Süddeutsche Zeitung

Talentiade 2019:Kaderschmiede Kandahar

Theresa Mühlfenzl aus Ebersberg hat bei der Deutschen Schülermeisterschaft in Garmisch im Super-G den fünften Platz geholt. Nun ist sie für den DSV-Nachwuchskader nominiert - und für die SZ-Talentiade

Von Franziska Spiecker

Theresa Mühlfenzl steht auf den Skikanten, den Körper schräg zum Hang, als sie auf der berühmten Kandahar in Garmisch-Partenkirchen die entscheidenden Kurven fährt. Es läuft der Super-G bei der deutschen Schülermeisterschaft, dem wichtigsten Nachwuchs-Event der Skisaison. Mühlfenzl fährt in den steilen Trögelhang, dem schwierigsten Abschnitt des Rennens. Die Fünfzehnjährige umkurvt die Tore am Weltcup-Hang in knapp über einer Minute. Trotz eines Fahrfehlers landet sie auf Platz fünf - ihr größter, wenngleich nicht einziger Erfolg der vergangenen Skisaison.

Bei der deutschen Schülermeisterschaft fuhr sie zudem im Slalom auf Platz sieben, bei den Rennen des Deutschen Schüler-Cups war sie "immer unter den ersten zehn", berichtet die Schülerin aus Rinding bei Ebersberg: "das war schon cool." Nach so einer Saison verwundert es nicht, dass Mühlfenzl in der bundesweiten Schülerrangliste des Jahrgangs 2003 den fünften Platz belegt. Damit hat sich für sie ein Traum erfüllt: Mühlfenzl ist für den Nachwuchskader drei des Deutschen Skiverbands (DSV) nominiert und wird daher ab dem kommenden Schuljahr das Skigymnasium in Berchtesgaden besuchen.

In diesen Tagen genießt sie den Pfingsturlaub mit ihrer Familie auf Sylt, durch das Telefon hört man den Wind am Meer rauschen, und Theresa Mühlfenzl spricht über ihre Nominierung in den DSV-Kader: "Man hat über die Saison beobachten können, wer bei den Rennen ganz gut ist, aber es war noch einmal eine Bestätigung, es hat mich richtig gefreut". Die 15-Jährige klingt recht abgeklärt dafür, dass ihr Traum vom Skigymnasium bald Realität wird, vielleicht auch deshalb, weil sie diesen erst als Anfang betrachtet.

"Jetzt geht es erst so richtig los", sagt sie am Strand liegend und erklärt wenig später: "Mein Ziel ist es eigentlich schon Mal, im Europacup zu starten." Sie habe schon ein bisschen Respekt, jetzt werde es halt ernster, aber sie möchte sich auch nicht so viel Druck machen, sondern versuchen, so weit zu kommen wie möglich und viel zu trainieren, erzählt Mühlfenzl.

Letzteres gehört für sie bereits zum Alltag, egal ob im Winter oder Sommer, nach der Schule oder im Urlaub. "Gerade ist ja Kondi-Sommer" sagt sie, da wird an sechs Tagen die Woche trainiert. "Man muss auch manche Einheiten selbständig machen, wie Laufen und Ausdauer", berichtet sie, die Vereinsmitglied beim WSV Glonn ist, aber bereits seit vier Jahren im Kader des Skiverbands München trainiert. Im Winter trainiert sie, wenn Schnee liegt, fünf- bis sechsmal pro Woche nach der Schule - und auch jetzt am Strand gibt es keinen Urlaub vom Sport.

"Ich schaue schon, dass ich was mache, aber nicht so krasses Training", sagt Mühlfenzl, die - kaum hatte sie das Laufen gelernt - erstmals auf Skiern stand: "Ich fahre seit ich zwei, drei Jahre alt bin schon immer Ski". Ihr Papa, habe ihr das beigebracht, der fahre auch sehr gut und gerne - aber hobbymäßig, ergänzt sie. In dieser Familie muss man das dazu sagen, weil Skifahren für Mühlfenzl eben nicht nur ein Hobby ist: es ist Leistungssport.

Auch ihre drei kleineren Brüder fahren alle Ski, jedes Wochenende ist ihre ganze Familie in den Bergen - zumindest im Winter, denn den Sommer verbringen sie gemeinsam am Meer. Es ist halb zwölf am Mittag, Theresa Mühlfenzl sitzt mit ihrem Vater am Strand, als sich dessen tiefere Stimme in das Gespräch einschaltet: "Wir packen am Samstag in der Früh sechs Leute ein." Dann geht's ab in die Berge. "Und am Sonntag fahren wir wieder heim, so ist das bei uns." Stefan Mühlfenzl lacht.

Kein Wunder also, dass seine Tochter bereits im Alter von sechs Jahren begann, Rennen zu fahren. Genießt sie gerade noch die Sonne auf Sylt, so wird sie in drei Wochen schon wieder vom Schnee umgeben sein. Denn dann steht die erste Reise mit ihrem Skiinternat zum Schneelehrgang nach Norwegen an. Während für die meisten hierzulande der Sommer dann erst richtig los geht, beginnt für Theresa schon die Vorbereitung auf die Skisaison.

Bei der Talentiade 2019 zeichnet die SZ zum zehnten Mal die Leistung junger Sporttalente (bis Jahrgang 2000) aus der Region aus sowie die Nachwuchsarbeit ihrer Vereine. Die Bewerbungsphase ist nun beendet.

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Quelle:
SZ vom 19.06.2019
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