Streit in Grafing:Zu dicht

Grafing Grundstück Ecke Enthammerst.

Auf dieser rund 5500 Quadratmeter großen Fläche sollen nach Plänen der Stadt Grafing bis zu 36 neue Wohneinheiten entstehen. Den Anwohner ist das zu viel. Sie kritisieren, dass beim Aufstellen des Bebauungsplans bestehende Regelungen einfach ignoriert worden seien.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Stadt Grafing plant ein neues Baugebiet in der Dobelklause. Gegen die Pläne im Rathaus protestieren Anwohner. Sie fürchten mehr Verkehr und fordern eine lockerere Bebauung

Von Thorsten Rienth, Grafing

Wer die Pfarrer-Dr.-Zeiller-Straße von Süden nach Norden entlang radelt, sieht nach der Löwengruben-Abzweigung rechts eine große Wiese. Etwa 5500 Quadratmeter misst sie in der Fläche. Die Stadt Grafing stellt für das Areal gerade einen Bebauungsplan auf. Doch den Nachbarn ist dieser eine deutliche Nummer zu groß. "Der Neubau hat für uns Anwohner viele negative Folgen", klagen die Nachbarsfamilien Fürbeck, Metzner und Weisl in einer Stellungnahme. Sie kritisieren den über den Sommer im Rathaus ausgelegten Bebauungsplan-Entwurf. Die darin zulässige Bebauung sei zu dicht, die Planung laufe auf eine "einseitige Verteilung des zusätzlichen Verkehrsaufkommens" hinaus. Gerhard Weisl zufolge haben insgesamt 72 Nachbarn die Eingabe unterzeichnet.

Neubauten sind derzeit auf der Wiese zwar noch nicht konkret geplant. Wohl aber will die Stadt mit der Aufstellung des Bebauungsplans eine mögliche neue Siedlungsentwicklung koordinativ begleiten. Aus Perspektive des Bauamts bieten sich für den nördlichen Teil des Areals Reihenhäuser an. Weiter südlich hält es auch Mehrfamilienhäuser für vertretbar. Bis zu 36 Wohneinheiten könnten so auf dem halben Hektar Wiese entstehen.

Der Bauausschuss beschied den Bebauungsplan-Entwurf im April durchweg positiv, dagegen erheben die Nachbarn einen schweren Vorwurf: "Die bereits bestehenden Regelungen aus den Bebauungsplänen der umliegenden Grundstücke hinsichtlich Bebauungsdichte, Abstandsflächen und Grünflächen wurden bei diesem Bebauungsplan größtenteils ignoriert." Bauamt wie Bauausschuss sehen das anders: Die Reihenhäuser im Norden würden die eher niedrige Bebauung aus der Pfarrer-Dr.-Rauch-Straße in Richtung Westen fortsetzen. Gen Süden hin könnte sie sich dann stufenweise erhöhen. Die Ost-West-Ausrichtung der umliegenden Siedlungen will die Stadt beibehalten. Das schaffe vergleichsweise großzügige Freiräume und verhindere eine Abriegelung des neuen Baugebiets. Die erlaubten zwei Vollgeschosse plus Pultdach begrenzten eine Höhe, die auch im Umfeld keine Seltenheit ist.

Dass die erlaubte neue Bebauung etwas dichter als die jahrzehntealte umliegende werden dürfte, bestreitet Bauamtsleiter Josef Niedermaier nicht. Ob aus kommunaler städtebaulicher Zielvorstellung oder dem freistaatlichen Landesentwicklungsplan (LEP): "Wir müssen gerade heute mit der beschränkten Ressource Boden verantwortungsvoll umgehen." Anwohner Weisl will das nicht grundsätzlich abstreiten. "Dass das Gebiet dort entwickelt wird, kann ich nachvollziehen." Nur eben nicht im geplanten Ausmaß von bis zu 36 Wohneinheiten - und dem dadurch befürchteten zusätzlichen Verkehr. Deshalb fordern Weisl und Nachbarn eine Begrenzung auf maximal 24 Wohneinheiten plus einer zweiten Tiefgarageneinfahrt im Norden des Geländes. Bislang ist nur eine Einfahrt auf Höhe der Löwengrube vorgesehen.

Diese hält die Stadt nach wie vor für ausreichend. "Wir sind der Ansicht, dass die Verkehrsbelastung nicht über Gebühr ist und die Straßen den zusätzlichen Verkehr problemlos abwickeln können", sagt Niedermaier. Eine Verkehrsanalyse, die auch eine Forderung der Anwohner ist, sei bereits in Auftrag gegeben. Ob das die Bedenken in der Nachbarschaft ausräumt, könnte fraglich sein. Sie ordnen die Aufstellung des Bebauungsplans auch eine Ebene höher ein: Die Stadt müsse sich fragen, "ob die massiven Bautätigkeiten der vergangenen Jahre in Grafing und dem damit einhergehenden Bevölkerungszuwachs verträglich für eine gesunde Ortsstruktur sind". Aber das ist eine andere Geschichte. Mit dem Baugebiet in der Dobelklause geht es in einer der nächsten Bauausschusssitzungen weiter.

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