Träger schlagen Alarm:Die Kita wird unbezahlbar

Für immer mehr Eltern im Landkreis sind die Betreuungseinrichtungen zu teuer

Sophie Rohrmeier

Immer mehr Eltern im Landkreis können sich die Kinderbetreuung nicht mehr leisten. Bei der wirtschaftlichen Jugendhilfe des Kreisjugendamtes sind 2012 im Vergleich zum Vorjahr rund elf Prozent mehr Anträge auf eine finanzielle Hilfe eingegangen. Vor allem die Arbeiterwohlfahrt (Awo) verzeichnet eine steigende Zahl von Eltern, die die Kosten für die Tagesstätte nicht oder nur teilweise selbst tragen können. Auch das Bayerische Rote Kreuz (BRK) berichtet von Problemen besonders von Alleinerziehenden.

Insgesamt 512 Anträge auf Übernahme oder Teilübernahme von Beiträgen für Kinderkrippen, Kindergärten, Horte oder Tagespflege haben Eltern im Jahr 2012 an die wirtschaftliche Jugendhilfe Ebersberg gestellt. Das sind 50 mehr als im Jahr zuvor, sagt die Sprecherin des Landratsamtes, Evelyn Schwaiger. Das Jugendamt erwarte, dass sich diese Tendenz im August 2013 fortsetze, wenn der Anspruch auf einen Krippenplatz besteht.

Die Awo ist im Landkreis einer der Hauptträger von Kindertagesstätten. Aktuell bezahlen dort in rund 100 Fällen nicht die Eltern den Beitrag für die Betreuung. Stattdessen bekommen die Einrichtungen im Falle einer Genehmigung des Antrags durch die wirtschaftliche Jugendhilfe das Geld direkt vom Jugendamt. Insgesamt besuchen etwa 1600 Kinder entweder eine Krippe, einen Kindergarten oder einen Hort in den 18 Kitas, die die Awo im Landkreis betreibt. In den vergangenen Jahren sei der Anteil der Eltern, die einen Antrag bei der wirtschaftlichen Jugendhilfe stellen, um "bestimmt 30 Prozent" gestiegen, sagt Ulrike Bittner, die Geschäftsführerin der Awo im Landkreis Ebersberg. Auch in den Kindertagesstätten des BRK hatte es im Kindergartenjahr 2011/12 einen "enormen Anstieg" gegeben, wie Elisabeth Seibl-Kinzlmaier vom Bereich Soziales beim BRK-Kreisverband sagt: Von 18 Fällen im Vorjahr stieg die Zahl auf 35. In diesem Jahr seien es wiederum erst 18, allerdings steige die Not der Eltern erfahrungsgemäß gegen Ende des Jahres. Zudem entlaste der durchs Bayerische Kultusministerium gewährte Zuschuss von monatlich 50 Euro im letzten Kindergartenjahr die Eltern. Auch Unterschiede zwischen ländlichem Raum und städtischen Gebieten mit hohen Mieten könnten Einfluss auf die finanzielle Lage der Eltern haben, sagt sie.

Im Durchschnitt erhalten betroffene Eltern von der wirtschaftlichen Jugendhilfe pro Kind 85 Euro für einen Kindergartenplatz, 90 Euro für einen Platz im Hort und 200 Euro für einen Krippenplatz. Im Awo-Kinderhaus "Sonnenschein" in Markt Schwaben kosten fünf bis sechs Stunden tägliche Betreuung im Kindergarten derzeit 88 Euro im Monat, in der Krippe 270 Euro. Die Kosten der einzelnen Kindertagesstätten sind indes von Kommune zu Kommune unterschiedlich. Diese Beiträge sind offenbar für eine zunehmende Zahl von Eltern nicht finanzierbar. Vor allem für Alleinerziehende, die nur Teilzeit arbeiten können oder gerade durch das Chaos einer Trennung gehen, sei dies der Fall, sagen Ulrike Bittner von der Awo und Elisabeth Seibl-Kinzlmaier vom BRK-Kreisverband. Auch Arbeitssuchende und Selbstständige mit schlechter Auftragslage gehören laut Seibl-Kinzlmaier zu den betroffenen Erziehenden. "Das Urproblem ist, glaube ich, dass selbst Vollzeitarbeit beider Elternteile oft nicht mehr ausreicht", erklärt Ulrike Bittner.

Antragsteller müssen ihre finanziellen Verhältnisse offenlegen. Die Jugendhilfe berechnet dann nach sozialhilferechtlichen Grundsätzen eine Einkommensgrenze. Wer weniger hat, bekommt eine Förderung. Schulden werden laut Bittner nicht als Grund für eine Förderung anerkannt. Von den 512 Anträgen im Jahr 2012 erfuhren 220 eine Ablehnung. "Diese Eltern haben Pech", sagt Bittner, deren Prinzip aber ist: "Wir suchen dann eine besondere Lösung und zapfen Spendentöpfe an."

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