Süddeutsche Zeitung

Neueröffnung mit Auflagen:Mia san Miau

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Der Betrieb des Ebersberger Tierheims hat sich durch die Pandemie-Auflagen nach der Wiedereröffnung deutlich verändert. Die Bewohner sind trotz der turbulenten Wochen so verspielt und zutraulich als wäre nichts gewesen.

Von Florian Kappelsberger, Ebersberg

Aufgedreht springt Mia auf dem Kratzbaum umher und miaut; sie wartet ungeduldig und lautstark auf ihren Besuch, der sich heute wohl etwas verspätet. Die weiße Katzendame ist taub und lebt schon seit drei Jahren im Tierheim Ebersberg, wo sie ihr Betreuer mehrmals in der Woche besucht und mit ihr spielt. An dieser Routine hat sich in den turbulenten Krisen-Monaten nichts geändert.

Während die Folgen der Corona-Pandemie im Alltag der Menschen nach wie vor nahezu überall spürbar sind, scheinen die Bewohner des Tierheims von solchen massiven Veränderungen weitestgehend verschont. "Ich glaube nicht, dass unsere Tiere etwas merken", sagt Evelyn Bauer, die Erste Vorsitzende des Tierschutzvereins Landkreis Ebersberg und Leiterin des Tierheims. Auch während des Lockdowns seien die ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuer weiterhin regelmäßig gekommen und hätten sich gekümmert. Insgesamt sei aus Sicht der Tiere also alles beim Alten.

Auf den Betrieb des Tierheims dagegen hat sich die Coronakrise deutlich ausgewirkt. Mit Beginn der Ausgangbeschränkungen Mitte März hatte es für Besucher bis auf weiteres schließen müssen. Seit Anfang Juni ist es anders als die meisten anderen Einrichtungen in der Region wieder regulär geöffnet, trotzdem komme im Moment deutlich weniger Besuch als vor der Coronakrise: "Es wird nicht so richtig wahrgenommen", meint die Leiterin.

"Es darf wieder losgehen"

Die Vermittlung der Tiere sei selbst während der vorübergehenden Schließung nie zum Stillstand gekommen. Man habe telefonisch Einzeltermine vereinbart und so beispielsweise alle vier Hunde vermitteln können, die im Tierheim untergebracht waren. Bei einer Führung stellt Bauer einige der aktuellen Bewohner vor: Die beiden Kater Peanut und Gismo, die sich hörbar über den Besuch freuen, die Riesenkaninchen Hoppel und Moppel, die gemeinsam das Außengehege erkunden, sowie die Farbratte Toto, die vor kurzem gefunden und abgegeben worden ist.

Die strengen Auflagen der vergangenen Monate hatten eine weitere Folge für das Ebersberger Tierheim: Es seien deutlich weniger Hunde aus dem Ausland abgegeben worden. Diese Tiere stammen häufig aus Osteuropa, wo sie von Reisenden adoptiert oder illegal gekauft und nach Deutschland gebracht werden. Da die Hunde oft in unwürdigen Verhältnissen aufgewachsen und nicht trainiert sind, haben viele von ihnen Anpassungsschwierigkeiten und landen schließlich im Tierheim. Nach Schließung der Grenzen sei dieser Kreislauf spürbar zum Stillstand gekommen, sagt Evelyn Bauer. Im Moment werden allerdings wieder verstärkt Hunde abgegeben, was womöglich auch mit den Lockerungen der Reisebeschränkungen zusammenhänge.

Für die Neueröffnung habe man den Auflagen nach ein Hygienekonzept erarbeitet: Das Betreten ist nur mit Maske erlaubt, es werden maximal zwei Interessenten pro Tier empfangen und insgesamt höchstens vier Besucher gleichzeitig. "Es darf wieder losgehen", sagt Evelyn Bauer.

Das Tierheim ist von Freitag bis Sonntag jeweils zwischen 13 und 16 Uhr geöffnet. Mehr zu seinen Bewohnern unter: www.tierschutz-ebersberg.de

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Quelle:
SZ vom 30.06.2020
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