Supermarkt in GrafingGalgenfrist für Bürgerbegehren

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Zwar hat der Grafinger Bauausschuss den Drogeriemarkt an der Leonhardstraße genehmigt. Doch ein Bürgerbegehren könnte den Bau noch stoppen.

Thorsten Rienth

Der Grafinger Bauausschuss legt dem angelaufenen Bürgerbegehren keine formalen Steine in den Weg. Er beschloss zwar die Baugenehmigung für den Vollsortimenter und Drogeriemarkt an der Leonhardstraße. In Kraft treten wird der Beschluss allerdings erst am Ende der gesetzlichen Frist von drei Monaten ab Antragseingang - am 8. Dezember. So kann abgewartet werden, ob die Beteiligung am Begehren groß genug ist und es zum Entscheid kommt. Er würde dann einem vorläufigen Baustopp gleichkommen.

In Grafing sollen ein neuer Supermarkt und ein neuer Drogeriemarkt entstehen. Die Baugenehmigung ist zwar schon beschlossen, dennoch soll erst am Ende der gesetzlichen Frist von drei Monaten gebaut werden.
In Grafing sollen ein neuer Supermarkt und ein neuer Drogeriemarkt entstehen. Die Baugenehmigung ist zwar schon beschlossen, dennoch soll erst am Ende der gesetzlichen Frist von drei Monaten gebaut werden. (Foto: ddp)

Dass mehr als 30 Besucher am Dienstagabend in die Sitzung kamen, zeugte von der Brisanz, die zahlreiche Grafinger vom Tagesordnungspunkt 5 erwarteten. Es ging um die Baugenehmigung für den umstrittenen Supermarkt an der Leonhardstraße. Würde sie sofort erteilt, wäre das Begehren praktisch ausgekontert.

Bauamtsleiter Josef Niedermaier verkündete zunächst wohlwollend aufgenommene Daten: "Bei diesem Bauantrag bedarf es keiner einzigen Ausnahme." Heißt: Das Gebäude werde nicht - wie bei vergleichbaren Projekten durchaus üblich - höher, länger oder in sonst einer Weise umfangreicher. Sogar das Gegenteil sei der Fall. Die Verkaufsfläche des Supermarkts bleibe mit 1400 Quadratmetern sogar unter der Obergrenze von 1700 Quadratmetern. Ähnliches sei beim Drogeriemarkt der Fall.

Niedermaier machte keinen Hehl daraus, dass aus seiner Sicht mehr für den Markt als gegen ihn spricht. "Wir haben hier eine fast einmalige Gelegenheit in dieser Innenstadtlage", warb er für das Projekt. "Wenn wir an den Ortsrand gehen, dann heißt es, wir dürfen den Ortsrand nicht verschandeln - es wird immer Kritik geben." Auch Befürchtungen, wonach der Markt den Verkehr auf der Leonhardstraße stark erhöhen könnte, wies Niedermaier zurück. "80 Prozent der Kunden werden den Markt über die Münchner Straße anfahren - die belasten die Leonhardstraße also gar nicht."

Einige Grafinger sehen das anders und initiieren gerade ein Bürgerbegehren gegen einen Supermarkt an dieser Stelle in dieser Größenordnung. Ziel ist ein kleinerer Markt, der sich auch besser in die Innenstadt einfügen soll. Zu den Initiatoren gehört Kreishandwerksmeister Hans Schwaiger. Ihm ginge es um die Zukunftsfähigkeit der kleineren Geschäfte rund um den Marktplatz, stellte er am Rande der Sitzung klar. "Der Markt wird alleine schon wegen seiner schieren Größe und seiner Auswahl zur Konkurrenz für viele unserer kleinen Geschäfte. Und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass das bei einigen durchaus existenzbedrohend werden kann."

So verschieden die Meinungen zum Markt im Bauausschuss sind, so einig war sich das Gremium über die weitere Vorgehensweise. "Ich finde das einen guten Vorschlag von der Verwaltung", sagte Michael Hirschläger (parteilos). "Wir sollten das Bürgerbegehren abwarten, das ist richtig." Ähnlich sah es Angelika Obermayr (Grüne). "Es wäre jetzt fies, dem Bürgerbegehren den Knüppel zwischen die Beine zu werfen."

Die SPD-Ortsvorsitzende Regina Offenwanger sagte, es sei bei dem Projekt "sehr wichtig, die Bürger mit ins Boot zu holen". Sie habe "ein besseres Gefühl, wenn ich merke, wir vertreten hier die Mehrheit". Ihr Fraktionskollege Franz Frey regte an, das Bauvorhaben auch auf der Bürgerversammlung Ende November zu diskutieren.

Letztendlich stimmte der Bauausschuss dem Vorschlag der Verwaltung zu, das Einvernehmen zu dem Bauantrag zu erteilen, aber die dreimonatige Frist bis Anfang Dezember auszureizen. Gegen den Antrag stimmten Regina Offenwanger und Franz Frey sowie der Grünen-Stadtrat Heinz Fröhlich. Sie lehnen das Bauvorhaben in dieser Größe an der Leonhardstraße per se ab.

© SZ vom 21.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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