Theater:Es geht ums Diridari

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Es ist schon schwer, wenn gleich drei sich um eine einzige Frau streiten. Noch schlimmer, wenn noch nicht mal klar ist, um welche Frau es eigentlich geht. Die Aufführung der Plieninger Theaterbagasch glänzt mit kernigen Darstellern, kräftigen Witzen und einer tollen Ausstattung, (Foto: Christian Endt)

Die "Bixlmadam" der "Plieninga Theaterbagasch" glänzt mit einem stilvollen Bühnenbild, aufwendigen Kostümen und jeder Menge Preußenwitze

Von Amelie Hörger, Pliening

Der Bürgersaal ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Dies ist ganz besonders bemerkenswert, da sich Jung und Alt für die Aufführung der "Bixlmadam" durch den Schneesturm kämpfen mussten, was Regisseurin Barbara Betz zu Beginn der Vorstellung erfreut betont. Ihre Wünsche für diesen Abend: Eine unterhaltsame Aufführung und "dass heute mal niemand währenddessen eine Flasche fallen lässt". Ihre kleine Bitte wird jedoch nicht erhört. Kaum lichtet sich der Vorhang, da ist, fast wie bestellt, das Klirren einer Glasflasche zu vernehmen. Doch das sorgt auch gleich für den ersten Lacher an diesem spaßigen Theaterabend.

"Bixlmadam" lautet der Titel der bayerischen Komödie von Peter Landstorfer, welche die Laienspielgruppe dieses Jahr auf die Bühne bringt. Es geht um eine Dame, die vorgibt, finanziell besser gestellt zu sein als es eigentlich der Fall ist. Nichts als eine Aufschneiderin also ist eine Bixlmadam, meist stammt sie aus eher bescheidenen Verhältnissen. Ganz und gar nicht bescheiden ist hingegen die Kulisse für die Inszenierung im Bürgerhaus. Die Bühne im großen Saal hat sich in ein stilvolles, nobles Hotel verwandelt. Inklusive großer Schwingtüren mit langen goldenen Griffen, einer Treppe und goldverzierter Theke hinter der Susi (Rebecca Meckl) in schwarz-weißer Kellnerinnen-Uniform die Champagnergläser putzt. An einem Brett hängen große, schwere Zimmerschlüssel und tragen dazu bei, eine urige Atmosphäre zu schaffen - mit den gebräuchlichen Chipkarten an der Wand wäre das wohl kaum zu erreichen.

Passend zur schicken Inneneinrichtung zeigen sich neben Susi auch die anderen Angestellten des Hotels in feinstem Aufzug. Da wäre zum einen Johann Wössl, der Hotelier (Georg Eberhart), der mit Hilfe französischer Phrasen Pariser Flair in sein Etablissement bringen möchte, und sein dadurch vollkommen verwirrter Angestellter Lipp (Martin Wachinger), der den Pianisten, Pagen, Koch und Kofferträger des Hotels mimt. Besonders das Zusammenspiel der jungen, frechen Susi, die den Männern auch einmal Paroli bieten kann, mit dem lustigen Tausendsassa Lipp und dem charmanten Hotelier funktioniert hervorragend.

Die Kostüme sind aufwendig gestaltet und zeigen, dass ein Theaterspiel in bayerischer Mundart mehr kann, als Darsteller in Tracht über die Bühne zu schicken. Als dann die Unternehmenswitwe Flickedanz (Sabine Kettenstock) und später die feine Dame Sofia von Ogebarin (Iris Haun) die Bühne betreten, wird klar, warum es vorteilhaft ist, mit Franziska Schwarz jemanden unter den Bühnenausstattern zu haben, der Verbindungen zur Münchener Staatsoper hat. Die traumhaften Kleider der beiden Damen sind für die ohnehin schon großartige Ausstattung, welche die Theaterbagasch da auf die Bühne gezaubert hat, das Tüpfelchen auf dem "I". Hell funkeln die Diamanten um den Hals der einen, und auf dem Hut der anderen wippen die Federn. Da fallen die drei bayerischen Pferdehändler, die leicht beschwipst im ersten Akt das Etablissement betreten, stilistisch dann doch aus dem Rahmen. Alois (Thomas Frank), Bertl (Manfred Kollmannsberger) und Xidi (Franz Wutz) kommen mit einer recht derben Art daher, welche die so stimmig drapierte Szenerie gekonnt kontrastiert.

Die Zuschauer erleben einen hitzigen Streit der drei darüber, wer der größte Casanova unter ihnen sei. Eine Wette schließt sich an: Wer schafft es, die wohlhabendste Dame unter den Hotelgästen für sich zu gewinnen. Doch die eigentliche Frage ist: Welche der beiden aufgetakelten Frauen ist die richtige? Welche hat wirklich das Pulver, also das "Diridari"? Gekonnt entlockt das Ensemble dem Publikum Lacher, vor allem der preußische Gast Jens-Holger Hasselblad (Anton Holzner) wird ein ums andere Mal Opfer zotiger Sprüche. Das kommt gut an bei den Zuschauern.

Unterteilt ist das Stück in drei Akte. In den zwei Pausen ist also genug Zeit sich auszutauschen. So leidenschaftlich sind die Gäste im Saal dabei, dass nach dem nur 20 Minuten dauernden zweiten Akt vereinzelt aus dem Zuschauerraum zu hören ist: "Da hätten sie schon noch weiter spielen können." Aber da sind die Lustigen Finsinga zur Stelle. Die Kapelle sorgt mit zünftiger Musik dafür, dass auch in den Pausen keine Langeweile aufkommt, bevor sich alle wieder der einen Frage widmen: "Ja, welche der Zwei ist jetzt die mit dem Pulver?". Ist es die Witwe oder doch eher die feine Dame? Die Auflösung erfolgt im letzten Akt und markiert den Höhepunkt des Stücks.

Seit zirka einem Monat probt die Gruppe miteinander. Das fantastische Bühnenbild sei erst ab Mitte Dezember zusammengebastelt worden, erzählt Regisseurin Betz. Eine Menge Requisiten tragen dazu bei, dass die Atmosphäre stimmt. "Die großen Sachen haben wir meist selber, und dann bekommt man die kleinen Sachen ganz häufig über Whatsapp." Über diesen Weg hat etwa das Klavier seinen Weg auf die Bühne gefunden, das in einer Ecke zum Spielen einlädt. Das Instrument hatte sich früher im Besitz der Theaterbagasch befunden, bis es dem Heimatmuseum übergeben wurde. "Wir dachten, das brauchen wir eh nie wieder", sagt Betz. Für die "Bixlmadam" haben es sich die Theaterleute jetzt wieder ausgeliehen.

Als sich nach dem letzten Akt der Vorhang schließt, liegt die Zahl der umgestoßenen Flaschen bei fünf. Doch gerade, als sich die Darsteller ihren wohlverdienten Applaus abholen und Betz sich bedankt, da passiert es noch einmal. Ein Klirren beschließt den Abend, beinahe so wie er angefangen hat. Mit einem leisen Klimpern und einem lauten Lachen.

Die "Plieninga Theaterbagasch" spielt "Bixlmadam" im Bürgersaal der Gemeinde Pliening noch mal am Donnerstag, 10. Januar, Freitag, 11. Januar, und Samstag, 12. Januar. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr. Karten gibt es unter der Nummer (08121) 4 09 23 oder an der Abendkasse.

© SZ vom 07.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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