Streit um Messung:Aus für Windpark im Forst

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Der Investor Green City Energy rückt aus Kostengründen von dem Versprechen ab, den Wind auf Nabenhöhe zu messen. Ein Kompromissvorschlag fällt im Umweltausschuss des Kreistags aber durch

Barbara Mooser

- Der Windpark im Ebersberger Forst ist wohl vorerst gescheitert. Das Unternehmen Green City Energy (GCE), das die Anlage geplant hatte, zieht sich aus finanziellen Gründen von dem Vorhaben zurück. Eine einjährige Windmessung auf der Nabenhöhe der geplanten Anlage sei ein zu großes Risiko, erklärte ein Vertreter von GCE bei der Sitzung des Umweltausschusses des Kreistags am Mittwoch. Noch vor gut einem Jahr hatte das Unternehmen eben jene Messung zugesagt - sie war daraufhin auch Verhandlungsbasis bei allen Entscheidungen in den betroffenen Anliegergemeinden gewesen. Mehrere Kreisräte unterstrichen, dass man sich nun eben auf die Suche nach einem neuen Investor machen müsse.

Eine Entscheidung traf der Ausschuss in seiner Sitzung am Mittwoch nicht mehr - das hatte er schon im Juni getan. Aus Gründen der Glaubwürdigkeit müsse man auf einer Messung in Nabenhöhe, voraussichtlich 140 Meter, beharren, so die Meinung der Mehrheit der Ausschussmitglieder damals. Denn der Widerstand gegen die Anlagen in den Anliegergemeinden war erheblich gewesen; die Bürgermeister von Vaterstetten, Zorneding und Anzing hatten ihren Bürgern stets erklärt, die Anlagen würden nur errichtet, wenn eine Windmessung auf Nabenhöhe eine entsprechende Windausbeute in Aussicht stelle.

Dies hatten auch Vertreter des Unternehmens zunächst versichert, dann aber im Frühjahr eine Wende vollzogen: Sie erklärten, nur in einer Höhe von 100 Metern messen zu wollen und die Ergebnisse hochzurechnen. Denn der Kostenunterschied ist groß: Während eine Messung in 140 Metern Höhe etwa 220 000 Euro kosten würde, blieben die Kosten bei einer Messung auf 100 Metern unter 100 000 Euro. Um aber dem Vorhaben noch eine Chance zu geben, vereinbarte man in der Sitzung des Umweltausschusses im Juni dennoch weitere Gespräche mit GCE.

Bereits im Rahmen einer nichtöffentlichen Sitzung im Juli machte das Unternehmen den Vorschlag, zwar nur bei 100 Metern zu messen, bei Erfolg versprechenden Ergebnissen nach einem halben Jahr aber eine zusätzliche Lidar-Messung zu veranlassen. Die Lidar-Technik (light detection and ranging) ermöglicht es, mit Hilfe von Laserstrahlen die Geschwindigkeit von Aerosolen zu messen - auch in großen Höhen. Nach Angaben von Peter Meier vom TÜV Süd brächte eine Messung durch einen 100-Meter-Mast in Kombination mit einer Lidar-Messung qualitativ vergleichbare Ergebnisse wie eine Messung mit einem 140-Meter-Mast. Für GCE hätte diese Kombination den Vorteil gehabt, dass die eigenen Verluste geringer ausgefallen wären, sollte der Windpark letztlich aus Windmangel nicht realisiert werden können. Man sei bestrebt, "ein vernünftiges Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen" herzustellen und sei nicht bereit, ein so hohes Risiko zu tragen, sagte Dirk Woldrich, Bereichsleiter für Windkraft bei GCE.

Auf die Frage von Max Maier (Grüne), was GCE machen würde, wenn der Kreis dennoch auf dem 140-Meter-Mast beharre, sagte Woldrich: "Dann werden wir nicht messen." Eindringlich appellierte Maier an die übrigen Kreisräte, angesichts dieser Situation den Kompromiss zu akzeptieren und die früher gefällte Entscheidung zu revidieren. Schließlich seien alle an der Energiewende interessiert. Da müsse man schon auch einmal "über den eigenen Schatten springen" und dürfe sich nicht davon beirren lassen, "dass ein paar Bürger schimpfen", sagte Maier. Robert Niedergesäß, CSU-Kreisrat und Bürgermeister von Vaterstetten, hingegen betonte, man solle den "Konsens mit der Bevölkerung" nicht aufkündigen. Die 140 Meter seien immer "Geschäftsgrundlage" für alle Verhandlungen gewesen. Im Übrigen gebe es auch Themen, wo den Grünen die Meinung der Bürger ganz wichtig gewesen sei - beispielsweise bei der grünen Gentechnik. Eine neue Abstimmung gab es letztlich nicht.

© SZ vom 28.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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