Teure Fehleinschätzung:Millionengrab statt Schnäppchen

Der Kauf des ehemaligen Sparkassengebäudes in Ebersberg sollte dem Landratsamt eigentlich günstig neue Büros bescheren. Doch Altlasten und Mängel beim Brandschutz lassen die Kosten deutlich steigen

Von Wieland Bögel, Ebersberg

700 Prozent. Um diesen Faktor könnten die Kosten für ein Schnäppchen des Landkreises steigen. Zum Jahresbeginn übernimmt dieser für 12,6 Millionen Euro das alte Sparkassengebäude in Ebersberg. Für weitere 3,3 Millionen soll es zur Dependance des Landratsamtes umgebaut werden - doch schnell wird klar, dass die Kosten nicht zu halten sind. Im Juli ist von einer Steigerung um gut acht Millionen Euro die Rede, Ende November wird ein "Worst-Case-Szenario" in Höhe von insgesamt 110 Millionen Euro vorgestellt.

Als im Herbst 2016 die Verhandlungen zwischen Landkreis und Sparkasse um einen Verkauf der Immobilie beginnen, scheint das allen Beteiligten eine gute Idee zu sein. Schließlich war erst zwei Jahre zuvor die Dauerbaustelle zur letzten Erweiterung der Behörde zu Ende gegangen. Und die Konditionen klingen durchaus ansprechend: Knapp 16 Millionen Euro für Kauf und Umbau eines Gebäudes in unmittelbarer Nähe zum "Stammsitz" des Landratsamtes, im Gegenzug spart man sich einen weiteren Umbau sowie die Kosten für im Umkreis angemietete Büros.

Dass manche Dinge einfach zu gut sind, um wahr zu sein, erfahren die Kreisräte dann im Juli. Bei der begonnenen Sanierung des 27 Jahre alten Baus am Sparkassenplatz tauchen Altlasten auf, Baustoffe die nicht mehr zugelassen sind und teuer entsorgt werden müssen. Auch die Instandsetzung der Haustechnik und der Sanitäranlagen wird wohl aufwendiger, als gedacht. Doch das ist erst der Anfang. Denn das Haus ist in großen Teilen ein Schwarzbau, der nie so genehmigt war, wie er 1991 erstellt wurde. Mit der Folge, dass der Brandschutz nicht den Bestimmungen entspricht, das Gebäude müsste, um nutzbar zu sein, in großem Stil umgebaut werden.

Was das kostet erfahren die Kreisräte dann im September, im Liegenschaftsausschuss werden mögliche Szenarien vorgestellt. Die Experten gehen von mindestens 20 Millionen Euro Sanierungskosten aus, nur um das Gebäude auf den minimal zulässigen Stand zu bringen. Eine Generalsanierung des Sparkassenbaus würde etwa das Doppelte kosten. Mit 97,5 Millionen reinen Baukosten am teuersten wäre ein Abriss bis auf die Fundamente und ein größerer Neubau, in welchem dann auch die bisher in der Eichthalstraße untergebrachten Büros Platz hätten.

Welches Szenario der Kreis umsetzen, oder ob er lieber den schnellen Ausweg eines Wiederverkaufs wählen soll und wo dann die dringend benötigten Räumlichkeiten entstehen sollen, will nun eine interfraktionelle Arbeitsgruppe klären. Voraussichtlich Ende März 2019 soll dem Liegenschaftsausschuss ein erster Bericht darüber vorliegen, genau wie zu der Frage, wie es überhaupt zu der Fehleinschätzung beim Kauf kommen konnte.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: