Taglachinger GewerbegebietBrucker contra Bund Naturschutz

Lesezeit: 2 Min.

Bei einer gemeinsamen Veranstaltung mit den Grafinger Grünen liefern sich Befürworter und Gegner des geplanten Gewerbegebiets eine hitzige Diskussion. Die Fronten sind verhärtet.

Von Thorsten Rienth

Es sollte eigentlich nur ein Informationsabend zum geplanten Brucker Gewerbegebiet östlich von Taglaching werden. Im Grafinger "Kastenwirt" hat es der Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz (BN), Olaf Rautenberg, aber dann plötzlich mit einer ungewohnt kritischen Zuhörerschaft zu tun bekommen. Offenbar sind auch in Bruck längst nicht so viele Leute gegen das Gewerbegebiet, wie es der BN bisweilen darstellt.

Bei Gewerbegebieten sind die Argumente von Naturschützern meist ähnlich: Verschandelung der Landschaft, negative Auswirkungen auf die Natur, zusätzlicher Verkehr. Rautenberg setzte am Montag auf eine andere Taktik. Er stellte die Notwendigkeit eines Brucker Gewerbegebiets als Ganzes in Frage und suchte nach vermeintlichen Unstimmigkeiten beim Grundstücksverkauf.

Einer sei zum Beispiel, dass die Gemeinde den Grund fürs Gewerbegebiet völlig überteuert erworben hätte. "15 Euro für landwirtschaftliche Flächen zu bezahlen, ist extrem hoch. Für ausgewiesene Gewerbeflächen ist das ein Schnäppchen." Er frage sich, wer davon einen Nutzen gehabt haben könnte, orakelte der BN-Chef.

Ganz abgesehen davon: Bruck brauche das Gewerbegebiet überhaupt nicht. "Ich will den Eindruck verwischen, dass Gewerbegebiete die Lizenz zum Gelddrucken sind", sagte Rautenberg. Mehr Gewerbesteuereinnahmen führten schließlich zu einer höheren Gewerbesteuerumlage an Bund und Land, zu geringeren Schlüsselzuweisungen und einer niedrigeren Beteiligung an der Einkommenssteuer. Das Credo: Eher lasse sich über die Zuweisungen aus der Einkommenssteuer - also über mehr Einwohner - Geld verdienen, denn mit der Gewerbesteuer.

Diese Argumentation wollte ein Brucker Zuhörer so nicht hinnehmen. "Wollen Sie also lieber, dass die Leute nach München pendeln, als dort einen lokalen Gewerbebetrieb anzusiedeln?" Eine konkrete Antwort auf diese Frage bekamen die 50 Besucher vom BN-Kreischef nicht zu hören. Ein anderer Besucher wies Rautenbergs Andeutung zurück, der Grund des Gewerbegebiets sei wissentlich überteuert verkauft worden. "Das ist inzwischen ein ganz normaler Preis. Daraus zu mutmaßen, dass es Absprachen gegeben haben könnte, halte ich für an den Haaren herbeigezogen."

Das sah nach der Veranstaltung auch Brucks Bürgermeister Josef Schwäbl (CSU) so. "Für eine attraktive landwirtschaftliche Fläche an einer geteerten Straße, die auch mit schwererem Gerät zu befahren ist, sind die 15 Euro absolut angemessen", sagte er auf Nachfrage der Süddeutschen Zeitung. "Wenn der Herr Rautenberg meint, das ist zu viel, dann ist er von der Realität ganz weit weg", so Schwäbl. Bevor der Bund Naturschutz das nächste Mal solche Behauptungen in die Welt stelle, solle Rautenberg doch lieber kurz bei ihm anrufen. "Dann hätte sich das schnell klären lassen", sagt Schwäbl. Wolle der BN mitreden, sei er herzlich eingeladen. "Aber dann erwarte ich mir mehr Sachlichkeit."

Rautenberg musste sich auch aus seinem eigenen Lager Kritik anhören. Seit einer Dreiviertelstunde gehe es nun schon um die Gewerbe- und Einkommenssteuer, monierte ein Zuhörer. "Aber das Thema wertvolle Natur haben wir gar nicht besprochen."

Gänzlich gegen Rautenberg und den BN ging die Diskussion dennoch nicht. Andere Besucher sahen die Brucker Pläne sehr skeptisch. "Das ist eine empfindliche Gegend, die durch das Gebiet leichtfertig aufs Spiel gesetzt wird", hieß es. Vier bebaute Hektar würden schließlich den Eindruck des gesamten Tals verändern. "Die Frage ist doch außerdem", gab ein weiterer Besucher zu bedenken, "ob überhaupt jemand in ein Brucker Gewerbegebiet will, wenn Schammach schon komplett erschlossen ist."

© SZ vom 07.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: