Süddeutsche Zeitung

Tod einer Künstlerin:Trauer um Johanna Wolff von Schutter

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Am Dienstag starb die beliebte Aßlinger Schauspielerin, Sängerin und Kabarettistin

Von Rita Baedeker

AßlingSie hat große Oper auf ein lokales und volksnahes Format gebracht, kämpfte mit kabarettistischen Mitteln gegen den Schlankheitswahn und präsentierte sich gerne mit divenhaftem Outfit, schrillem Make-up und Haaren auf den Zähnen. Am Dienstag ist die Aßlinger Sängerin, Kabarettistin und Schauspielerin Johanna Wolff von Schutter im Alter von nur 62 Jahren an den Folgen einer schweren Krankheit gestorben.

Zusammen mit Bettina von Haken und Edeltraud Rey gehörte sie dem Ensemble der "Prima-Tonnen" an, mit dem sie bis nach Ostfriesland tourte. Als Textdichterin und Regisseurin der "Opernbayern" übersetzte sie Wagner und Weber ins Bairische. Mit heiteren Inszenierungen trug sie dazu bei, dass auch Menschen, die Opernhäuser eher meiden, die klassische Musik entdeckten. Sie, die das musische Gymnasium besuchte und in dem Münchner Musikhaus, aus dem sie stammt, früh Verantwortung übernehmen musste, ärgerte sich stets darüber, wie sie einmal erzählte, dass die Klassikabteilung von der U-Musik finanziert werden musste. Für sie bedeutete Oper auch eine schöne Kindheitserinnerung: Als kleines Mädchen wurde sie von den Eltern mit zu Aufführungen genommen. Dort saß sie auf dem Schoß der Mutter, lauschte der Zauberflöte und war selig.

"Ihre Hilfsbereitschaft wird uns fehlen", sagt Weggefährtin Edeltraud Rey. "Wenn jemand in Not war, war sie da. Ihr Multitalent, ihre Fähigkeit, aus den kleinsten Dingen etwas zu zaubern, wird uns abgehen." In den vergangenen zwei Jahren habe die Krankheit das Trio noch enger zusammengeschweißt.

Unvergessen ist Johanna Wolf von Schutter, die auch Mitarbeiterin der Ebersberger Zeitung war, als "Schönheitskönigin von Schneizlreuth". Unvergessen sind ihre volle, ausgebildete Stimme, ihr deftiger Witz und ihr Spott, der beißen konnte, aber nicht verletzte. Mitte April trat sie zum letzten Mal in dem rotzfrechen Damentrio auf. "Wir werden jetzt zu zweit weitermachen", erklärt Edeltraud Rey. "Doch mental wird sie bei uns sein, wenn wir auf der Bühne stehen." Johanna Wolff von Schutter würde ihr zustimmen. Ihr Motto lautete: "Die Show muss weiter gehen, die Vorstellung darf nicht ausfallen.

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SZ vom 25.04.2013
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