SZ-Forum in Frauenneuharting:Gemeinsame Agenda

Beim SZ-Forum stellen sich die Frauenneuhartinger Bürgermeisterkandidaten Eduard Koch und Franz Gschwendtner vor. Beide wollen ihre Gemeinde behutsam entwickeln, Großprojekte lehnen sie ab.

Von Carolin Fries

Der Mehrzwecksaal war am Freitagabend schon für den Kinderfasching am folgenden Tag geschmückt, doch durch das Burgtor schritten zunächst keine kleinen Könige, sondern große Kronprinzen: Franz Gschwendtner (CSU) und Eduard Koch (parteifreie Wählergemeinschaft) präsentierten sich und ihre Pläne für die Gemeinde beim SZ-Forum. Sie beide wollen im Mai Josef Singer (Liste 3) beerben, der nach zwölf Jahren als Bürgermeister nicht mehr antritt. Damit steht den Frauenneuhartingern erstmals kein Landwirt zur Wahl. Franz Gschwendtner, 54, betreibt eine Versicherungsagentur im Ort. Er ist in der Gemeinde als ältestes von acht Kindern aufgewachsen und war die vergangenen sechs Jahre zweiter Bürgermeister der 1500 Einwohner großen Gemeinde. Eduard Koch, 57, ist in Nordrhein-Westfalen aufgewachsen. Der promovierte Mathematiker lebt seit 25 Jahren mit seiner Familie in der Gemeinde, vor sechs Jahren wurde er in den Gemeinderat gewählt. Etwa 160 Zuhörer verfolgten die eineinhalbstündige Vorstellungsrunde der beiden Kandidaten unter der Leitung von SZ-Mitarbeiter Georg Reinthaler.

SZ-Forum in Frauenneuharting: Unter der Regie von SZ-Mitarbeiter Georg Reinthaler stellten sich die Frauenneuhartinger Bürgermeisterkandidaten Eduard Koch und Franz Gschwendtner den zahlreichen interessierten Bürgern vor.

Unter der Regie von SZ-Mitarbeiter Georg Reinthaler stellten sich die Frauenneuhartinger Bürgermeisterkandidaten Eduard Koch und Franz Gschwendtner den zahlreichen interessierten Bürgern vor.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Infrastruktur

Neue Straßen halten beide Kandidaten für unnötig - sie wären froh, die bestehenden sanieren zu können. "Jedes Jahr ein Stück, dann sind wir in ein paar Jahren fertig", sagte Gschwendtner. Er kündigte an, den Geh- und Radweg von Frauenneuharting bis zur Abzweigung nach Lauterbach verlängern zu wollen. Gschwendtner dementierte zudem das Gerücht, er würde weitere Ortsteile an den Kanal anschließen wollen. "Das ist eine Lüge! Das ist nie rentabel." Koch, der sich in den vergangenen Jahren für mehr Buslinien und einen verbesserte Fahrplan eingesetzt hat, will den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gerne weiter ausbauen. Das Problem sei allerdings die geringe Auslastung der Busse, weshalb er an die Bürger appellierte: "Nutzt Busse!" Koch schlug außerdem eine Teilung der Strecke 444 vor, wonach diese von Aßling bis nach Steinhöring (Anschluss Filzenexpress) durch das Gemeindegebiet führen soll.

Bauland

In den vergangenen Jahren hat die Gemeinde mit wenigen Ausnahmen ausschließlich Bauland für Einheimische ausgewiesen - und dass soll auch künftig so bleiben. Koch allerdings will die Richtlinien zur Vergabe von vergünstigtem Bauland "sozial gerechter" gestalten. So sollten Ehrenamtliche im Kriterienkatalog belohnt werden und Einheimische, die ein gutes Einkommen haben, den Marktpreis zahlen. "Ich weiß, das ist juristisches Minenfeld, aber ich glaube, das ist wichtig", meinte Koch. Gschwendtner sprach sich für ein behutsames Wachstum aus, wonach "auch die nächsten Generationen in ihrer Heimat bleiben können". Er wolle außerdem die Betriebe vor Ort unterstützen, die der Gemeinde sowohl Gewerbesteuereinnahmen als auch Arbeitsplätze vor Ort bescherten. "Es muss ja nicht gleich ein neues Gewerbegebiet sein", so Gschwendtner. Stattdessen könnten frei werdende Räumlichkeiten in landwirtschaftlichen Betrieben neuen genutzt werden. Koch sagte zum Thema Gewerbe, dass es mit ihm "keinen Baumarkt in Frauenneuharting" geben wird.

Mehrzweckhalle und Pfarrhof

Aktuell stehen den Gemeindebürgern zwei größere Räume zur Verfügung: das Pfarrheim und die Mehrzweckhalle. "Der Saal ist gut genutzt", so Gschwendtner. Nicht nur die Schulkinder bewegen sich hier, auch der Sportverein bietet in der Halle Übungsleiterstunden an. Der Geräteraum platze deshalb aus allen Nähten, meinte Gschwendtner. Ein Anbau an den Mehrzwecksaal sei deshalb "dringend" erforderlich. Dem widersprach Koch nicht - auch wenn er den Lagerraum zugunsten eines Platzes für Konzerte gerne im hinteren Teil des Grundstücks sähe. Verschiedene Meinungen haben sie hingegen was den Erwerb des Pfarrhofs in Frauenneuharting betrifft. Die Kirche hat der Gemeinde das denkmalgeschützte Gebäude für etwa 400 000 Euro zum Kauf angeboten, für den Grund käme eine monatliche Erbpacht von 300 bis 400 Euro hinzu. "Ich glaube, dass wir uns das schlicht nicht leisten können", sagte Gschwendtner. "Es gibt momentan wichtigere Projekte." Er spielte dabei unter anderem auf die laut Gutachten etwa 150 000 Euro teure Sanierung des Lehrerhauses an. Koch hingegen meinte, "wir könnten mit einer schwarzen Null durchkommen". Demnach stünden die Räume im Erdgeschoss der Gemeinde zur Verfügung, die das obere Stockwerk vermietet. Er räumte ein, dass der Boden dann zwar immer noch der Kirche gehörte und das Haus dem Denkmalschutz. Er sehe jedoch auch die Gefahr, dass der Pfarrhof ein Schandfleck werden könnte, wenn es nicht in Gemeindehand fällt.

Qualifikation

Gschwendtner will "Bewährtes behalten und die Aufgaben der Zukunft anpacken." Wie das funktioniert, habe er bereits von 1984 bis 1990 als Gemeinderat erfahren, als es darum ging, das Kinderhaus auf den Weg zu bringen und große Baugebiete für Einheimische auszuweisen. 1996 wurde er erneut in den Gemeinderat gewählt. "Bei uns ist die Welt noch in Ordnung", sagte er und kündigte unter seiner Regie ein gedeihliches Miteinander von Landwirtschaft, Gewerbe und Wohnen an. Sicherlich würde sich das Ortsbild langfristig aber verändern. "Das ist ein hohes Maß an Verantwortung." Koch bezeichnete sich als "keinen stromlinienförmigen Bürgermeister". Er könne Entscheidungen nach Jahren bei Siemens durchziehen, "auch wenn ich dabei jemandem auf die Füße trete". Im Gemeinderat habe er in den vergangenen Jahren eine Mobilfunkrichtlinie als Basis für zukünftige Entscheidungen erstellt, die Defizite des Kinderhauses frühzeitig erkannt und Maßnahmen zur Reduzierung eingeleitet. Als Vorteil bezeichnete er seine Unabhängigkeit von Parteien und geschäftlichen Interessen. Auf den Einwurf Gschwendtners, Parteizugehörigkeit habe bei Entscheidungen im Gemeinderat noch nie eine Rolle gespielt, konterte Koch: "Das ist richtig. Nur in der ersten Sitzung. Da hat die CSU alle Posten besetzt."

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