SZ-Forum zur Bürgermeisterwahl in Vaterstetten:Wunschzettel unterschiedlicher Couleur

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Die Kandidaten Brigitte Littke (CSU), Georg Reitsberger (FW) und Heike Tischler (SPD) offenbaren anweichende Vorstellungen von der Zukunft der Gemeinde. Das Interesse der Bürger an der Veranstaltung im GSD Seniorenpark ist so groß, dass die Stühle im Saal nicht ausreichen

Von Barbara Mooser

Hätte es noch eines Beweises bedurft, dass ein großer Veranstaltungssaal für Vaterstetten nicht ganz verkehrt wäre - am Montagabend hätte es ihn gegeben. So viele Besucher drängten zum SZ-Forum mit den Bürgermeisterkandidaten im Saal des GSD-Seniorenheims, dass schnell die Plätze rar wurden - sogar auf dem Flur und in der angrenzenden Cafeteria verfolgten die Vaterstettener mit großem Interesse, was Brigitte Littke von der CSU, Heike Tischler von der SPD und Georg Reitsberger von den Freien Wählern über ihre Pläne, Ziele und Vorstellungen für die Gemeinde zu sagen hatten. Fast zweieinhalb Stunden dauerte die spannende Diskussion, die von SZ-Mitarbeiter Wieland Bögel moderiert wurde, und am Ende gab es sogar noch unerwartete Freundschaftsbekundungen: Heike Tischler jedenfalls fiel kein einziger Grund ein, warum sie Georg Reitsberger nicht zum Bürgermeister wählen würde. Doch zunächst versuchten alle, selbst zu punkten.

Veranstaltungssaal und neues Ortszentrum

Dass es einen Ort geben sollte, wo auch größere Veranstaltungen stattfinden können, darüber war sich die Runde einig. Doch es wird wohl noch eine Weile dauern, bis es soweit ist, auch das wurde deutlich. "Für mich ist der Bürgersaal immer noch wichtig und ich möchte und werde ihn realisieren", unterstrich Littke. Allerdings sei das Vorhaben nun in der Priorität etwas nach hinten gerutscht, vorrangig sei derzeit der Neubau der Schule in der Gluckstraße. Dass die Realisierung der neuen Ortsmitte - hier sollte der Veranstaltungssaal gebaut werden - vorerst geplatzt ist, heißt nach Einschätzung Littkes nicht, dass die Pläne damit für immer vom Tisch sind. Im Wettbewerb seien viele wichtige Erkenntnisse gewonnen worden, mit denen man nun arbeiten könne. Die CSU-Bewerberin räumte ein, dass Abstriche wohl nicht zu vermeiden sind: Eine Raumkapazität von 400 statt wie geplant 600 Besucher "würde auch reichen". Reitsberger erteilte den bisherigen Plänen für das neue Ortszentrum eine Absage. Man müsse doch nicht immer gleich nach der Abrissbirne rufen, sagte er. Zehn Jahre könne das alte Rathaus mindestens noch durchhalten. Weiter entwickeln könne man das Ortszentrum auf dem Feld nebenan, schlug er vor - um gleich einen Einwand von Littke zu kassieren: Das Feld gehöre leider nicht der Gemeinde. Tischler sagte, es gebe gute Argumente für einen Neubau des Rathauses, vor allem die Tatsache, dass man den Mitarbeitern die alten, beengten Räume eigentlich nicht sehr viel länger zumuten könne. Aber auch das neue Haus müsse ja deshalb nicht riesig sein, sondern "schnuckelig, klein, zum Wohlfühlen".

Umgehungsstraßen

Ob die Realisierung der Umgehungsstraßen für Weißenfeld und Parsdorf bis 2020 realistisch sei, wollte Moderator Wieland Bögel von den Kandidaten wissen - schließlich sei gerade erst zu hören gewesen, dass die Landwirte möglicherweise nicht die dafür nötigen Grundstücke hergeben. Brigitte Littke zeigte sich optimistisch: Zwar sei derzeit noch nicht ganz klar, welche Trasse man verwirklichen könne, weil Umweltverträglichkeitsprüfungen für die verschiedenen Varianten vorgeschrieben seien. Die Gemeinde treibe die Vorbereitungen aber zügig voran und führe auch Gespräche mit den betroffenen Landwirten. Lediglich eine Verzögerung habe es gegeben, weil Vaterstetten die Planungen europaweit habe ausschreiben müssen. Heike Tischler verteidigte die Tatsache, dass die SPD auf stockende Grundstücksverhandlungen hingewiesen habe: Man habe nur rechtzeitig warnen wollen, stehe aber eindeutig hinter den Umgehungen. Ganz anders FW-Kandidat Georg Reitsberger: Es handle sich um eine "bombastische Planung" mit immensem Flächenverbrauch. Einfache, verkehrsberuhigende Lösungen seien statt dessen hier gefragt, beispielsweise ein Fahrbahnteiler in Weißenfeld.

Schulzentrum und Schwimmbad

Unterschiedliche Ansichten gab es zur Frage, ob ein großes Schulzentrum realisiert werden oder die Wendelsteinschule erhalten bleiben soll. Littke und Reitsberger sprachen sich klar für den Erhalt des Standorts in der Wendelsteinstraße aus. Die Schule belebe auch die dortigen Geschäfte, unterstrich Littke, überdies wäre eine massive Wohnbebauung, wie sie bisher für das fragliche Areal in Erwägung gezogen war, an dieser Stelle fehl am Platz. Reitsberger stimmte zu und plädierte auch für die Erhaltung des Gebäudes mit seinen "feudalen Klassenzimmern". Als "Quadratur des Kreises" bezeichnete Heike Tischler den Versuch, hier eine Lösung zu finden. Sie verteidigte ihr Eintreten für das große Schulzentrum, unterstrich aber auch, man müsse hier gemeinsam mit den Betroffenen eine Lösung finden.

Dass Vaterstetten auch in Zukunft ein Schwimmbad braucht, darüber waren sich die Kandidaten ebenfalls einig. Nicht aber darüber, wie viel die Gemeinde dafür auf den Tisch legen muss. Heike Tischler jedenfalls hielt die 7,5 Millionen Euro, die derzeit im Gespräch sind, für viel zu hoch gegriffen. In Poing werde für ein ähnliches Bad mit Kosten von 3,5 Millionen Euro gerechnet: "Da stellt sich die Frage: Warum ist bei uns immer alles so teuer und woanders geht das problemlos?" Brigitte Littke erinnerte daran, dass Poing bisher nur eine Vorstudie habe, Vaterstetten hingegen schon konkretere Pläne.

Belebung des Marktplatzes

Erfreulich sei die Situation auf dem Marktplatz nicht, das unterstrichen alle Kandidaten auf die Frage eines Zuhörers. Doch allzu viel dagegen unternehmen könne man nicht, sagte Littke: Leider sei die Gemeinde nicht Eigentümerin des Platzes und der Gebäude. Allerdings wolle man mit dem Eigentümer sprechen, um eventuell attraktivere Ladengrößen zu ermöglichen. "Es gibt fast keine andere Lösung", sagte auch Reitsberger. Tischler schlug vor, über gestalterische Mittel wie Pergolas zu verhandeln. Das Problem sei gewesen, dass hier ein Investor zum Zug gekommen sei, der es nur auf Geld abgesehen habe.

© SZ vom 11.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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