Trauerspiel:Zu wenige Glückskekse

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Das schlechte Wahlergebnis führt die SPD unter anderem auf den fehlenden Rückenwind aus Berlin zurück

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Auf den Tischen im Stüberl der Ebersberger Alm liegen Glückskekse. Doris Rauscher hat sie bei ihrem Wahlkampf um den Einzug als SPD-Direktkandidatin in den Bayerischen Landtag verteilt. Für die Kekse hat sich die 51-Jährige Sprüche ausgedacht. Doch die Glückskekse haben wohl nicht gereicht. Die SPD fährt laut Hochrechnungen am Sonntagabend mit etwa 9,5 Prozent ein desaströses Ergebnis bei der Landtagswahl ein. Die Stimmung bei der Wahlparty in der Ebersberger Alm ist dementsprechend gedrückt.

"Rappelvoll wird das heute bestimmt nicht werden." Es spricht viel Bitterkeit aus der Stimme von Thomas Vogt, dem Vorsitzenden des Ebersberger SPD-Kreisverbands. Es ist 18.15 Uhr. Bislang sitzen drei Parteimitglieder an einem Tisch im Stüberl. Obwohl die Veranstaltung eine offizielle Wahlparty ist, feiert hier niemand. Zu bedrückend empfinden alle die Hochrechnungen. Stattdessen wird Schnitzel gegessen und der Wahlabend am Fernseher verfolgt. Laut ARD steht die SPD bei 9,9 Prozent. Laut ZDF sind es 0,4 Prozentpunkte weniger. "Dann schauen wir lieber weiterhin ARD", sagt Vogt.

Mit einem Ergebnis im einstelligen Bereich hat hier am Tisch niemand gerechnet. "Laut den besten Prognosen wären wir etwa bei 13 Prozent gewesen", sagt Vogt. Selbst das wäre ein Resultat gewesen, mit dem niemand in der Partei zufrieden gewesen sei. Nun wird es wahrscheinlich nicht einmal für zehn Prozent reichen. Aber warum? Zu wenig Glückskekse?

"Es tut uns sicherlich nicht gut, dass wir in einer großen Koalition sind", sagt Dirk Schött, Vorsitzender des Ebersberger SPD-Ortsvereins. Dem stimmt sein Parteikollege Vogt zu. "Wenn ich im Wahlkampf auf die SPD angesprochen wurde, dann fast nie auf die Landes-SPD!" Vorherrschend seien stattdessen bundespolitische Themen gewesen, vor allem die Streitigkeiten der großen Koalition. Die Streitigkeiten im Umgang mit Hans-Georg Maaßen, ehemaliger Verfassungsschutzpräsident, mittlerweile Staatssekretär im Innenministerium, sei da das beste Beispiel. Bei der vorvergangenen Wahl im Jahr 2013 sei das anders gewesen, erinnert sich Vogt.

Auch Doris Rauscher sieht einen Grund für das schlechte Abschneiden ihrer Partei im Bund. "Schuldige zu benennen, dafür ist es noch zu früh", betont sie zunächst, als sie gegen 19.30 Uhr die Ebersberger Alm betritt, nachdem sie die Hochrechnungen aus dem Maximilianeum mitverfolgte. Aber: "Uns hat definitiv Rückenwind aus Berlin gefehlt." Sie betont, dass es schwierig war, mit den Menschen im Wahlkampf über Landesthemen zu sprechen.

Natürlich gehe ein solches Ergebnis nicht spurlos an ihr vorüber, erzählt Rauscher der SZ nach der Ansprache an ihre Parteigenossen. Sie nimmt einen Schluck von ihrem leichten Weißbier. "Aber man muss es annehmen - es hat Gründe, warum sich die Wähler so entschieden haben." Und sie ist froh, dass die Wähler auch beschlossen haben, der AfD nicht ganz so viele Stimmen zu geben, wie es manche Umfragen prophezeit haben.

Ob es für die 51-Jährige, die neben ihrem Direktmandat auch auf Platz drei der Landesliste kandidierte, für einen erneuten Einzug ins Maximilianeum reicht, wird sich wohl erst im Laufe des Wochenbeginns herausstellen. Rauscher hofft darauf. "Ich habe mich in den letzten fünf Jahren nicht geschont, um mich für unsere Themen einzusetzen."

Im Stüberl herrscht Einigkeit, dass die Ergebnisse der SPD im Landkreis über dem Landesschnitt liegen werden. "Ich habe von sehr vielen Menschen Lob für unsere Direktkandidatinnen gehört", sagt Thomas Vogt.

© SZ vom 15.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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