Süddeutsche Zeitung

Tannenbaum-Auktion:Kein Menü, keine Show

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Franz Wörle lässt beim SZ-Baumzauber eine Radierung für den guten Zweck versteigern

Von Carolin Fries

"Das, was es eigentlich sein sollte, ist es nicht mehr." So beschreibt Franz Wörle Weihnachten. Er verbindet das Fest noch immer mit Begriffen wie "Besinnlichkeit" oder "Teilen" - "Doch das kann man abhaken". Stattdessen ziehe bereits Wochen vorher der Kommerz durch das Land und ein Beuteverhalten treibe die Menschen. Eine Show folge der anderen - der 61 Jahre alte Bildhauer aus Straußdorf bei Grafing braucht das nicht. Er versucht, sich alldem regelrecht zu verweigern und erzählt viel lieber von früher, als er selbst noch ein Junge war und sein Vater, von Beruf Fischereibiologe, die ganze Straße mit Fisch versorgt hat, den ihm die Züchter an Heiligabend vorbeigebracht haben. Oder wie er an Weihnachten mit großen Augen einen mächtigen Waller in der Badewanne bestaunte, begeistert und bedrückt zugleich. Dem Wärter, der damals am Grafinger Bahnhof Schichtdienst gehabt hat, habe man spätabends eine Thermoskanne heißen Kaffee und ein paar Plätzchen vorbeigebracht. Bei Familie Wörle zu Hause saß an Heiligabend "immer wer mit am Tisch". Und in diesem Jahr? Familie Wörle ist sich noch nicht ganz klar, ob es einen Christbaum geben wird. Wenn, dann ohne elektrische Beleuchtung und wenn, dann "halte ich mich aus dem Schmücken raus", sagt Wörle. Seine Frau habe genaue Vorstellungen - und er auch. Ob mit oder ohne Baum. Fest steht, man wird zusammensitzen "und irgendwer kommt bestimmt vorbei". Kein Menü, keine Show, eine "ruhige überschaubare Angelegenheit".

Mit dieser Einstellung geht der Bildhauer, der in München an der Akademie studiert hat und seine Werke international ausstellt, auch an den SZ-Baumzauber heran - vielmehr wollte er herangehen. Aufgrund eines Unfalls vor ein paar Tagen kann er nun nicht mitmachen. Ganz absagen wollte Wörle seine Teilnahme aber doch nicht. Statt eines von ihm gestalteten Baums wird er eine schöne Radierung versteigern lassen. Bleibt der fünfte Baum, der jedoch kein fünftes Rad am Wagen sein wird. Wir, die Redaktion der SZ Ebersberg, lassen uns etwas einfallen. . .

Der SZ-Baumzauber startet an diesem Donnerstag, 19. Dezember, um 19 Uhr im Alten Kino Ebersberg, Einlass: 18.30 Uhr. Die Besucher können einen von fünf individuell gestalteten Christbäumen ersteigern, das Schmücken übernehmen die Künstler Andreas Mitterer, Christian Hess, Anne Liebegott und Maja Ott. Die Moderation hat der Magier Gaston. Jeremy Teigan und seine Band machen Musik. Der Erlös kommt dem Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung zugute. Der Transport ist geregelt. Der Eintritt ist frei.

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Quelle:
SZ vom 19.12.2013
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