SZ-Serie: Von wegen stad:Bedeutender Besuch aus Bethlehem

SZ-Serie: Von wegen stad: Florian Freundt (links) von den Pfadfindern hilft bei der Weitergabe des Friedenslichts aus Betlehem an die Kirchseeoner.

Florian Freundt (links) von den Pfadfindern hilft bei der Weitergabe des Friedenslichts aus Betlehem an die Kirchseeoner.

(Foto: Christian Endt)

Die Kirchseeoner Pfadfinder bringen das Friedenslicht aus dem Heiligen Land in den Landkreis. Sie wollen daran erinnern, dass jeder Einzelne einen Beitrag zum harmonischen Miteinander leisten kann

Von Theresa Parstorfer, Kirchseeon

Weit gereister Besuch wird am Sonntagabend auf dem Kirchseeoner Marktplatz in Empfang genommen. Unter großer Sorgfalt und Fürsorge aus dem Heiligen Land eingeflogen und in die verantwortungsvollen Hände der Pfadfinder übergeben: eine kleine, verletzliche, aber umso hoffnungsvollere wie symbolträchtige Kerzenflamme - das Friedenslicht aus Bethlehem.

Gerade als die bisher dicksten Schneeflocken dieses Winters damit beginnen, die tanzenden Figuren auf dem Perchtenbrunnen mit weißen Mützen auszustatten, und jede Autofahrt, jeder Abendspaziergang zu einer Schlitterpartie zu werden droht, findet sich eine ansehnliche Menschenansammlung auf dem Marktplatz ein, um einen Ableger des flackernden Friedens mit ins eigene Heim zu nehmen. Große und kleine Kerzen werden an die Flamme gehalten und vorsichtig, vom Luftzug und den Flocken abgeschirmt, in schlichten oder verzierten Glasbehältern, mit Türchen oder ohne Türchen untergebracht.

Florian Freundt, 21, vom Vorstand der Kirchseeoner Pfadfinder, steht zwischen ihrem Bus und der aus Bierbänken errichten Bar und schenkt eifrig Punsch aus. 18 Liter davon sowie 24 Liter Glühwein stehen zur Verfügung und wenn man sich das fröhliche Treiben, das Kommen und Gehen anschaut, werden diese Mengen auch benötigt. "In dieser Form machen wir das heuer zum ersten Mal", sagt der 21-Jährige, der schon die Hälfte seines Lebens bei den Pfadfindern mitmischt. In den vergangenen Jahren hätten sie das Licht immer in einem Gottesdienst ausgeteilt, von daher wisse er nicht, ob die Aktion in diesem Jahr die gleiche Reichweite entwickeln würde. Freundt findet, die Weitergabe des Friedenslichts sei ein schönes, ein wichtiges Symbol. "Es geht um ein Zeichen für den Frieden in der Welt und darum, dass jeder ein bisschen etwas dazu beitragen kann. Wenn auch nur im ganz Kleinen. Wenn auch nur an Weihnachten im Kreis der Familie, dass man sich nicht streitet", sagt Freundt und lächelt.

Wie lange die Pfadfinder das Licht schon nach Kirchseeon holen, weiß er gar nicht. "Fritzi", sagt er und hält Friederike Ganser, ebenfalls 21, ebenfalls im Vorstand, an. "Die Fritzi ist noch länger dabei, vielleicht weiß die es", sagt Freundt, doch auch Ganser ist erst einmal überfragt. "Auf jeden Fall lange", sagt sie, lacht und rückt sich die graue Wollmütze aus der Stirn, dann wuselt sie auch schon weiter - da will jemand Punsch.

Eine Gruppe aus 15- und 16-jährigen Pfadfindern hat sich zu einem Kreis formiert, die Hände werden an den dampfenden Tassen gewärmt, beinahe widerwillig wird hin und wieder eine davon gelöst, um die Tüte Spekulatius herumzureichen. Auch sie sind sich einig, dass das Friedenslicht eine "coole Aktion" ist, dass es nicht genug dieser Erinnerungen daran geben kann, worum es an Weihnachten eigentlich geht: Liebe, Friede, Hoffnung. Für diese Werte stehen auch die Pfadfinder an sich, da sind sie sich einig. Der Zusammenhalt und der Wunsch etwas von dem Gefühl der Wärme weiterzugeben.

Da kommt Ganser noch einmal zurückgewuselt, gesellt sich zu ihren "Grüpplingen", legt zwei Mädchen die Arme von hinten auf die Schultern. Sie hat sich noch einmal erkundigt. Schon seit 15 Jahren holen die Pfadfinder im Advent das Friedenslicht aus der Münchner Frauenkirche ab. "Da ist es immer gerammelt voll, weil alle Pfadfinder aus der Region kommen", sagt sie, "und da sieht man eben auch, dass der Zusammenhalt und die Hoffnung irgendwie auch auf der ganzen Welt da sind."

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