SZ-Serie: Der Ferienreporter, Folge 11:Der Pflanzenflüsterer

Im Kreativgarten von Wolfram Franke in Vaterstetten sieht sich das Auge nicht satt

Von Valentina Antonucci, Vaterstetten

Reihe an Reihe gliedern sich die Beete. Sie sind bestückt mit Pflanzen jeglicher Art, aber besonders die prächtig blühenden, fast mannshohen Tomatengewächse stechen besonders ins Auge. Staunend beugen sich die Besucher vor, betrachten mit großen Augen die prallen Früchte und schütteln den Kopf angesichts der Abwesenheit von Schädlingsspuren im Blattwerk der Pflanzen. Doch nicht nur die Tomaten haben es den Besuchern angetan, der ganze Garten zieht die Menschen in seinen Bann.

Denn dieser Garten ist alles andere als gewöhnlich. Bestellt wird er von Wolfram Franke, dem Vorsitzenden des Gartenbauvereins Vaterstetten, und seiner Frau Gisela, die sich mit diesem "Kreativgarten" einen lang gehegten Traum erfüllen. Hier kann Franke seine Anregungen und Ideen, die er unterwegs und auf Reisen sammelt, in die Tat umsetzen. Das etwa 800 Quadratmeter große Grundstück befindet sich am Ortsrand beim Reitsberger Hof. 1994 stellte Georg Reitsberger, Gründer des gleichnamigen Hofes und Bürgermeister der Gemeinde Vaterstetten, Wolfram Franke das Grundstück zur Verfügung. Seitdem sind der Kreativität Frankes keine Grenzen gesetzt. Nach Lust und Laune experimentiert er, denn beim "Schorsch" dürfe er alles, so lange er ihm nicht die Scheune in Brand stecke, erzählt Franke lachend.

SZ-Serie: Der Ferienreporter, Folge 11: Besonders auf Tipps gegen Schnecken hoffen die Besucher. Doch ein Patentrezept kennt auch Wolfram Franke nicht.

Besonders auf Tipps gegen Schnecken hoffen die Besucher. Doch ein Patentrezept kennt auch Wolfram Franke nicht.

(Foto: Christian Endt)

Dass der Garten und die Arbeit darin eine große Passion Frankes sind, wurde schon recht früh klar. Der gebürtige Brandenburger ist staatlich geprüfter Gartenbautechniker, jedoch hat er bereits lange davor eine Gärtnerlehre gemacht und danach als Landschafts- und Friedhofsgärtner gearbeitet. Seine zweite große Leidenschaft ist das Schreiben. Diese lebte er früher als Redakteur, später Chefredakteur und Herausgeber des Magazins "kraut & rüben" sowie heute durch die Publikation zahlreicher Bücher - welche natürlich das Thema Garten behandeln - aus. Besonders wichtig sind ihm dabei ökologische Themen, vor allem Nachhaltigkeit und Recycling spielen eine große Rolle für den 68-Jährigen. Deswegen hält er Vorträge oder gibt Kurse und Seminare in diesem Bereich, beispielsweise an Volkshochschulen und anderen Bildungseinrichtungen oder auf Messen und Veranstaltungen.

Dieses Anliegen schlägt sich auch in seinem Garten nieder. Fast alles hat er selbst gebaut, dafür verwendet er hauptsächlich alte, natürliche und kostenlose Materialien, die er vor den Mülldeponien des Landkreises rettet. Die Gartenhütte ist aus alten Brettern und Balken sowie gebrauchten Fenstern gebaut. Für die Treppen, die durch den Garten führen, Trockenmauern, die Pflanzen eine Heimat bieten, und für den Brunnentrog hat Franke alte Dachpfannen verwendet. Die Wege sind mit Kieselsteinen aus dem Garten oder vom Acker gepflastert. Für fast alles findet der passionierte Gärtner Verwendung. Gerade dadurch erhält der Garten seinen außergewöhnlichen und faszinierenden Charakter, denn aufgrund der vielen liebevollen Details sieht sich das Auge nicht satt. Natur und Frankes selbstgebaute Konstruktionen stehen dabei perfekt im Einklang, denn die Natur erobert sich den ihr gegebenen Raum, wodurch dieser, wie selbstverständlich, ein Teil von ihr wird. Die eigenen Bienen Frankes schwirren von Blüte zu Blüte, im Hintergrund hört man Pferde wiehern und der Duft der Blumen liegt in der Nase - das reinste Idyll.

SZ-Serie: Der Ferienreporter, Folge 11: Prächtig, vielfältig, ohne Braunfäule: Die Tomaten im Kreativgarten beim Reitsberger Hof.

Prächtig, vielfältig, ohne Braunfäule: Die Tomaten im Kreativgarten beim Reitsberger Hof.

(Foto: Christian Endt)

Davon sind natürlich nicht nur Franke und seine Familie begeistert, deswegen wird der Garten auch für publizistische Zwecke genutzt, damit interessierte Besucher selbst einmal einen Blick hinein werfen und den Gartenprofi mit ihren Fragen löchern können. Bei der "Offenen Gartentür" am Montag ist es wieder einmal so weit, zahlreiche Besucher sind erschienen. Aufmerksam lauschen sie Frankes Ausführungen über Gartenpflege und Teichbau. Seine Rede wird dabei von beipflichtendem Kopfnicken sowie zahlreichen Zwischenfragen begleitet. Besonders oft kommt dabei die Frage auf, was gegen Schnecken zu unternehmen sei, um solch hervorragende Ergebnisse wie Franke, Verfasser des Buches "Der schneckenfeste Garten", zu erzielen. Lachend gesteht Franke, dass er selbst viel ausprobiert habe, von Schneckenzäunen bis Globuli, aber nichts wirklich Erfolg bringen würde. "Ich habe auch Schnecken im Garten, viele sogar, die kommen immer dann, wenn ich nicht da bin!", sagt Franke. Die Gäste lachen, ein gelungener Abend, der später im Biergarten ausklingt.

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