Süddeutsche Zeitung

Tierische Plage:Immer mehr Wildschweine

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Das Schwarzwild breitet sich außerhalb des Ebersberger Forstes aus. Die Verantwortlichen sind besorgt, weil die Tiere ganze Felder umackern und der Landwirtschaft großen Schaden zufügen können

Theresa Lackner

Im Landkreis herrscht Alarmstufe Rot. Als so dramatisch bezeichnet Heinz Utschig vom staatlichen Forstamt in Wasserburg die Ausbreitung von Wildschweinen, die sich auch außerhalb des Ebersberger Forstes immer wohler fühlen.

Zwar sei die Anzahl im Gegensatz zu anderen Gegenden Bayerns noch sehr gering, doch könne sich das sehr schnell ändern. Wenn jetzt nichts passiere, werden sich die Wildschweine massiv ausbreiten. "Die Flamme brennt noch auf niedriger Stufe, kann sich aber rasant vergrößern", sagt Utschig.

Dass sich die Wildschweine gerade in den vergangenen Jahren immer mehr zu einem Problem entwickelt haben, liegt einerseits an ihrer Fortpflanzungslust, im Fachjargon als Populationsdynamik bezeichnet. Demnach kann es innerhalb von einem Jahres zu einem 300-prozentigen Wachstum kommen. Aber auch weitere Faktoren spielen für die rasante Ausbreitung des Schwarzwildes eine Rolle. "Das ist eine sehr komplexe Thematik", weiß Martin Otter, der Vorsitzende des Kreisjägerverbandes. Zum einen sind Wildschweine sehr anpassungsfähig. Als Allesfresser haben sie sich mittlerweile sogar in den Bergen angesiedelt und sind schon in 1800 Meter Höhe gesichtet worden, sagt Otter. Außerdem finden die Säugetiere durch den vielen Maisanbau in der Landwirtschaft und die vermehrten Laubholzanteile in Wäldern gute Lebensbedingungen vor. Hinzu kommt, dass sie laut Otter sehr schwer zu bejagen sind. "Es gibt keine dummen Säue", stellt er fest.

Im Jahr 2011 wurden der Statistik der Unteren Jagdbehörde zufolge 238 Tiere geschossen, 23 davon außerhalb des Ebersberger Forstes. Dass diese jedoch nicht aus dem umzäunten Gebiet ausgebrochen sein können, darauf weist Jürgen Hörmann hin. Er ist Revierleiter im nördlichen Teil des Ebersberger Forstes. Die Zäune im Forst seien undurchlässig. Anhand obiger Zahlen sei vielmehr erkennbar, dass es eine Wildschweinwanderung von Nordwesen nach Südosten gebe, wie sie auch Otter und Utschig beobachten. Südlich der Donau seien die Tiere bisher wenig verbreitet gewesen. Inzwischen stelle aber auch ein Fluss kein Hindernis mehr dar. "Sie durchschwimmen die Donau ohne Probleme", fasst Hörmann zusammen.

Von einem starken Anstieg der Schwarzwildzahlen sind vor allem Bauern betroffen. Wildschweine können erhebliche Schäden auf Feldern verursachen, wenn sie mit ihrer Rotte ganze Flächen umackern und brach legen. Aufgrund von steigenden Getreidepreisen und mit Mais befeuerten Biogasanlagen stellten umgegrabene Acker und der damit verbundene Ernteverlust mehr als früher einen materiellen Verlust dar, erklärt Utschig. Das wiederum betrifft auch die Jäger, die für Wildschäden in ihrem Gebiet aufkommen müssen. Im Wald sind die Tiere im Grunde aber willkommen, weil sie den Boden umwälzen und als neue Wildart als "spannend zu bejagen" gelten, so der Forstbetriebsleiter.

Jäger und Bauern sind sich einig, dass eine konsequente und rechtzeitige Bejagung der Tiere erforderlich ist. Wenn jetzt nicht gehandelt werde, sei es zu spät. Eine Ausrottung der Tiere sei unmöglich, sagt Utschig. Deshalb wurde erst vor zwei Wochen ein Seminar zum Thema Schwarzwild abgehalten. Es soll nun eine Arbeitsgruppe gebildet werden, die sich des Problems annimmt. Wichtig sei die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten, sagt Otter, der die Gruppe leiten wird.

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Quelle:
SZ vom 13.08.2012
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