Regungslos liegen die sieben Menschen im Regen auf dem nassen Pflaster, zwischen ihnen leuchtend orangefarbene Schirme. Neben ihnen, direkt vor dem Haupteingang der Tesla-Niederlassung in Parsdorf, steht Ernst Hörmann. In freundlichem Ton, aber mit deutlichen Worten erklärt er, warum sich Vertreter der „Neuen Generation“ – Klimaaktivisten, die sich früher „Letzte Generation“ nannten – an diesem trüben Samstagnachmittag in Parsdorf versammelt haben: Weil Elon Musk, der Mann hinter Tesla, „wie kein Zweiter für die Allianz aus Rechten und Reichen“ stehe. „Tesla stilllegen“, das ist somit auch die Forderung der Aktivisten in Parsdorf.


Die Aktion ist Teil eines weltweiten Protesttags gegen Tesla unter dem Hashtag #TeslaTakedown. Während aber in den vergangenen Wochen bei Protestaktionen immer wieder auch die teuren Elektroautos beschädigt worden waren, bleibt der Protest in Parsdorf sehr friedlich.

Höhere Zölle:Tesla profitiert
Die höheren Zölle für die Autoindustrie kommen Elon Musk ganz gelegen. Für seinen Autokonzern haben sie in einer heiklen Situation einen angenehmen Nebeneffekt.
Eine andere Art des Demonstrierens komme für ihn auch gar nicht in Frage, sagt Ernst Hörmann, „wir wenden Gewalt weder gegen Sachen noch gegen Menschen an“. Bereits seit Jahren beteiligt sich der heute 75-Jährige an Protestaktionen für den Klimaschutz, hat sich nach eigenen Angaben schon mehr als 100 Mal irgendwo festgeklebt und muss wohl irgendwann dafür auch ins Gefängnis. Er sei bereits zu Haftstrafen verurteilt, sagt der Freisinger, diese seien aber noch nicht rechtskräftig.
Vor dem Eingang der Tesla-Niederlassung ist es am Morgen noch ruhig, noch sind keine Kunden da, die sich anhören würden, was Hörmann zu sagen hat. Früher, so betont er, sei Elon Musk als Pionier der grünen Zukunft aufgetreten. „Doch wer heute hinter die Fassade seiner Marke Tesla blickt, sieht keine Klimaretter - sondern einen Milliardär, der gemeinsam mit autoritären Kräften wie Donald Trump an der Zerstörung unserer Zukunft arbeitet.“ Die Zukunft, die Musk anstrebe, sei weder ökologisch noch demokratisch. Auch in Deutschland mache sich Musk mit Rechten gemein, sagt Hörmann, er unterstütze die AfD und nutze sein Netzwerk für rechte Propaganda. „Tesla stilllegen!“, ruft Hörmann am Ende noch einmal, bevor seine Mitstreiter wieder vom Boden aufstehen.
Wenig später öffnen sich die Türen des Autohauses, ein junger Mitarbeiter ganz in Schwarz kommt heraus, gespannt blicken die Demonstrierenden auf ihn. Doch der Mann von Tesla bleibt gelassen: „Alles in Ordnung, wir haben hier das Recht auf freie Meinungsäußerung“, sagt er. Dann lädt er die Aktivisten auf eine Probefahrt ein - das amüsiert die kleine Gruppe dann doch.

Wenig später biegt ein Polizeiauto um die Ecke. „Was ist denn Ihr Anliegen?“, fragt der junge Polizist, eine Frage, auf die Ernst Hörmann nur zu gern antwortet. Bereitwillig zeigen alle ihre Ausweise, lassen ihre Personalien aufnehmen und verlassen ohne Protest das Grundstück, als die Polizisten sie darum bitten. „Ihnen allen noch einen schönen Tag“, sagt der Polizeibeamte, bevor er in sein Auto steigt - und die Aktivisten zurück zur Bushaltestelle laufen.