Theaterhalle Markt Schwaben:Doppeltes Versprechen

Junges Kabarett aus dem Landkreis: Sebastian Schlagenhaufer und Ferdinand Maurer feiern als "Creme Bavarese" Premiere mit ihrem neuen Programm.

Lena Grundhuber

Es ist sieben Uhr abends an diesem Rosenmontag in der verlassenen Markt Schwabener Theaterhalle. Auf der Bühne liegen Requisiten unklaren Verwendungszwecks, das erste Pils ist geöffnet. Und dahinein fällt dieser Satz. "So richtig keinen Inhalt hat eigentlich nix", sagt Sebastian Schlagenhaufer. Wer ein Kabarettprogramm, zumal sein eigenes, beschreiben soll, kann schnell mal zum Philosophen werden.

Theaterhalle Markt Schwaben: Sebastian Schlagenhaufer und Ferdinand Maurer, das ergibt die spezielle Mixtur aus "a bissel am Schmarrn und Inhalt" - genannt "Creme Bavarese". Am Samstag feiern die beiden Premiere in Markt Schwaben mit ihrem Programm "Organisiertes Versprechen"

Sebastian Schlagenhaufer und Ferdinand Maurer, das ergibt die spezielle Mixtur aus "a bissel am Schmarrn und Inhalt" - genannt "Creme Bavarese". Am Samstag feiern die beiden Premiere in Markt Schwaben mit ihrem Programm "Organisiertes Versprechen"

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der 30-Jährige, wohnhaft in Grafing, ist allerdings nicht ohne Unterstützung auf der Welt und in der Theaterhalle. Er hat sein Horn, seine Gitarre, und er hat Ferdinand Maurer, 26. Der trägt ebenfalls Brille und Schal, arbeitet untertags in einer Versicherung und konkretisiert: "Eine Mixtur aus a bissel am Schmarrn und Inhalt". So darf man sich das also vorstellen, wenn diese zwei zusammen auf der Bühne zu einer verbalen und musikalischen Creme Bavarese verschmelzen. Am Samstag feiern die Freunde, die sich seit ihren Tagen bei der Jungen Bühne Markt Schwaben kennen und heute beim FKK Impro-Theater spielen, Premiere mit ihrem Kabarettprogramm "Organisiertes Versprechen". Ein doppeltes Wortspiel, in dem reichlich Platz ist für "a bissel an Inhalt", wie die beiden es wohl bescheiden ausdrücken würden.

Denn natürlich gibt es einen Inhalt, und der ist so unpolitisch nicht: "Überall wird was versprochen, oft wird's nicht gehalten, aber es stört niemanden mehr", erklärt Schlagenhaufer den Aufhänger. Statt aber den Betrug anzuprangern, halte man sich weiter am Versprechen fest. Es ist schon zum Verwundern. Und weil Kabarettisten sich in puncto Absurdität ungern von Realität oder Politik überbieten lassen, halten sie mit. In der Disziplin "Ressortwechsel" etwa sind Creme Bavarese auf der Höhe der Zeit. Sebastian Schlagenhaufer klemmt sich gern laienhaft ans Horn, wenn Ferdl das Akkordeon weglegt und sein Instrument übernimmt: "Fraglich, was mehr auffällt: De Maizière als Verteidigungsminister oder Ferdl an der Gitarre." Formal handle es sich bei ihrem Programm um klassisches Nummernkabarett, selbst geschrieben und begleitet - der vormalige Pianist Christian Kappl ist nicht mehr dabei.

Es könne schon passieren, dass irgendwo irgendein Huber vorkomme, sagt Schlagenhaufer, doch viel interessanter als die Politik sei der Umgang mit ihr: "Dass die Leute glauben, gemeint zu sein: Wie viele Leute dachten, sie gehören zu den Besserverdienern, nur weil sie FDP wählen!" Wer zur Erkenntnis gelangen will, muss durch viel Schmarrn hindurch und so kämpfen sich Creme Bavarese durch die Bierzelte, und schauen genau hin, was die Jenny im Minidirndl mit dem Raiffeisenvorstand macht.

Sie scheuen kein Zitat und reimen unerschrocken "Bella Ciao" auf "Teller Ciao" und "Hellas Ciao", womit sie - Heureka!- doch wieder bei der großen Politik sind. Bayern wird hochgelobt und herabgesungen, denn bei der unheimlichen Korrelation von Bierumsatz und Ausländerhass, da hört der Spaß auf. Zwanzig Minuten ihres Programms haben sie in der Kuhbar des Schlachthofs gezeigt, mit Moderator Matthias Matuschik waren sie in Augsburg, Ingolstadt und München. Zu einer Karriere als Profi-Kabarettisten würden sie nicht nein sagen, aber missionarisch seien sie nicht, meinen die zwei. Obwohl - sinniert Schlagenhaufer -, wenn man sehe, dass der große Huber Milliarden in den Sand setze, während jeder kleine Huber... "Das könnte einen fast aufregen".

"Creme Bavarese" mit "Organisiertes Versprechen" am Samstag, 12. März, um 20 Uhr in der Markt Schwabener Theaterhalle. Karten gibt es Montag, Mittwoch und Freitag von 15 bis 18 Uhr am Schlossplatz 1 unter 08121/22422 oder unter www.theater-marktschwaben.de.

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