Talentiade 2019:Wie ein Fisch im Wasser

Die 17-jährige Amelie Kiermeier aus Grafing trainiert täglich im Hallenbad und träumt von der Deutschen Meisterschaft

Von Andreas Junkmann und Christian Bauer, Grafing

Sieht man sich die Hände von Amelie Kiermeier etwas genauer an, stellt man fest: Nein, Schwimmhäute sind da bislang noch keine gewachsen. Das ist insofern fast schon verwunderlich, da die 17-Jährige einen großen Teil ihres Lebens im Wasser verbringt. Sieben Mal die Woche zieht sie ihre Bahnen im Ebersberger Hallenbad oder im Grafinger Freibad. Nicht zuletzt deshalb gehört Kiermeier zu den besten Nachwuchs-Schwimmerinnen im Landkreis. Der Erfolg kommt aber nicht von ungefähr, sondern geht mit vielen Entbehrungen einher.

Wenn bei ihren Schulkameraden etwa frühmorgens der Wecker klingelt, ist Amelie Kiermeier häufig schon im Becken. Dreimal in der Woche trainiert die Gymnasiastin noch vor dem Unterricht, an den restlichen Tagen steigt sie abends ins Wasser - und auch an den Wochenenden geht das straffe Programm weiter. Viel Zeit für Freunde und Familie bleibt da nicht. Doch Kiermeier sieht das entspannt. "Das ist reine Gewohnheitssache", sagt sie. Man müsse nur lernen, sich seine Zeit richtig einzuteilen. Und das gelingt der Nachwuchssportlerin bislang bestens. Während es für sie in der elften Klasse auf das Abitur zugeht, macht Kiermeier nebenbei noch den Führerschein und leitet die Theater-AG an ihrer Schule. "Man muss halt Lücken finden." Zugute kommt ihr bei all den Baustellen ihr großer Ehrgeiz. "Ich bin ziemlich streng mit mir", gibt sie ganz offen zu. Doch das spiegelt sich auch in den Erfolgen wieder, die sie zuletzt für den Schwimmverein Grafing-Ebersberg einfahren konnte: Bei den oberbayerischen Meisterschaften holte sie sechs Goldmedaillen, wofür sie sogar vom Landkreis geehrt wurde.

Talentiade 2019: Wenn bei ihren Schulkameraden frühmorgens der Wecker klingelt, ist Amelie Kiermeier häufig schon im Becken. Die 17-Jährige aus Grafing trainiert noch vor dem Unterricht.

Wenn bei ihren Schulkameraden frühmorgens der Wecker klingelt, ist Amelie Kiermeier häufig schon im Becken. Die 17-Jährige aus Grafing trainiert noch vor dem Unterricht.

(Foto: Christian Endt)

Ihre bisher vielleicht größten Leistungen aber sind die beiden Teilnahmen an den Süddeutschen Meisterschaften. Dort feierte Kiermeier in der vergangenen Saison Premiere. Auch wenn sie damals noch nicht ganz vorne mitschwimmen konnte, gelang ihr dennoch eine neue persönliche Bestzeit. Diese konnte die Nachwuchsathletin auch Anfang Mai dieses Jahres in Freiburg halten, wo sie über 50-Meter-Kraulen antrat. Entsprechend ist sie mit ihrer Leistung "sehr zufrieden".

Dass das mit dem Schwimmen einmal so gut klappen würde, hätte sich die Grafingerin vor ein paar Jahren wohl selbst nicht träumen lassen. Als Späteinsteigerin kam sie erst in der fünften Klasse zu dem Sport, der von da an ihr Leben verändern sollte. Eine Mitschülerin habe ihr immer begeistert von den Schwimmwettkämpfen des vergangenen Wochenendes erzählt. Und da wollte sie das eben auch selbst mal versuchen. "Ich habe vieles ausprobiert, aber Schwimmen passt am besten zu mir."

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Inzwischen trainiert Amelie Kiermeier regelmäßig unter der Leitung von Coach Markus Kühn, den sie als ihren Ruhepol und als Motivationsredner bezeichnet. Der wiederum sagt über seinen Schützling: "Amelie versucht immer 100 Prozent zu geben." Dennoch - und da sind sich beide einig - dürfe man eine gewisse Lockerheit im Sport nie verlieren.

Mit dieser Einstellung will es Kiermeier im Schwimmsport noch weit bringen. Das erklärte Ziel lautet Deutsche Meisterschaft. "Das wäre natürlich ein Traum!", sagt sie - und schiebt gleich hinterher, dass es bis dahin aber noch ein weiter Weg sei. Kiermeier bleibt trotz all ihres Talentes und ihrem Ehrgeiz immer realistisch. Sie weiß, dass Sport nicht alles ist im Leben. Dass auch Schule, Familie und Freunde sehr wichtig sind. Dennoch bereut sie keine der unzähligen Minuten, die sie im Schwimmbecken verbracht hat, denn: "Ich liebe meinen Sport einfach."

Mit der Talentiade 2019 zeichnet die Süddeutsche Zeitung zum zehnten Mal die Leistung junger Sporttalente (bis Jahrgang 2000) aus München und den umliegenden Landkreisen aus sowie die hervorragende Nachwuchsarbeit ihrer Vereine. Wir suchen deshalb junge Sportlerinnen und Sportler, die in den vergangenen beiden Jahren - unabhängig von Sportart, Meisterschaften oder Titeln - besonderes sportliches Engagement gezeigt haben. Vergeben werden unter anderem neun Förderpreise à 1500 Euro. Bewerbungen und Vorschläge unter sz.de/talentiade. Die Bewerbungsphase endet am Dienstag, 18. Juni.

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