Süddeutsche Zeitung

Tradition:Abschied von Ochs und Esel

Der Ebersberger Krippenweg war wieder ein voller Erfolg. Initiator Franz Kisters wird die Verantwortung für die Veranstaltung im nächsten Jahr aber an seinen Nachfolger Stefan Kühnlein übergeben

Von Julian Kettl, Ebersberg

"In Ebersberg hat es ausgesehen wie auf dem Marienplatz in München." Krippenbauer Franz Kisters ist begeistert vom Andrang bei der Abschlussveranstaltung des von ihm initiierten Ebersberger Krippenweges. Am vergangenen Wochenende konnten die Krippen letztmalig in dieser Saison besichtigt werden. Aber auch für den Erfinder des Krippenweges war es eine Art Finale: Kisters zieht im nächsten Jahr nach Bad Wiessee. Die gute Nachricht: Einen Krippenweg wird es auch weiterhin in Ebersberg geben.

Begonnen hat alles damit, dass Kisters 2010 der Stadt Ebersberg seine fünf Meter lange Krippe, die heutige Stadtkrippe, vermacht hat. Diese war mit vielen anderen Krippen in einer ausgedienten Autowerkstatt in der Heinrich-Vogl-Straße zu sehen. Kisters hatte bei der Ausstellung darauf verzichtet, die Werkstatt herzurichten und zu verschönern. "So erinnert der Ort an die Herbergssuche, die in Wirklichkeit ja ein Stall war."

2015 hatte der Ebersberger die Idee für den Krippenweg. Damals waren in insgesamt 50 Ebersberger Geschäften Krippen ausgestellt. Dieses Jahr waren es bereits mehr als 80 Stationen. An diesen konnten, meist durchs Schaufenster, insgesamt fast 200 Krippen von den Besuchern bestaunt werden. Mehrmals in der Woche fanden dafür Führungen von Krippe zu Krippe kostenlos für alle Interessierten statt. Die meisten der ausgestellten Krippen sind von Kisters entweder selbst gebaut oder gesammelt und schließlich von ihm in Zusammenarbeit mit der Stadt Ebersberg gelagert und verwaltet worden.

Langweilig wurden die vielen Krippen für die zahlreichen Besucher des Krippenweges nicht. Ob alpenländische oder orientalische Krippen, Höhlenkrippen, Ruinenkrippen oder Wurzelkrippen, Krippen aus aller Welt und aus allen erdenklichen Materialien waren in Ebersberg vertreten. Dabei wurde der Betrachter auch bei so mancher Krippe durch Witz und Kuriosität unterhalten.

Die Organisation des Krippenwegs fand wieder unter dem Dach des Bundes der Selbständigen (BDS) unter Leitung von Martin Freundl statt. Auch er ist stolz auf die Veranstaltung: "Der dritte Krippenweg fügt Ebersberg einen weiteren Glanzpunkt hinzu", war sich Freundl schon zu Beginn der Adventszeit sicher. Bestätigt wurde Freundl bei der Abschlussveranstaltung am vergangenen Sonntagnachmittag. Nach der religiösen Ansprache von Pfarrer Josef Graml lobten auch Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) sowie die Landtagsabgeordneten Thomas Huber (CSU) und Doris Rauscher (SPD) die Veranstaltung, die dieses Jahr bereits zum dritten Mal stattfand. Dass der Krippenweg eine gelungene Veranstaltung ist, darüber waren sich alle prominenten Gäste einig. Von einer "Bereicherung für Ebersberg" und einer "wunderschönen Adventszeit" war die Rede.

Auch das Gewinnspiel des Krippenwegs stieß in dieser Saison wieder auf großes Interesse. Rund 1200 Personen nahmen daran teil, berichtet Kisters. Über den ersten von insgesamt zehn Preisen, einen von Kisters gebauten Krippenstall im Wert von 400 Euro, konnte sich Mathias Krauß freuen. "So bleibt die Gewinnerkrippe in Ebersberg", sagte Franz Kisters. "Die übrigen neun Preise verstreuen sich auf Teilnehmer von Rosenheim bis München. Sogar ein Gewinner aus Gmund am Tegernsee ist dabei. Man sieht, dass die Leute aus ganz Oberbayern mitgemacht haben."

Auch für den Krippenexperten selbst war es wieder ein "wunderbarer Krippenweg und eine sehr, sehr gelungene Veranstaltung." Deshalb ist er auch besonders dankbar für die breite Unterstützung, die er für seine Unternehmung gefunden hat. "Ich danke allen sehr, die mitgeholfen haben. Besonderer Dank gilt vor allem Stadtführer Thomas Warg. Der hat mich am meisten unterstützt und alles ehrenamtlich gemacht. Auf dem Krippenweg hat er Hunderte durch Ebersberg geführt."

Und auch wenn sich Krippenbauer Kisters aus der Kreisstadt verabschiedet, hatte er doch gute Nachrichten dabei. "Der Krippenweg wird mithilfe der Stadt und des Bund der Selbstständigen weitergeführt werden", sagte er. Kisters Nachfolger wird dabei sein langjähriger Unterstützer und Krippenbegeisterte Stefan Kühnlein sein. "Ihn habe ich kennengelernt, als wir vor acht Jahren gemeinsam eine Krippe gebaut haben. Seitdem sind wir Freunde und er hat mich seither gemeinsam mit seiner Frau tatkräftig bei der Betreuung, dem Auf- und Abbau und der Verwaltung der Stadtkrippen unterstützt", so Kisters weirer. Bei den zukünftigen Krippenwegen wird dann also auf Stefan Kühnlein Verlass sein. "Er ist ein echter Kenner und hat das fest im Griff!"

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SZ vom 09.01.2018
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