Typisierungsaktion in der Kreisklinik:Erste Hilfe für Dr. Mitterer

Ein Ebersberger Krankenhausarzt leidet an Leukämie. 1400 Menschen wollen ihm als Stammzellenspender helfen.

Daniela Lilli

"Mir fehlen die Worte", sagt Martin Mitterer angesichts der überwältigende Hilfsbereitschaft: 1400 Freiwillige haben sich am Samstag in der Kreisklinik eingefunden, um sich durch eine Blutabgabe als potentielle Stammzellenspender registrieren zu lassen. Schon deutlich vor dem offiziellen Beginn der Aktion waren die Ersten da. "Es hat mir sehr gut getan, diese Unterstützung zu sehen", sagt der 30-jährige Klinikarzt, der an Leukämie erkrankt ist.

stefan huber

Auch Klinik-Chef Stefan Huber lässt sich bei der Typisierungsaktion Blut abnehmen.

(Foto: privat)

Das ist eine bösartige Erkrankung des blutbildenden Knochenmarks, die unbehandelt zum Tod führt, weiß Dr. Ulrich Hahn von der Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern (AKB). Rund 10000 Menschen in Deutschland erkranken jährlich daran. Eine Chance auf Heilung besteht in vielen Fällen nur in einer Stammzellenspende. Etwa 25 Prozent der Erkrankten haben dabei das Glück, den Spender in der eigenen Familie zu finden. Mitterer gehört nicht zu ihnen.

Um für ihn und andere Leukämiekranke geeignete Spender zu finden, hatten die Aktion Knochenmarkspende Bayern und die Kreisklinik Ebersberg zu der Typisierungsaktion aufgerufen - und die Menschen kamen in Scharen. "1400 Spendenbereite - mit so vielen hätten wir nicht gerechnet", staunte Klinik-Geschäftsführer Stefan Huber, der sich selbst auch Blut abnehmen ließ. Der größte Teil der Spender kam aus Ebersberg und Umgebung, aber auch aus Erding, Germering und München waren Leute eigens angereist.

Die Gründe für die große Hilfsbereitschaft waren vielfältig: "Würde ich mich in der gleichen Situation befinden, wäre ich froh, wenn andere Menschen dasselbe für mich täten", so der Ebersberger Christian Held. Dem stimmte auch das Ehepaar Öttl zu: "Jeden kann es treffen." Auch ganz persönliche Erfahrungen und Schicksalsschläge erklärten die rege Teilnahme. So erzählte ein Ebersberger, dass seine Tochter an einer seltenen Krankheit leide. Vor diesem Hintergrund sei es für ihn selbstverständlich zu helfen. Auch Barbara Treml hatte einen speziellen Anlass: Ihre Tochter war in der Ambulanz einmal von Martin Mitterer behandelt worden.

Laut Koordinatorin Sigrid Iding stieß die Typisierungsaktion vor allem bei jungen Menschen auf Resonanz: "Hier ist der Solidaritätsgedanke ganz groß." Diesen Eindruck bestätigt die 20-jährige Johanna Neuner: "Das ist doch nur eine Sache von fünf Minuten, und wenn man dadurch Leben retten kann, dann sollte das jeder machen." Die zwei Jahre ältere Daniela Egger ist derselben Meinung: "Wenn das für einen guten Zweck ist, dann mache ich das auch."

Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, waren zwölf Mitarbeiter der AKB mit der Erfassung der Spenderdaten beschäftigt, während mehr als 30 Mitarbeiter aus der Klinik sowie anderen Krankenhäusern und Arztpraxen bei der Blutabnahme halfen. Weitere 30 Freiwillige kümmerten sich um die Organisation, Betreuung und Bewirtung der 1400 Teilnehmer. Schon tags zuvor hatten 150 Mitarbeiter der Klinik Kuchen gebacken. Ortsansässige Firmen unterstützen die Aktion durch die kostenlose Bereitstellung von Getränken und Mahlzeiten.

Während der Aktion wurden rund 4200 Euro gespendet. Dieser Betrag wird zur Deckung der Kosten von 40 Euro pro Ersttypisierung eines Spenders verwendet, da diese von den Krankenkassen nicht übernommen werden. Wer sich ebenfalls typisieren lassen möchte, um Leukämiekranken zu helfen, oder die AKB finanziell unterstützen will, kann sich im Internet unter www.knochenmarkspende.de näher informieren.

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