Es wird und wurde ja heftig über das Bürgergeld diskutiert seit und schon vor seiner Einführung zu Beginn des Vorjahres. „Zu viel, zu hoch!“, wird gerufen. Nun, darüber kann man vielleicht streiten, Freudentänze aber wird wohl niemand aufführen, der auf die monatlich 563 Euro angewiesen ist, die nun trotz einer einmaligen Erhöhung zum 1. Januar 2024 einem alleinstehenden oder alleinerziehenden Erwachsenen zustehen.
Schon der Blick in den eigenen Einkaufskorb, den man trotz hoher Rechnung an der Supermarktkasse in diesen Zeiten halbleer aus dem Laden trägt, gibt zu denken. „Ich kaufe immer Angebote, um einigermaßen günstig wegzukommen. Aber gehen Sie doch mal zum Lidl oder zum Rewe, da ist ruckzuck das Geld weg“, hat uns eine Rentnerin gesagt, über die wir im vergangenen Jahr für den SZ-Adventskalender berichtet haben.

Demografie im Landkreis:Bei zu vielen ist es zu wenig
Die Altersarmut nimmt zu, gerade auch im Landkreis Ebersberg, wo das Leben teuer ist. Laut VdK liegen inzwischen viele Renten unter Sozialhilfeniveau, und zwar nicht nur bei Frauen. Die Dunkelziffer der Bedürftigen sei hoch.
Solche Not zumindest punktuell zu linden, darum bemüht sich das Hilfswerk der Süddeutschen Zeitung seit einem Dreivierteljahrhundert, bislang als „SZ-Adventskalender“. Zum 75-jährigen Bestehen hat es einen neuen Namen bekommen: „SZ Gute Werke“ heißt es nun schlicht, nicht nur, weil das Hilfswerk seine Arbeit keineswegs auf die Zeit vor Weihnachten beschränkt, sondern weil auch die Not keine Adventszeit kennt. Gegründet wurde das Hilfswerk 1947/48, damals, weil der Krieg und seine ökonomischen Folgen die Bevölkerung noch im Griff hatte. Seither sammelt die SZ Jahr um Jahr in Zusammenarbeit mit sozialen, karitativen und staatlichen Institutionen Spenden für Menschen, die in Not geraten sind und für die gerade im Augenblick besonderer Herausforderungen das soziale Netz nicht dicht genug ist.
Gerade Rentnerinnen leiden oft besonders unter der Inflation
Senioren und vor allem Seniorinnen mit kleiner Rente sind wie die Bezieher von Bürgergeld, Alleinerziehende oder Menschen mit Beeinträchtigungen, die sich oft schwertun, eine adäquate Arbeit zu finden, in einem Gebiet wie dem Großraum München besonders betroffen von hohen Preisen, extremen Mieten und der Inflation. „So eine Rente ist nicht üppig. Ich bin unterhalb der Armutsgrenze. Es heißt immer Existenzminimum, aber mit der Inflation ist man darunter“, erzählte uns Marie-Luise H. (Name geändert), die nach einem extrem anstrengenden Berufsleben, gepeinigt von schweren Depressionen und multiplen Erkrankungen in Frührente gehen musste.

Amtsgericht Ebersberg:78-Jähriger will sich Rente aufbessern - und hat nun Schulden bis in den Tod
Ein Mann aus dem Landkreis Ebersberg möchte sich durch einen kleinen Nebenjob die Rente aufbessern. Weil er das aber nicht dem Landratsamt meldet, muss er nun 27 000 Euro nachzahlen.
Preisanstiege für ein Grundnahrungsmittel wie Butter – die laut dem Statistischen Bundesamt um knapp 40 Prozent seit dem vergangenen Jahr teurer geworden ist, sind für all diese Menschen eine Herausforderung, weil jeder Euro, der zusätzlich in laufende Kosten investiert werden muss, an anderer Stelle fehlt.
Kinder und Jugendliche, die unter schwierigen Bedingungen in Familien aufwachsen, die nur über ein geringes Einkommen verfügen, sind häufig betroffen. Sie bleiben von vielem, das für Gleichaltrige selbstverständlich ist, ausgeschlossen. Eine alleinerziehende Mutter, die sich nach der Scheidung vom Vater ihrer drei Kinder trotz zweier Jobs und einer Aushilfsstelle kaum das Leben und die Miete leisten konnte, erzählte der SZ Ebersberg im Vorjahr: „Einmal im Monat einen Film bei einem Streamingdienst ausleihen, das ist gerade noch drin.“ Die oft zitierte gesellschaftliche Teilnahme ist es, die in solchen Fällen rasch zu kurz kommt. Ob nach dem Ampel-Aus noch eine Änderung der Kindergrundsicherung umgesetzt wird, die vielleicht für größere Chancengleichheit sorgt, ist fraglich. Jedes fünfte Kind in Deutschland gilt nach Aussagen des Bundesfamilienministeriums als arm.
Der Partner stirbt oder geht – und schon ist nichts mehr, wie es war
Wie leicht es passieren kann, auch aus einem vermeintlich gesicherten Lebensalltag plötzlich ins Nichts zu fallen, haben uns die Gespräche mit Bedürftigen in den vergangenen Jahren immer wieder schmerzhaft vor Augen geführt. Der Verlust des Partners durch Tod oder Trennung, eine schwere Krankheit – und schon ist nichts mehr, wie es war, müssen Gewohnheiten, Hobbys, gar die eigene Wohnung aufgegeben werden, Kontakte gehen verloren, Hilflosigkeit und Angst werden die bestimmenden Lebensgefühle. Irgendwann spielt dann die Psyche nicht mehr mit, oft folgen körperliche auf die psychischen Beschwerden, oft ist es auch umgekehrt.
Ein völlig anderes Leben für die Betroffenen kann das SZ-Hilfswerk nicht finanzieren, aber es kann in Einzelfällen helfen, mal ist es die Anschaffung einer neuen Brille, mal die eines Kühlschranks oder einen Ausflug für die Kinder, die von den Spenderinnen und Spendern für die „Guten Werke“ finanziert werden. Dabei geht jeder Euro eins zu eins ohne Abzüge an die Bedürftigen. 7,2 Millionen sind im vergangenen Jahr zusammen gekommen und nicht nur in Einzelspenden, sondern wie immer auch in soziale Projekte, an Hilfsorganisationen, die Sozialarbeit der Landkreise und Kommunen geflossen.
So können Sie spenden: Über Paypal oder per Lastschriftverfahren: sz-gutewerke.de/spenden, Überweisung an: SZ Gute Werke e.V. HypoVereinsbank IBAN: DE04 7002 0270 0000 0822 28 BIC: HYVEDEMMXXX, oder bar: SZ-Servicepunkt im Kaufhaus Ludwig Beck 1. Obergeschoss, Marienplatz 11, München.