SZ-Porträt:Radeln und Reden

Martha Golombek ist seit Anfang des Jahres Jugendpflegerin in Vaterstetten. Per Dienstfahrrad ist sie in der Gemeinde unterwegs, um mit den jungen Leuten ins Gepräch zu kommen

Von Sandra Langmann, Vaterstetten

Ein freundliches Lächeln und neugierige blaue Augen begrüßen einen an der Tür zum Raum 106 im ersten Stock des Rathauses Vaterstetten. Hier steht der fein säuberlich aufgeräumte Schreibtisch von Martha Golombek. Mit Collagejacke und Jeans ist sie leger gekleidet und wirkt damit nicht nur jung, sondern sie ist es auch. Frisch von der Uni ist sie Anfang des Jahres ins Rathaus eingezogen. Martha Golombek hat mit 24 Jahren nicht nur ihren Bachelorabschluss der Katholischen Stiftungsfachhochschule München in der Tasche, sondern auch gleich einen Job gefunden. Seit Januar ist sie die neue Jugendpflegerin in Vaterstetten. Die junge Frau ist gut gelaunt und vor allem: motiviert, in der Gemeinde einiges zu verändern.

"Ich möchte jemand sein, zu dem die Jugendlichen Vertrauen fassen können und der sich ihrer Probleme annimmt". Golombek möchte die Jugendlichen in der Gemeinde erreichen und für sie ein Sprachrohr sein. Hehre Ziele, die aber zwingend notwendig sind, um mit den jungen Vaterstettenern ins Gespräch zu kommen. Die Höhenkirchenerin weiß, wovon sie spricht, sie engagiert sich schon lange in der Jugendarbeit. "Eigentlich schon seit der Kommunion", sagt die Sozialpädagogin. 2008 machte sie einen Gruppenleitungskurs und seit ihrem 15. Lebensjahr ist sie Übungsleiterin im Kinderturnen bei der SpVgg Höhenkirchen und beim TSV Brunnthal. Da sie schon lange mit Jugendlichen zu tun hat und mit 24 Jahren selbst nicht viel älter als ihre berufliche Zielgruppe ist, kann sie sich gut in deren Probleme hineinversetzen. Besonders häufig hat die Sozialpädagogin mit Themen wie Leistungsdruck, schulischen Erwartungen und Mobbing zu tun. "Die Freizeitgestaltung hat sich stark verändert", sagt Golombek. Kinder und Jugendliche sind stark gefordert und von ihnen wird viel erwartet. Hinzu komme ein hohes Möglichkeitsspektrum, dass die Jugendlichen noch mehr fordert. Die Entspannung in der Freizeit falle oft weg. Jetzt möchte man den Jugendlichen aber wieder mehr Zeit geben, weiß Golombeck, zum Beispiel, in dem man die Kinder später einschult.

SZ-Porträt: Mit ihrem Alter entspricht sie fast noch der eigenen Zielgruppe: Die 24-jährige Martha Golombek ist Vaterstettens neue Jugendpflegerin.

Mit ihrem Alter entspricht sie fast noch der eigenen Zielgruppe: Die 24-jährige Martha Golombek ist Vaterstettens neue Jugendpflegerin.

(Foto: Christian Endt)

Um die Vaterstettener Jugend zu erreichen, fehlt in der Gemeinde allerdings ein zentraler Ort. Deshalb muss die 24-Jährige selber aktiv werden und sich auf die Suche nach den jungen Leuten machen - am besten mit dem Gemeindefahrrad, welches ihr dafür zur Verfügung steht. Ihr Vorgänger Jörg Cordruwisch hatte für solche Touren kaum Gelegenheit, weil er zusätzlich als Jugendsozialarbeiter an der Mittelschule tätig war.

Um erste Verbindungen und Kontakte knüpfen zu können, hat sich die Jugendpflegerin der Ehrenamtsgala am vergangenen Samstag angenommen. Bisher besser bekannt als "Jugendempfang" hat diese nicht nur einen neuen Namen erhalten, sondern wurde von Martha Golombek umkonzeptioniert. Statt eines Vormittags-Brunchs gab es nun ein Abendbuffet im Offenen Haus der Awo, wo auch Bürgermeister Georg Reitsberger die Urkunden überreichte. Im Anschluss legte ein DJ auf.

Vaterstetten als berufliche Heimat hat sich die 24-Jährige ausgesucht, weil sie die Struktur der Gemeinde interessant findet. "Es ähnelt einer Stadt und ist nicht weit weg von München. Und doch ist es ein Dorf", sagt Golombek. Die Arbeit sei spannend, weil sie mit Jugendlichen aus Vaterstetten, aber auch mit jenen aus Baldham und Neufarn und aus den anderen weit verstreuten Ortsteilen zu tu tun hat. Aufgefallen ist ihr bereits, dass die Orte mit öffentlichen Verkehrsmitteln schlecht miteinander vernetzt und die Wege mit dem Fahrrad weit sind. Golombek möchte deshalb in jedem einzelnen Ortsteil Veranstaltungen für Jugendliche organisieren und Ansprechpartnerin sein. In Neufarn geht es bereits gut voran - den Jugendraum möchte sie dort wieder aufleben lassen. "Die Jugendlichen sind sehr motiviert und engagieren sich sehr dafür", freut sich Golombek über ihren ersten Erfolg.

SZ-Porträt: Statt lässigem Brunch ein Galaabend mit anschließender Party: Martha Golombek hat sich den Jugendempfang vorgeknöpft und aus der in die Jahre gekommenen Veranstaltung einen feierlichen Empfang gemacht, der bei den jungen Leuten gut ankam.

Statt lässigem Brunch ein Galaabend mit anschließender Party: Martha Golombek hat sich den Jugendempfang vorgeknöpft und aus der in die Jahre gekommenen Veranstaltung einen feierlichen Empfang gemacht, der bei den jungen Leuten gut ankam.

(Foto: Christian Endt)

Privat spielt sie Fußball bei der Damenmannschaft des SC Bogenhausen und geht gerne auf Konzerte und Festivals. Aber sie liebt auch die Natur und die Berge und ist gerne draußen unterwegs. Ihre Ziele hält sie zunächst bewusst klein. Sie möchte einfach nur in einiger Zeit auf der Straße von den Jugendlichen erkannt und angesprochen werden. "Ich bin niemand, der sofort den Zeigefinger hebt ", versichert Martha Golombek. Die jungen Leute könnten ihr vertrauen, ohnehin unterliegt sie der Schweigepflicht. Bei Problemen möchte sie nicht maßregeln, sondern nach Lösungen suchen. Und natürlich die Jugendlichen zusammenbringen, um gemeinsam Zeit zu verbringen. Und so klemmt sie sich wieder hinter ihren Schreibtisch im Raum mit der Nummer 106, um weitere Veranstaltungen zu planen.

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