Straßenbeleuchtung:Licht und Schatten

Straßenbeleuchtung: Hell erleuchtet ist in Markt Schwaben zum Beispiel die Herzog-Ludwig-Straße, in der sich die Laternen eng aneinanderreihen, manchmal sogar beidseitig.

Hell erleuchtet ist in Markt Schwaben zum Beispiel die Herzog-Ludwig-Straße, in der sich die Laternen eng aneinanderreihen, manchmal sogar beidseitig.

(Foto: Christian Endt)

Auf Wunsch ihrer Bürger rüsten viele Gemeinden auf. Helligkeit verbessert die Verkehrssicherheit und spart Strom - ob es auch gegen Kriminalität hilft, ist umstritten

Von Franziska Langhammer, Ebersberg

Wer in den vergangenen Monaten den Bürgerversammlungen im Landkreis beiwohnte, konnte landauf, landab immer wieder vernehmen: Wir wollen mehr Licht. Ob es um die Sportanlage in Steinhöring oder Kirchseeoner Straßenzüge ging; die derzeitige öffentliche Beleuchtung scheint vielerorts den Bürgern nicht auszureichen. So stellte etwa ein besorgter Oberpframmener Bürger eine Anfrage, ob man in der Gemeinde nicht die Laternen auf helleres Licht umrüsten könne - auch für den Schutz "vor Gefahren der Dunkelheit". Woher rührt dieses gesteigerte Bedürfnis nach Helligkeit?

Oberpframmerns Bürgermeister Andreas Lutz (CSU/Bürgerliche) räumt zwar ein, dass die Angst vor Kriminalität eine Rolle spielen könne. Doch er glaubt, dass vor allem die Angst vor Unfällen der Grund für die gesteigerte Nachfrage nach Beleuchtung ist. "Durch die Innenverdichtung gibt es mehr Fahrzeuge, die an den Gehsteigen parken", erklärt er, "wenn die Laternen auf der anderen Seite der Straße stehen, verdunkeln die Autos den Gehbereich." Außerdem sei es normal, dass die Beleuchtung nach einigen Jahren an Leistung nachlasse. In Oberpframmern soll daher - auch im Sinne der Energiewende - dieses Jahr die Beleuchtung der Straßenzüge Schritt für Schritt auf LED umgestellt werden.

Schon vor zehn Jahren wurde in Markt Schwaben der Sicherheitsbeirat ins Leben gerufen. Eine der ersten Amtshandlungen war, das Beleuchtungskonzept in der Gemeinde zu überprüfen, erzählt der erste Vorsitzende Ralf Jorga. Schnell wurde dabei klar, dass die Lampen häufiger und gründlicher von Bemoosung und Staub befreit werden müssen, damit die Lichtabstrahlung besser ist. In den folgenden Jahren wurden kontinuierlich Energiesparlampen eingesetzt. "Da ist eine Menge passiert", sagt Jorga. Messbar ist der Erfolg etwa an der Tiefgarage am Marktplatz: Früher waren die Anwohner häufig durch nächtlichen Lärm und Radau gestört, morgens zeigten sich Schmierereien an den Wänden. "Seit wir dort mehr Licht haben, ist es deutlich besser", erzählt Jorga.

Im gesamten Gemeindegebiet werden nun seit 2016 nach und nach alte Leuchten durch LED-Lampen ersetzt, sagt Uwe Müller vom Bauamt Markt Schwaben. Vor allem die Informationspolitik in Sachen Licht sei jetzt besser organisiert: Sobald irgendwo eine Leuchte ausfalle, werde der zuständige Netzbetreiber in Kenntnis gesetzt, der dann wiederum schnell reagieren kann. In den kommenden Wochen will man in Markt Schwaben zudem erstmals eine neue Technik ausprobieren. An zwei Stellen im Gemeindegebiet, darunter im Burgerfeld, werden Solar-LEDs aufgestellt; weil diese keinen Netzanschluss brauchen, könnten sie flexibler einsetzbar sein, wenn es schnell gehen muss.

Ob es wirklich einen Zusammenhang zwischen Ausbau der Beleuchtung und einer Abnahme von Kriminalität gibt, sei schwer messbar, sagt Jürgen Weigert, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. Im Bereich um den Bahnhof Markt Schwaben etwa zeichnet sich trotz Ausbau der Beleuchtung eher ein Anstieg der Delikte an, vor allem beim Fahrraddiebstahl. Doch das, so Weigert, geschehe meist am helllichten Tag.

Auch wenn das Empfinden, im Hellen sei man sicherer, ein subjektives ist, sind hier Maßnahmen für das gute Gefühl der Bürger wichtig. "Der Zusammenhang zwischen Licht und Sicherheitsempfinden ist eindeutig untersucht", erklärt Lichtexperte Christoph Heyen, der Mitglied im bundesweit angesiedelten Expertenforum Außenbeleuchtung ist. Wer nachts auf der Straße unterwegs sei, müsse auf zehn Meter Entfernung das Gesicht der entgegenkommenden Person erkennen, um sich sicher zu fühlen. Das gelte heutzutage für Männer wie Frauen gleichermaßen. Ein großes Problem vieler Orte in Deutschland sei, dass die Straßenlaternen in zu großen Abständen aufgestellt seien. "Die Gleichmäßigkeit einer guten Straßenbeleuchtung ist das wichtigste Gütemerkmal", sagt Heyen, "optimal ist ein Abstand von 25 bis 30 Metern zwischen den Straßenlaternen." Ein weiteres Problem sei, dass oft falsche Leuchten in der Straßenbeleuchtung verwendet würden. Kegel-Aufsatzleuchten mit Milchglas sind immer noch weit verbreitet in Wohngebieten. "Diese erzeugen zwar Helligkeit im Auge, aber man sieht nicht, was auf der Straße passiert", so der Lichtexperte. Zudem würde oftmals die Straßenbeleuchtung falsch geplant, so dass etwa Wohngebäude angestrahlt würden anstatt die Straßen selbst. Energieeffiziente Straßenleuchten zeichnen sich durch optimale Lichtlenkung aus und verhindern damit unerwünschte Lichtimmissionen.

Ein ähnliches Problem hat beispielsweise Steinhöring. Dort sind derzeit vor allem sogenannte Peitschenleuchten aufgestellt: Laternen, die sich in geschwungener Form zur Straßenmitte hin biegen. "Die leuchten nicht immer da hin, wo sie sollen", sagt Bürgermeister Alois Hofstetter (CSU). Von diesem Jahr an werden die alten Lampen in der Gemeinde nach und nach durch LED-Licht ersetzt. So soll beispielsweise bei der Querungshilfe am Sportplatz die Beleuchtung ausgebaut werden. Was an der Bahnhofsstraße passiert, die momentan nur von zwei Lampen angestrahlt wird, steht noch nicht fest. "Das Sicherheitsbedürfnis unter den Bürgern ist auf jeden Fall gestiegen", konstatiert Hofstetter. Heute lese und höre man mehr und sei dadurch verunsichert; doch eigentlich sei es nachts auf den Straßen genauso sicher wie früher.

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