Stromausfall in Zorneding:Blackout

Kaputter Trafo, beschädigtes Erdkabel: Am späten Donnerstagabend fällt in Zorneding für zwei Stunden der Strom aus. Auch 12 000 Haushalte in Vaterstetten und Grasbrunn sind kurzzeitig betroffen

Von Karin Kampwerth

Im Kollegstufentreff "Bauhaus" in Vaterstetten saßen die Abiturienten bei ihrem Stammtisch beisammen, im Zornedinger Rathaus hatten die Gemeinderäte gerade ihre nichtöffentliche Sitzung beendet, und wer terminlich nicht verpflichtet war, saß vielleicht auf der Couch und wartete mit Spannung darauf, ob die Autobahnpolizisten von RTL einen Anschlag mit dem Ebola-Virus verhindern können - doch mit einem Schlag war alles dunkel! Während in Vaterstetten die Lichter nach nur zehn Minuten wieder angingen, dauerte ein Stromausfall am Donnerstagabend in Zorneding mehr als zwei Stunden von 22 bis 0.15 Uhr an. Nach Angaben eines Firmensprechers von Eon waren in Vaterstetten und auch in Teilen Grasbrunns etwa 12 000 Haushalte betroffen, in Zorneding und Pöring noch einmal 3000. Schuld daran waren ein kaputter Trafo im Umspannwerk in Vaterstetten und ein Defekt an einem von dort nach Zorneding führenden Erdkabel.

"Ich hatte gerade die Haustüre aufgesperrt, als ich im Dunklen stand", berichtet Grünen-Gemeinderätin Barbara Weiß. Eine andere Zornedingerin kam gar nicht mehr so weit. "Ich habe mein Türschloss partout nicht gefunden", erzählt sie. Deshalb sei sie kurzerhand zur Wohnung ihrer Mutter nach Baldham gefahren, wo sie dann übernachtet habe. Unterdessen versammelten sich die Zornedinger in Grüppchen mit Taschenlampen auf den stockfinsteren Straßen, um die Ursache des Stromausfalls zu erfahren. Denn wer die Hotline der Firma Eon anrief, bekam nur die Aussage vom Tonband, dass Mitarbeiter unterwegs seien, um den Schaden zu beheben, man aber keine Angaben darüber machen könne, wie lange die Störung andauern würde.

Tags darauf erklärte der Eon-Sprecher, dass eine Reihe unglücklicher Umstände für den ungewöhnlich langen Blackout verantwortlich waren. Einerseits habe es einen "Erdschluss", also einen Kurzschluss eines Erdkabels, gegeben. Andererseits ging im Umspannwerk am Philipp-Maas-Weg in Vaterstetten, von wo aus das defekte Erdkabel nach Zorneding führt, der Umschalter an einem Trafo kaputt. Dies hatte zur Folge, dass auch die Feuerwehr ausrücken musste. Laut Kreisbrandrat Gerhard Bullinger hatten sich immer wieder Lichtbögen über dem Betriebsgelände gebildet. Schwieriger gestaltete sich die bis Freitagnachmittag andauernde Suche nach der schadhaften Stelle in dem Erdkabel. Die Eon-Mitarbeiter seien sofort ausgerückt, um die Stelle zu lokalisieren, erklärte der Firmensprecher. Leitungsabschnitt für Leitungsabschnitt musste über die Steuerung des bayerischen Netzwerkes in Neunburg vorm Wald geortet und überprüft werden. Nach zwei Stunden hätten die Mitarbeiter die Stelle eingrenzen können, sodass der Strom im maschenartig verlegten Netz umgeleitet werden konnte.

Unterdessen war selbst die Polizei in Poing mit dem Stromausfall beschäftigt. So berichtete ein Beamter, dass Streifen ausrücken mussten, weil der Kurzschluss in mehreren bewachten Objekten Fehlalarme ausgelöst hätten. Und wohl noch eine Folge wird der Stromausfall gehabt haben. "Ich möchte nicht wissen, wie viele Leute am Freitag zu spät zur Arbeit gekommen sind", sagt Kreisbrandrat Bullinger. Schließlich sei auch die Programmierung von allen Radioweckern ausgefallen.

Mit Humor nahmen den Stromausfall auch die Zornedinger Gemeinderäte, die sich im Anschluss an ihre Sitzung noch im Café Herzog auf ein Bier getroffen haben. Das anschauliche Beispiel hätte ihnen verdeutlicht, dass es keine gute Idee sei, nachts die Straßenbeleuchtung abzuschalten, um Strom zu sparen, erzählte Bürgermeister Piet Mayr (CSU). Und sie hätten freilich auch darüber sinniert, ob die Gemeinde in neun Monaten wohl spürbaren Zuwachs bekommen wird.

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