In der Fastenzeit ist ja gern mal die Rede von Verzicht, manche schwören in dieser Zeit auf "Digital Detox", also etwa den Verzicht auf zu viel Surfen im Internet. Martin Lechner, Straußdorfer Landwirt und Kreisrat, hat sich nichts dergleichen vorgenommen, doch ins Internet kommt er von seinem heimischen PC seit elf Tagen rein gar nicht. Ebenso wenig wie der Rest seiner Familie und die neun weiteren Nachbarn in der Moosstraße in Straußdorf. Auch das Festnetztelefon ist tot. "Das ist der Wahnsinn", sagt Lechner zur Einleitung, wenn man ihn bittet, seine Geschichte zu erzählen.
Der Auslöser des Ganzen ist eigentlich typisch Straußdorf. Offiziell Grafinger Stadtteil, ist es tatsächlich eines der schönen Bauerndörfer im Süden des Landkreises. Hier gibt es noch einige Landwirte, die ihre Betriebe bewirtschaften und bisweilen eben auch mit ihren Frontladern unterwegs sind. Und noch etwas gibt es in Straußdorf, das man sonst kaum mehr sieht: oberirdisch verlaufende Telefonkabel. Und so traf nun eben am 11. März das eine auf das andere: Ein Landwirt riss mit seinem Frontlader das Kabel durch. Der Mann ärgerte sich erst einmal gründlich und informierte dann sogleich alle relevanten Stellen über sein Missgeschick.
Und dann passierte... gar nichts. Zweimal täglich ruft Martin Lechner seit jenem Freitag vor knapp zwei Wochen bei der Telekom an, jedes Mal hat er jemand anderen in der Leitung. "Aber ganz egal, mit wem man spricht, keiner kann sagen, wer was wann regelt. Oder warum nichts passiert. Es ist eine Katastrophe", sagt er. Sein Telefon hat er aufs Handy umgeleitet, doch es gäbe halt doch einiges, was er am Desktop machen müsste; dort liegen Programme, die am Handy nicht laufen.
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Über Cloud-basierte Lösungen sprechen, während das Internet wackelt - das kommt nicht so gut
Immerhin kann Landwirt Lechner trotzdem arbeiten, momentan gibt es auf den Feldern eh einiges zu tun. Da hat es sein Nachbar Marcus Bohle schon noch ein bisschen schwieriger. Er ist Fachmann für Software-Logistik und arbeitet grundsätzlich von daheim aus. Über einen Hotspot geht er jetzt eher schlecht als recht ins Internet, doch auf diese Weise eine Präsentation halten, das traut er sich eher nicht. Denn über Cloud-basierte Lösungen zu sprechen, während die Internetverbindung wackelt - das käme bei den Kunden möglicherweise nicht ideal rüber. Bohle ist Kunde bei Vodafone, seinen Anbieter hat er über die Störung und den Grund dafür informiert. Doch auch der Hinweis, dass ohne ein heiles Kabel auch Vodafone nicht viel ausrichten kann, hinderte das Unternehmen laut Bohle nicht daran, einen Techniker anzukündigen, wenn auch nicht vorbeizuschicken, im angekündigten "Zeitfenster" von 8 bis 16 Uhr klingelte jedenfalls niemand bei Bohle. "Ein totaler Witz", sagt er.
Von absurden Anrufen kann auch Martin Lechner erzählen, "ich bin in meinem Leben noch nie so angelogen worden", sagt er. Bei einem seiner Telefonate mit der Telekom sei vom Gesprächspartner behauptet worden, der Schaden sei längst behoben - dabei hatte Lechner noch kurz zuvor gesehen, dass das Kabel genau so zerrissen in der Hecke hing wie nach dem unglückseligen Zusammentreffen mit dem Frontlader.
Doch jetzt soll sich wirklich was tun. "Die Instandsetzung läuft und soll im Laufe des morgigen Tages beendet werden", kündigt ein Sprecher der Telekom am Dienstagmittag auf Anfrage der SZ Ebersberg an. Er verweist auch auf zahlreiche Angebote, die man den Kundinnen und Kunden gemacht habe, etwa die Rufumleitung aufs Handy, die Möglichkeit von mobilen Hotspots oder die Umleitung von Faxen auf E-Mail-Adressen. In vielen Fällen habe der Kundenservice ohnehin mit den Betroffenen Kontakt aufgenommen und Möglichkeiten zur Überbrückung angeboten. "Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten der betroffenen Kundinnen und Kunden, die wir allerdings nicht zu verantworten haben", so der Telekom-Sprecher.