Taufkirchen:Spielplatzspione und Wüstenwassersucher

Beim Regionalentscheid von "Jugend forscht" in Taufkirchen verblüffen auch Schüler aus Markt Schwaben und Poing mit viel Kreativität und technischem Sachverstand

Von Anna Hordych, Taufkirchen

In der Wüste gibt es kein Wasser? Kein Problem, dann kondensieren wir eben welches, dachte sich Lukas Kömm. Der Achtzehnjährige besucht das Franz-Marc-Gymnasium in Markt Schwaben und ging beim Regionalentscheid von Jugend forscht mit einem Wasserrohr ins Rennen. "Die Leitung muss im Wüstensand verlegt werden", erklärt der Schüler der zwölften Klasse, "die heiße Luft, die sich tagsüber im Rohr anstaut, und eine hohe Feuchtigkeit besitzt, kondensiert in der Nacht und fließt in einen Kanister, der unter der Erde angebracht ist." Ganz simpel könne das Wasser später durch einen Brunnen abgeschöpft werden. Der Oberstufenschüler hält ein minimalistisch gehaltenes Modell in den Händen, das auch Laien die Planung Kömms zugänglich macht. Für solche Ideen ist der Regionalwettbewerb "Jugend forscht" die richtige Plattform. Bei der Ausstellung der Forschungsprojekte junger Leute stehen Anschaulichkeit und Präzision im Mittelpunkt. Plakate und erstaunlich viele Videos erklären den Besuchern die Vorgehensweise. Nachdrücklich erklären die Jugendlichen ihre Ideen, die sie in den letzten Wochen immer wieder rechtfertigen und erklären mussten.

Taufkirchen, Airbus-Gelände, Jugend forscht,

Maximilian Stöckl, 13, und Daniel Wieber,12, beschäftigen sich mit Kindern in Poing.

(Foto: Angelika Bardehle)

Spionage-Brillen, selbstgemachte Wärmekissen oder Drohnen-Abwehrsysteme bestimmen das Panorama des Wettbewerbs in Taufkirchen. Neben Lukas Kömm sitzen viele weitere Schüler- und Schülerinnen aus dem östlichen Oberbayern, die mit selbst-entwickelten Forschungsprojekten aus dem Technik- und Mathematikbereich teilnehmen. Manche Schüler sind zum wiederholten Male dabei. Noah Dormann zum Beispiel, er ist zum dritten Mal von der Partie. Der Neuntklässler aus Traunstein war es leid, die Terrassenfliesen daheim putzen und das Unkraut aus den Steinrillen fieseln zu müssen. Zum Glück hat er das nötige Knowhow, um dieses Problem zu lösen. Die meisten Gleichaltrigen hätten wohl vor dem technischen Aufwand kapituliert, aber der 14-Jährige kennt sich mit Robotern bereits aus und erschuf "Scrubber, den automatischen Terrassenputzer"

Taufkirchen, Airbus-Gelände, Jugend forscht,

Lukas Kömm, 18, aus Markt Schwaben, hat ein Wüsten-Wasserrohr gebaut.

(Foto: Angelika Bardehle)

Neben all den technischen Innovationen sticht ein sehr erwachsen und fast sozialwissenschaftlich klingendes Thema heraus. Maximilian Stöckl und Daniel Wieber haben sich mit der Frage "Wie kindgerecht ist die Gemeinde Poing?" beschäftigt. In Anzug und Hemd präsentieren die beiden Realschüler ihre Studie. Aufmerksam sitzen die zwei Jugendlichen neben ihrem Projekt. Der dreizehnjährige Maximilian Stöckl erzählt, wie sie zu Fuß durch den Ort gelaufen seien, sich Schulen, Spielplätze und Kindergärten angesehen haben und die Orte im Anschluss bei Google-Maps eingetragen haben.

Hinter dem Playmobil-Park der beiden Schüler sind Stadtkarten mit bunt verzeichneten Symbolen aufgehängt. Sie markieren Straßenübergänge, Spielstraßen, Risikobereiche. "Ein Problem ist, dass Poing kein Gymnasium hat", bemängelt der dreizehnjährige Maximilian Stöckl, "auch Partys gibt es nicht viele im Ort". Der Tipp der zwei Spione lautet: "Bis zum Wechsel auf die weiterführende Schule lohnt sich das Leben mit Kind in Poing, aber für Kinder ab zehn Jahren ist es da nicht mehr so attraktiv." Ziel der beiden ist es, das Projekt dem Bürgermeister vorzustellen und mehr Leute von außerhalb über die Infrastruktur der Gemeinde Poing zu informieren.

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