Es ist ein individuelles Thema. Michaela Seifert nimmt einen Schluck aus der Kaffeetasse in ihren Händen. "Für jeden Menschen ist etwas anderes gesund." Es komme eben darauf an: Ist der Mensch alt oder jung? Hat er eine Vorerkrankung oder ist er so gut wie nie krank? Lebt er sportlich oder eher bequem? Mit Übergewicht oder Untergewicht? Um herauszufinden, was für einen selbst gesund bedeutet, braucht es in einem ersten Schritt im Grunde genommen nur eines: Achtsamkeit - mal etwas genauer in sich hinein horchen. Und genau das ist der Kern dessen, was das "Tut Gut Festival" in Moosach erreichen möchte. Zusammen mit Priska Broese und Andrea Schiller hat Michaela Seifert das zweitägige Festival organisiert.
Der erste Funken einer Idee keimte bei Priska Broese und Andrea Schiller auf. Weil die zweite Schwangerschaft von Broese schwierig verlief, kam Schiller als Dorfhelferin zu der 36-Jährigen nach Moosach - so lernten sie sich kennen. Mittlerweile geben sie zusammen Workshops, Broese als Yogalehrerin, Schiller als Heilpraktikerin. Sie hatten ähnliche Vorstellungen: Der Weg, um gut zu seinem Umfeld zu sein, führt in einem ersten Schritt über das Gutsein sich selbst gegenüber.
Im vergangenen Sommer begannen die Frauen, das Prinzip hinter ihren Workshops weiter zu denken und fassten den Plan, etwas Größeres auf die Beine stellen zu wollen, um damit mehr Menschen zu erreichen: das "Tut Gut Festival". Bei Ausstellern und Referenten stießen die beiden auf ein enormes Interesse, das Festival wuchs. So waren Broese und ihre 50-jährige Mitstreiterin froh, als sich ihnen Michaela Seifert - eine zufällige Bekanntschaft von Broese, die sich zu einer Freundschaft entwickelte - für die Organisation anschloss. Fortan konnten sie die Arbeiten auf drei Schultern verteilen.
Schnell war den Organisatorinnen klar, dass sie in Moosach den perfekten Veranstaltungsort gefunden haben. Und zwar nicht trotz der geringen Größe, sondern gerade deswegen. "Moosach hat eines der bedeutendsten Naturschutzgebiete", sagt Broese. Ideale Voraussetzung also, um die Natur in das Programm einzubauen. So führt zum Beispiel am Samstag eine Wanderung und eine Yogastunde in den Wald.
Events an elf verschiedenen Orten
Die Veranstaltungen beim "Tut Gut Festival" sind aber freilich nicht nur im Wald. An bis zu elf verschiedenen Orten finden Events statt, unter anderem beteiligen sich das Meta Theater, das Atelier Maja Ott und die Moosacher Pfarrkirche. Inhaltlich reicht das Angebot über Atem- und Klangmeditationen, verschiedenen Yogastilen und Faszientrainings hin zu medizinischen Vorträgen und Workshops aus der Psychosomatik, oder Erzähltheater und Musik.
Das Spektrum könnte breiter nicht sein. Vor dem Rathaus wird eine "Mitmach-Area" sein, sagt Broese. Neben Essen und Getränken finden dort diverse Events für alle Altersklassen statt. Besucher können sich ohne Eintrittskarte umsehen. "Wir wollen, dass die Leute zusammenfinden", sagt die 36-Jährige. "Jeder kann einfach mal vorbeikommen und schauen, ob das was für einen ist." Tickets für das übrige Festival gibt's dann dort für diejenigen, die neugierig geworden sind.
Wieso machen die drei Frauen das? Ein komplettes Festival organisieren. Einfach so, neben ihren Berufen und Familien. Ein Festival, das zu Beginn der Planungen nur eine Handvoll Aussteller und Programmpunkte beinhaltete - und nun über zwei Tage eine Plattform für 30 Aussteller und knapp 60 Referenten liefert. Und das Festival hört immer noch nicht auf zu wachsen: Schon jetzt stehen Aussteller auf der Warteliste für das nächste Festival, obwohl noch nicht einmal sicher ist, ob es eine zweite Ausgabe überhaupt geben wird. Warum stecken die Frauen seit mehr als einem Jahr so viel Energie in dieses Projekt?
Aussicht auf einen hohen Gewinn ist es nicht: Alles Geld, das oberhalb der Kostendeckung liegt, möchten die Frauen an Initiativen für den Regenwald spenden. "Im Moment ist die Katastrophe in Brasilien überall Thema, das beschäftigt uns natürlich auch sehr", sagt Broese. "Deshalb möchten wir da etwas tun." Welche Projekte sie im Einzelnen unterstützen werden, ist allerdings noch nicht entschieden. Sie möchten sichergehen, dass jeder Cent in die richtigen Hände geht, so Broese weiter. Aus diesem Grund werde da keine Entscheidung übers Knie gebrochen.
Was ist es dann? Michaela Seifert lacht. "Ach, eigentlich sind wir alle Überzeugungstäterinnen - vielleicht könnte man es so nennen." Nicht nur sie und ihre zwei Mitstreiterinnen, betont die 37-jährige Fotografin. Sondern jeder einzelne, der an diesem Festival beteiligt ist. Dass sich so viele aus dem Dorf in irgendeiner Art und Weise beteiligen, und dass viele Unternehmen und private Menschen Produkte gespendet haben, ist für Seifert der Beweis: Die Leute machen das aus der Überzeugung heraus, dass ein Miteinander, ein Austausch und ein achtsamer Umgang mit sich selbst und anderen gegenüber eine Sache ist, die es sich zu unterstützen lohnt. "Das tut auch einfach mal gut."
Das "Tut Gut Festival" findet statt am Samstag, 12. Oktober, und Sonntag, 13. Oktober in Moosach. Zwischen Grafing Bahnhof und Moosach verkehrt ein kostenfreier Shuttlebus. Tagestickets kosten im Vorverkauf 15 Euro, ein Kombiticket für beide Festivaltage 25 Euro - für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre ist der Eintritt frei. Und wer mit dem Rad kommt, bekommt ein Los für die Tombola geschenkt! Tickets und Infos zum Programm gibt es auf tut-gut-festival.de