Frage der richtigen Weißwurst-Verzehrtechnik geht, auf das Herrenklo beim Wiesenauftakt, wo an derbem Humor kein Mangel herrscht, oder ins asiatische Restaurant zum Mittagstisch. "Wie heißt das Gericht denn bei Ihnen?", fragt der Gast den Kellner. "Wir nennen es Nummer 25", antwortet dieser. Das Publikum kreischt vor Lachen.

Sepp Müller lässt das Publikum "Wir haben offenbar den gleichen Speiseplan" singen. (Foto: Christian Endt)

Dass die Grafinger aber an diesem Abend nicht nur für schnelle Witze sehr empfänglich sind, sondern sich auch nicht scheuen selbst mitzumachen, zeigen sie beim Auftritt von Sepp Müller. Der erklärt zunächst, wie man sich seine Heimat nahe Bad Tölz vorzustellen habe. So schön wie im Auenland aus dem "Herrn der Ringe" sei es dort. "Nur dass nicht alle Männer klein sind und die Frauen eher Haare auf den Zähnen, als auf den Füßen haben."

Dann legt er mit seiner "Quetschn" los und setzt zu einem Plädoyer für den qualifizierten Hauptschulabschluss an. "Ihr Helikopter-Eltern lasst's euch sagen, auch mit Handwerk kann man gutes Geld heimtragen." Beim Stück über die "Kochkünste" des Mannes - vom Donnerstags-Döner bis zu den Freitags-Fischstäbchen - singt dann die ganze Turmstube mit, was Sepp Müller zu der Erkenntnis bringt: "Wir haben offenbar den gleichen Speiseplan."

Ramon Bessel nennt sich selbst "Ramon, der falsche Spanier". (Foto: Christian Endt)

Musikalisch wird es auch noch mal beim letzten Auftritt an diesem kurzweiligen Abend. Ramon Bessel nennt sich selbst "Ramon, der falsche Spanier". Warum das so ist, darauf lässt weder dessen äußeres Erscheinungsbild mit Melonenhut auf dem Kopf und wild gemustertem Hemd schließen, noch sein Heimatort: Gmund am Tegernsee. Den Spitznamen, klärt Ramon auf, habe er von Angelo bekommen - dem falschen Italiener. Am Piano sitzend schlägt der selbsternannte Iberer dann eher nachdenkliche Töne an und stellt die fast schon philosophische Frage, was denn dem Leben Erfüllung gebe. Er hat selbst mehrere Antwortmöglichkeiten parat - vom zweieinhalb Tonnen schweren SUV, mit dem die 40-Kilo-Tochter zum Klavierunterricht kutschiert wird, bis hin zur großen Liebe, die aber auch schnell in Wahn über gehen kann.

Ramon zeigt bei seinem Auftritt nicht nur, dass er ein feiner Humorist ist, sondern auch ein ausgezeichneter Sänger und Klavierspieler. "Ganz große Kunst", befindet deshalb nicht nur Intendant Sebastian Schlagenhaufer, auch das Publikum ist begeistert. Entsprechend sind auch die nächsten Mixed-Shows schon wieder restlos ausverkauft. Lediglich für den 6. Juni können sich Interessenten vom Team der Stadthalle noch auf eine Warteliste setzen lassen. Wenn das Wetter passe, dann sei für diesen Donnerstag eine Open-Air-Show geplant, so Schlagenhaufer. Das Angebot mit der Warteliste werden wohl viele der Besucher vom Donnerstagabend gerne annehmen.

© SZ vom 09.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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