Stück "Elfenpest":Eine schöne Seuche

Stück "Elfenpest": Die kecke Fibbs (Lucia Feneberg) stattet der hilfreichen Heilerin Cosima (Maria Würmseer) einen Besuch ab.

Die kecke Fibbs (Lucia Feneberg) stattet der hilfreichen Heilerin Cosima (Maria Würmseer) einen Besuch ab.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das vom Musicalensemble München-Ost und der Musikschule Grafing-Ebersberg inszenierte Stück "Elfenpest" ist alles in allem eine ambitionierte Produktion mit stimmlichem und schauspielerischem Niveau

Von Peter Kees, Ebersberg

Die Geschichte des Musicals beginnt im New York der späten 1920er Jahre innerhalb eines demokratischen und kommerziellen Systems. Unterhaltung für jedermann sollte es sein. Schon deshalb, weil der Theaterbetrieb allein durch die Zuschauer finanziert werden musste. Populäres Musiktheater also, gefüllt mit Elementen des Schauspiels, leichter Musik, Tanz und gesanglichen Nummern. Dabei immer massentauglich. Denn Ziel des Genres war und ist es, mittels Unterhaltung eine möglichst gute Quote zu erreichen.

Die Quote des Mittelalter-Musicals "Elfenpest" im Alten Speicher Ebersberg vergangenen Sonntag jedenfalls stimmte, der Saal war voll. Das Musicalensemble München-Ost MEMO hatte in Kooperation mit der Musikschule im Zweckverband kommunale Bildung dieses Musical produziert, das der 1972 geborene Simon Moll komponiert hat und für dessen Libretto er sich samt zwei Mitstreitern auch verantwortet. Das Musicalensemble München-Ost ist ein kleiner, 2013 entstandener Trupp, bestehend aus fünf Schauspielern und Sängern, einem Gesangscoach sowie einem Pianisten, die sich zum Ziel gesetzt haben, Jung und Alt mit spannenden Geschichten und mitreißenden Liedern zu verzaubern.

Stück "Elfenpest": Die Elfenpest breitet sich schnell aus - wie man an den Ohren, die den Erkrankten wachsen, sehen kann.

Die Elfenpest breitet sich schnell aus - wie man an den Ohren, die den Erkrankten wachsen, sehen kann.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

In "Elfenpest" geht es um eine kleine Stadt im Mittelalter, die von einer unbekannten Krankheit heimgesucht wird. Die Symptome: Den Kranken "wachsen" Elfen-Ohren, in einem späteren Stadium fallen sie dem Wahnsinn anheim. Das Stadtoberhaupt lässt nach einem Alchemisten schicken, der ein Mittel gegen diese Seuche finden soll. Die Pest ist in der Stadt. Dem Alchemisten Murkus Mack bleibt wenig Zeit. Da gibt es eine Heilerin - Cosima. Doch ehe die helfen kann, wird sie der Hexerei beschuldigt und eingesperrt. Mack befreit sie und gemeinsam will man nun einen Heiltrank brauen. Doch Anna, Macks einstige Liebe, hat auf Rat des Paters Septimus wichtige Zutaten entwendet. Denn Pater Septimus will sich mit den Spendengeldern, die er für die Kranken sammelt, in einer Kathedrale verewigen. So rät er Anna, sie müsse Mack, um dessen Liebe zurückzugewinnen, das Handwerk legen. Schweren Herzens tut sie es und bemächtigt sich des Heilkrauts . . . Alles löst sich natürlich auf: Die Pest wird besiegt, Liebe erweist sich als die starke, tragende Kraft. Sogar der böse Pater Septimus wird schließlich begnadigt, denn er war der Erste, der den Heiltrunk testen musste.

Die Bühne war wenig opulent. Schwarzer Molton-Aushang, in dem die Darsteller aus schlichten Pappkartons ihre Spielorte bauten. Ein Nummerntheater mit seichten, typisch musicalartigen Songs, Duetten, Terzetten und Chören. Getanzt wurde übrigens auch nicht. Das Stück an sich ist handwerklich nicht schlecht gebaut. Doch die Inszenierung war dennoch kein wirklich großer Wurf. Die Regie strukturierte eher ordnend, als dass sie Show oder großes Theater zauberte. Der Schauspieler Roberto Martinez hatte diese Aufgabe übernommen.

Immerhin, die Dialoge waren sauber gearbeitet. Und auch die Darsteller haben einiges an Arbeit in das Stück investiert. Auffallend übrigens der Komponist, Simon Moll, der in die Rolle des Paters schlüpfte. Er hatte große Bühnenpräsenz, zeigte stimmlich und spielerisch Niveau. Als Murkus Mack war Markus Muck zu erleben, der neben dem Spiel auch als Organisator mitwirkte. In diesem Fall arbeitete er am Libretto mit und hatte die Produktionsleitung inne. Die drei Frauen, Cosima, gegeben von der Mathematik- und Physiklehrerin Maria Würmseer, die auch am Libretto mitwirkte, Anna, gespielt von der Schülerin Sophia Mayer, und die Schülerin Lucia Feneberg als Fibbs hatten durchaus Qualität. Vor allem für die beiden Schülerinnen liegt aber noch so einiges an Arbeit vor einer professionellen Musicaldarsteller-Karriere, die sie laut Programmheft anstreben. Lucia Feneberg ist dabei mit Witz und spielerischem Talent aufgefallen. Als Graf Josef Anton von Buckelbühl war Tobias Zeitz zu hören. Moritz Moll gab den Herold, Wolfgang Sierwald und Oliver Grieshammer waren als Wachen zu erleben. Als Volk und Hofstaat trat der Musikschulchor "choir's chrossing" auf, sorgfältig einstudiert von Martin Danes und - so wie alle Mitwirkenden - mit großer Freude und Leidenschaft bei der Sache. Der Schul- und Kirchenmusiker Thomas Pfeiffer dirigierte vom Keyboard aus ein Ensemble mit Flöte, Klarinette, Bass, Schlagzeug und eben Keyboard. Durchweg überzeugend war die Tontechnik. Hier gelang es, Stimmungen und Räume akustisch zu zaubern, die optisch nur angedeutet waren.

Alles in allem eine ambitionierte Geschichte - bleibt nur die Frage, warum denn unbedingt Musical? Muss man denn partout massentauglich sein?

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